Das Schicksal hat uns nun zurück nach Martinique gebracht und wir müssen nun doch unser erstes Urteil über Martinique ein wenig ändern:
Kamen uns die Menschen hier zunächst etwas ruppig und lustlos vor, so müssen wir nun erkennen, dass es zu ihrer Mentalität gehört und dass sie gar nicht so ruppig sind. Das creolische Französisch klang in meinen Ohren anfangs sehr hart, gar schwer verständlich. Mittlerweile mag ich diesen eigenartigen Klang und die Art der Verständigung. In der Markthalle (die ich zu meiner Freude entdeckt habe) ist es mir ein besonderes Vergnügen den Einheimischn zu lauschen. Unterhalte ich mich mit den Marktfrauen, so wird selbstverständlich gedutzt und genauso selbstverständlich werde ich mit „ma chérrie“ angesprochen, was mich stets belustigt.
Eine Marktfrau fragt, ob ich frische Kräuter brauche, ich verneine und will ihr nur das Kleingeld für die drei Gurken überreichen. Sie bindet in Seelenruhe einen kleinen Strauß aus Thymian, Oregano und Melisse und reicht ihn mir mit einem warmherzigen Lächeln, einfach so, ein Geschenk, wie nett!
Auch die ansässigen Firmen in der Marina überzeugen durch Professionalität und Engagement. Die Mitarbeiter haben sehr viel zu tun, jeder Eigner möchte sein Boot so schnell wie möglich fertig haben, sie tun ihr bestes. Sie arbeiten von morgens bis spät Abends, auch am Samstag, und sind immer freundlich, wirken nie genervt. Wir fühlen uns hier wirklich gut betreut und freuen uns, wenn wir die Arbeiten hier endlich in Auftrag geben können.
Hier in der Werft geht es schon fast familiär zu, man kennt sich, man tauscht sich aus. Wir lernen eine deutsche Familie kennen, die wir schon auf Madeira gesehen hatten. Auch sie haben den Atlantik überquert und auch sie haben einen Mastbruch kurz vor ihrer Ankunft auf St. Lucia erlebt. So hat man den einen oder anderen „Leidensgenossen“, wir stellen fest, es gibt hier mehrere Yachten mit „unserem Problem“:
in unmittelbarer Nähe sind es, mit uns, drei Katamarane und drei Monohulls mit gebrochenem Mast, nur in dieser Bucht! Der karibische Wind scheint den Masten stark zuzusetzen.
Schwierig gestaltet sich nach wie vor das Verhalten unserer Versicherung und besonders des, durch sie beauftragtem, Büro zur Schadensabwicklung. Von einer Sache scheinen sie nämlich überhaupt keine Sachkenntnisse zu haben, und das sind definitiv Segelboote, speziell Katamarane. Es kommen hahnebüchende Einwände ihrerseits und leider vergeuden sie viel kostbare Zeit, die wir schon längst mit Reparaturarbeiten hätten nutzen können. Immer wieder mussten wir bereits vereinbarte Termine verstreichen lassen, da keine Freigabe seitens der Versicherung erteilt wurde.
Zum Glück haben wir noch unseren Versicherungsmakler in Emden, der sich sehr für uns einsetzt und nun, nach vier Wochen, scheint endlich Bewegung in die Sache zu kommen, damit wir nun tatsächlich den Mast bestellen können und die Gelcoat-Arbeiten am Rumpf in Auftrag geben können.
Ein weiteres Problem ist unser, noch immer defekter, Generator. Die Firma hatte es als Garantiefall anerkannt und vereinbart das Ersatzteil zu einem Vertragshändler nach Sint Marteen zu schicken. Sint Marteen ist 250 sm von uns entfernt und dort wartet nun seit Anfang Februar das Ersatzteil auf uns, doch leider für uns momentan unerreichbar. Wie schön, dass wir unsere Freunde aus der Odysee-Gruppe haben und über WhatsApp miteinander vernetzt sind! Julian und Patricia, mit ihrer Segelyacht „A Capella“, erklären sich bereit das Ersatzteil für uns abzuholen und es mit nach Le Marin zu bringen, super! Wir können es kaum abwarten wieder unseren Wassermacher nutzen zu können, damit wir endlich unabhängig sind und nicht weiter chloriertes Wasser an der Tankstelle tanken müssen. Doch wir sind positiv überrascht,dass wir unsere Energiebilanz nur durch die Sonnenkollektoren im positiven Bereich halten können. Schließlich waren wir seit Ende November nicht mehr in einer Marina, d.h. wir haben keinen Landstrom laden können, das sind nun fast vier Monate!
Zwischenzeitlich versuchen wir das Beste aus dieser Situation zu machen und ankern in Le Marin, um alle anfallende Aufgaben abzuarbeiten. Am Wochenende fahren wir raus und ankern in St. Anne. Hier können wir im sauberen Wasser schwimmen oder an Land entlang der Küste spazieren und die wunderschöne Natur genießen. Im kleinen, beschaulichen Ort St.Anne trifft man sich Abends zum Aperitif bei Martine, eine karibische Schönheit, die nur leider selten lächelt. Bei Martine gibt es die besten Accras, Fischkrapfen, dazu trinkt man einen Planteur oder Ti-Punsch und kommt mit dem einen oder anderen Segler ins Gespräch. Das alles mitten auf der Straße, mit einfachen Plastikstühlen und -tischen. Eine nette Atmosphäre, bei der man schnell die Zeit vergisst. Erst wenn Martine keine frischen Accras mehr anbietet, weiß man, es ist Zeit sein Dinghy zu suchen um dann sein Boot bei Nacht im Ankerfeld zu finden, eine echte Herausforderung. 😉