Barbados

Kaum zu glauben, wir sind tatsächlich auf Barbados!

Diesen Moment habe ich mir oft versucht vorzustellen – wie fühlt es sich an, wenn man in Barbados ankommt und weiss, man hat den Atlantik überquert? Was für ein Glücksgefühl muss es sein..! Hm…, irgendwie nicht…! Es ist nicht greifbar, man realisiert erst nach und nach was für eine Distanz von uns überwunden wurde. Es geht den anderen Teilnehmern genauso. Eine besondere Erfahrung war die Zeitumstellung. Nimmt man das Flugzeug, wird man knallhart in die aktuelle Zeit hinein katapultiert. Unsere offizielle Uhrzeit für das Logbuch war die UTC-Zeit, unsere „Lebenszeit“ haben wir immer mal wieder angepasst, bis wir auf Barbados die richtige lokale Zeit (MEZ minus 6 Std.) einstellen konnten. So haben wir die Zeitumstellung langsam durchschritten.

Während der Planungsphase macht man sich so viele Gedanken, über die Ausrüstung, über das Wetter und über all die Dinge die passieren können. Wir haben uns Sorgen über Stürme, heftigen Seegang und die gefürchteten Squalls gemacht. Wir hatten für uns beschlossen, nicht zu starten falls Unwetter gemeldet wäre. Nein, wir wollten uns keinem Gruppenzwang unterwerfen. Aber wir haben nie darüber nachgedacht, was wir tun würden, wenn kein Wind gemeldet ist. Wir hatten während der ersten drei Tage unserer Reise einen windstillen, absolut glatten Ozean. Es war so windstill, dass einige Crews einen Badestopp mitten auf dem Ozean, bei 4000 Meter Tiefe, eingelegt haben. Wären wir ohne die Gruppe gestartet, hätten wir unseren Start um drei Tage verschoben!

Als zweiter Punkt waren es die möglichen Erkrankungen, mitten auf dem Ozean, die uns Sorgen bereiteten. Diese Angst wird auch gerne von all den Ausrüstern geschürt, lassen sich doch so diverse Emergency-Kits verkaufen. Auch wir haben eine gut sortierte Apotheke dabei und immer den Zweifel, nicht genügend ausgerüstet zu sein. Doch wenn man sich wohl fühlt, wird man nicht so schnell krank. Sicher ist es gut eine Grundversorgung an Bord zu haben, doch man sollte es nicht überbewerten.
Wichtig fand ich den Sicherheitsaspekt und zu wissen, dass man sich an Absprachen hält. Worst case, besonders für eine Zweiercrew, ist, wenn jemand über Bord fällt. Wir haben vor unserem Start ein Sicherheitstraining besucht und im praktischen Teil festgestellt, dass es fast unmöglich ist, eine über Bord gegangene Person zu bergen. Daher ist die wichtigste Regel an Bord: es darf keiner über Bord gehen. Während der Nachtwachen darf der Wachhabende das Cockpit nicht verlassen, ohne den anderen zu wecken. Dieses Seminar halten wir beide für absolut sinnvoll.

Aber zurück zu Barbados. Nachdem wir diesen unglaublich bürokratischen Einklarierungsprozess absolviert haben, können wir auf Barbados ankommen. In Bridgetown tobt das Leben, meist liegen hier drei Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig. Die Stadt ist sehr quirlig, die Menschen sehr freundlich, immer mit einem Lachen.
Wir haben die Option über Cornell-Sailing im Stadthafen, der Careenage, anzulegen, die Liegegebühren sind im Preis enthalten. Man muss aber die tägliche Brückenöffnungszeiten beachten, damit man einlaufen kann. Wir beschließen erst mit dem Dinghi in den Hafen zu fahren, um uns ein Bild zu machen. Oh je, da sind wir uns schnell einig, doch lieber draußen in der Bucht zu ankern. In der Careenage ist es laut, stickig und schmutzig. Ist die Gefahr in der Karibik groß sich Ungeziefer an Bord zu holen, da scheint es uns hier fast unvermeidlich dass es passiert. Kakerlaken sind immer präsent, aber viel schlimmer finden das Risiko sich Ratten an Bord zu holen. Für die Ratten ist es ein Leichtes über die Leinen an Bord zu klettern – eine schreckliche Vorstellung.

Ankerfeld Carlisle Bay

Wir wählen also die zweite Option und ankern in der Carlisle Bay, direkt vor dem englischen Yacht-Club. Dort gibt es alles, nur keine Yachten! Wir, als Mitglied der Atlantik-Odysee haben das Privileg „member of time“ zu sein und dürfen dieses sehr schöne Areal nutzen und genießen. Die Englische Gesellschaft verbringt hier ihre Strandtage, es gibt eine Bar, das Ambiente erinnert an die Kolonialzeit. Wir fühlen uns schon etwas elitär, wenn wir das Schild passieren: „only for member“.

Yacht-Club Barbados
Strandbar Yacht-Club

Nur das Anlanden mit dem Dinghi bleibt eine Herausforderung. Schlägt das Dinghi quer, hat man verloren und im schlechtesten Fall überschlägt man sich. Am Strand werden alle Techniken für die perfekte Anlandung eifrig diskutiert. Die Crew von „Finally“ hat sich überschlagen und den Außenborder dabei beschädigt. Bitter war auch, dass ein Crewmitglied sich bereits während der Atlantiküberquerung die Schulter ausgerenkt hatte und nun noch eine Bruchlandung erleben musste. Wir hören von ihnen, dass man die Wellen zählen muss und nach der siebten großen Welle starten sollte, hätten ihnen die Einheimischen geraten. Okay, das wollen wir probieren: Gerrit und ich stellen uns in Startposition, fokussieren die Wellen, zählen bis sieben, rennen durch die Brandung, springen ins Dinghi, hat alles super geklappt, aber… wo ist der Starter für den Außenborder?? Oh, Mist, noch in der Tasche…, schon hat uns die achte Welle wieder an den Strand gespült!!
Eine Frage stellt sich für uns bei dieser Technik: woher weiss man wann es die Welle Nr. 1 ist? Da werden wir noch mal nachfragen müssen 😉
Aber wir lernen jeden Tag und unsere Anlandungen werden immer perfekter, schon bald brauchen wir keine trockene Ersatzkleidung mehr!

Immer wieder amüsieren wir uns über diese coolen Menschen und ihr mitreissendes Lachen. In der Markthalle frage ich eine Marktfrau was das für eine Frucht ist. Ein Golden Apple, antwortet sie, gibt es nur hier auf Barbados. Schon wird eine Frucht geschält, mit Salz eingerieben, ich soll probieren. Mehrere Augenpaare sind erwartungsvoll auf mich gerichtet: “do you like it?“ na ja, ich will ja nicht unhöflich sein, also sage ich „yes, I do“ Gleich ertönt dieses kehlige, mitreissende Lachen. Diese schönen, lachenden Menschen mit ihren Rasterlocken und immer wird man gegrüßt und gefragt , wie es einem geht.
Der Taxifahrer fragt uns aus welchem Land wir denn kommen. Aus Germany, unsere Antwort. Oh, dann ist doch Herr Putin unser Präsident. Nein, nein, stellen wir schnell richtig, zum Glück nicht! Unsere Präsidentin heisst Angela Merkel. Oh, wirklich? Er ist begeistert, denn Frau Merkel schätzt er sehr. Er ist so begeistert über Frau Merkel, dass wir uns gleich ganz stolz fühlen, aus Deutschland zu kommen! Dieses Phänomen begegnet uns immer wieder auf unserer Reise, Angela Merkel genießt eine sehr hohe Anerkennung im Ausland.
Zum Abschluss fragt uns der Taxifahrer ob wir Donald Trump mögen. Nein, den mögen wir gar nicht. Zack, wieder einen Sympathie-Punkt gewonnen! Er lacht und versichert uns, auf ganz Barbados gibt es keinen Menschen der Donald Trump mag!

Besonders viel Spaß bereiten uns die Sammeltaxi auf Barbados. Es sind kleine, oft betagte Minibusse, bunt bemalt mit lauter Musik. Wenn sie jemanden am Straßenrand passieren hupen sie kurz, will man mitfahren, reicht ein Handzeichen. Die Fahrt kostet umgerechnet 1€, egal wie weit man fährt. Bezahlt wird wenn man aussteigt. Die Busse sind immer gut ausgelastet, es wird zusammen gerückt, jeder bekommt einen Platz. Das ist gut funktionierender Nahverkehr!

Sammeltaxi mit gut gelaunten Menschen und lauter Musik

Wir machen einen Besuch der Mount Gay-Rum-Destillerie, mit reichlich Rum-Verkostung (puh!!) und anschließendem Besuch der Wildlife Reserve. Johan, von der befreundeten Yacht „Rubicon“, hatte mir dort blaue und grüne Affen versprochen, doch die vermochte ich trotz Rum nicht zu erkennen! Das war wohl ein schwedisches Märchen, haha!!

Mount Gay Rum Destillerie
es wird reichlich Rum ausgeschenkt!
Cocktails nach der Rum-Verkostung, gemeinsam mit der Crew „Rubicon“ aus Schweden und „Krabat“ aus UK
Blue Monkeys, das Gesicht leicht blau und das Fell schimmert gelb-grün. Es braucht Fantasie oder eine Menge Rum!!

Am nächsten Tag beschließen wir alleine die Südküste zu besuchen, wieder mit einem netten Sammeltaxi. Wir möchten die Südstrände und Surferstrände Silver Sands besuchen. Wir spazieren die Strände entlang zurück nach Oistin zum Fischmarkt. Dort probieren wir den Flying Fish, die Spezialität auf Barbados, bei einem der zahlreichen Grillständen.

Silver Sands mit Kite-Surfer
Südküste Barbados

Obwohl die Natur sehr schön ist, das Wasser türkisblau und die Menschen überaus freundlich sind, zieht es uns weiter. Die Zeit ist reif, wir beschließen zu den Grenadinen zu segeln. Es braucht einen halben Tag zum Ausklarieren. Eine Menge Papierkram (den kein Mensch je lesen wird!!) ist zu erledigen. Es sind komplizierte Anweisungen zu befolgen, und das alles auf Bajan, ein Englisch das nicht mal Engländer richtig verstehen können.

Warten zum Ausklarieren

Am nächsten Tag dürfen wir noch einen Stopp in Port St. Charles einlegen (auch dafür benötigen wir eine Erlaubnis), zollfrei tanken und dann geht es los – Union Island, die südlichste Insel der Grenadinen, heißt unser nächstes Ziel!

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