Zurück nach Europa, Mittelmeer wir kommen wieder!

Morgens sehen wir den Frachter „Dijksgracht“ in die Bucht von Le Marin einlaufen, Anker werfen und Ballast-Tanks lehren – ein imposanter Anblick. 

Wir sind etwas aufgeregt, heute wird „Mojito“ verladen, wir gehen auch an Bord – viele neue Eindrücke, wir sind gespannt.

Unser Verladetermin steht für 13.00 Uhr fest, vorher werden noch andere Yachten verladen, wir beobachten alles von unserem Ankerplatz.

DIJKSGRACHT

Nun sind wir dran: wir gehen längsseits an „Dijksgracht“ und bekommen Anweisungen, die zugeworfenen Festmacher auf unserer Klampe zu belegen. Dann plötzlich hören wir ein gewaltiges Aufklatschen direkt hinter unserem Schiff und kurz danach taucht ein Gesicht aus dem Wasser und lacht uns fröhlich an: „hello, I´m Jack!“ Jack ist mit einem Sprung wieder aus dem Wasser und steht triefend nass bei uns an Deck. Wir können es nicht fassen, er ist tatsächlich von der „Dijksgracht“ ins Wasser gesprungen, eine gewaltige Höhe! Jack erklärt uns, er sei einer der Lademeister und würde die Gurte unter Wasser kontrollieren, um sicher zu gehen, dass alles am rechten Platz sitzt. Kurze Zeit später wird eine Strickleiter runtergelassen und es kommen vier Arbeiter und ein weiterer Lademeister an Bord, es folgen Zurrgurte und Schützer für die Gurte. Alles wird fachmännisch angebracht, der Kran lässt die Gurte runter, Jack kontrolliert unter Wasser ob alles sitzt, und erst als alle ihr „okay“ geben, bekommt der Kranführer über Funk die Anweisung zu liften. Sobald wir die Deckhöhe erreicht haben, können wir über die Reling steigen und an Bord der „Dijksgracht“ wechseln. Für „Mojito“  geht es noch weiter in die Höhe, um dann schließlich seinen endgültigen Platz an Deck zu bekommen. Die Crew steht schon bereit und „Mojito“ wird mit Hilfe von Böcken und Gurten fest verzurrt, die beiden englischen Lademeister haben dabei das Kommando. Ein großes Schiff soll noch verladen werden, das dauert bis in den Abend, wir erfahren, dass wir erst am nächsten Morgen auslaufen werden. Es ist den Schiffen nicht erlaubt die Bucht von Le Marin bei Dunkelheit zu befahren, es lauern hier zu viele Untiefen.

MOJITO wird verladen

und an Deck verzurrt
unser Freund Albert ist neugierig und kommt um uns ein letztes Mal zu winken

Wir beziehen derweilen unsere Kabine, oben auf dem Offiziersdeck, und sind angenehm überrascht, wir haben eine geräumige Kabine mit Stockbetten. Anschließend sollen wir auf die Brücke und uns beim Kapitän melden, das machen wir doch gerne!

unsere Kabine

Der Kapitän und die meisten Offiziere sind aus Russland, die übrige Crew ist von den Philippinen und der Schiffskoch ist von den Kap Verden.

Der Kapitän empfängt uns freundlich, erledigt mit uns den erforderlichen Papierkram und gibt uns Anweisungen über das Bordleben. Zunächst ist er ein wenig zurückhaltend, das ändert sich schlagartig als er hört, dass wir mit unserem Boot den Atlantik überquert haben! Er kann sich nicht vorstellen, dass man mit einem „Plastikschiff“ so etwas machen kann. „ You are crazy!“, so seine Einschätzung. „Pöh“, denken wir, denn Gerrit konnte sich bislang nicht vorstellen mit einem Eisenschiff den Atlantik zu überqueren, doch das behalten wir lieber für uns, wir möchten doch keine Fronten aufbauen, wir müssen ja schließlich noch 12 Tage miteinander auskommen! 😉

Abends bekommen wir unseren ersten Eindruck von der Bordküche. „Dino“, der Schiffskoch, erwartet uns schon freudig und angesichts der Mengen, die er uns auftischt, scheinen wir ja einen ausgehungerten Eindruck zu machen. Hatte ich gehofft, durch Seekrankheit und/oder schlechter Bordküche, ein paar Pfunde los zu werden, so muss ich feststellen, dass das wohl schwierig wird! Die leckeren Cocktails und Accras in der Karibik haben doch ihre Spuren auf den Hüften hinterlassen!

Wir bekommen die Essenszeiten zugewiesen und sollen gemeinsam mit den Offizieren essen, machen wir, wir mussten schließlich vorher unterschreiben, dass wir der Crew gehorchen müssen!

Auch mussten wir unterschreiben, dass wir keine Waffen mitbringen, keinen Alkohol konsumieren dürfen und keine Drogen nehmen, und nicht angetrunken an Bord gehen dürfen. Oha…!

Als erstes findet Gerrit eine Sektflasche in seinem Schrank, oh Schreck, leider leer! „Sollen wir sie verschwinden lassen? Wir können sie ja auf einer anderen Etage entsorgen!“

Wir beschließen die Flasche einfach nach hinten in den Schrank zu schieben, es wird ja wohl keine Spind-Kontrolle geben, oder??

Blick auf die Bucht von Le Marin vom Bug der Dijksgracht

Die erste Nacht haben wir prima auf der „Dijksgracht“ hinter uns gebracht, wir haben ein reichhaltiges Frühstück genossen und nun geht es los! Die beiden englischen Lademeister haben uns verlassen und fliegen zu ihrem nächsten Einsatz. Eine karibische Lotsin ist an Bord und lotst uns aus der Bucht. Als sie das Schiff verlassen hat, geht es zwischen Martinique und St.Lucia auf den Atlantik, wow!

alle Boote sind geladen, vorne rechts Mojito
wir verlassen die Bucht von Le Marin

Nun wollen wir erst einmal das Schiff inspizieren, so eine Gelegenheit bekommen wir so schnell nicht wieder. Der Kapitän hatte uns gesagt, wir wären immer auf der Brücke willkommen, also los! Was für ein Erlebnis auf der Brücke zu stehen und diesen imposanten Ausblick zu haben. Alle an Bord sind sehr freundlich und beantworten geduldig all unsere Fragen. Es ist für uns sehr interessant mal die „andere Seite“ zu sehen, wie die Frachter uns Segelschiffe wahrnehmen – oder auch nicht! Nun verstehen wir die Frachter besser, sie sehen uns Segelschiffe häufig nicht und, wie uns der Kapitän erzählt, haben die Sportbootfahrer manchmal ein komisches Verhalten. Upps! Doch wohl hoffentlich nur die anderen, wir doch nicht!! Aber seitdem wir wissen, dass es in einigen Ländern keine Führerscheinpflicht für Sportboote gibt, wundert es uns nicht!

Die „Dijksgracht“ ist ein normales Frachtschiff und transportiert dieses Mal für das Tochterunternehmen „Sevenstar“ nur Boote. Vorher hatten sie Gerste geladen, die sie von der Ukraine nach Mexiko gebracht hat. Dann haben sie in Florida die ersten Boote geladen, die sind im Schiffsrumpf verschwunden, die übrigen Boote wurden in St.Kitts, Antigua und dann in Martinique geladen und an Deck sichtbar verzurrt. Für die „Dijksgracht“ ist diese Fahrt fast wie eine Leerfahrt, hat sie doch nur 900 Tonnen Gewicht mit den Booten geladen, sonst lädt sie 14 000 Tonnen!

Wir werden angewiesen an den Rettungsübungen teilzunehmen. Erste Übung: wir müssen das Schiff verlassen!

Alles wird genau durchgeprobt und durchgesprochen. Als ich diese furchtbaren Rettungswesten (Feststoffwesten ohne Schrittgurt!!) sehe, würde ich am liebsten fragen, ob ich meine eigene von Bord holen darf..! Dann werden wir Passagiere tatsächlich aufgefordert in das Free-fall-boat einzusteigen, das ist das rote Rettungsboot, dass immer schräg am Heck der Frachter hängt. Ich wollte ja schon immer wissen wie das da drin aussieht..! Der zweite Offizier leitet uns an und sagt: „da geht keiner von uns gerne rein…!“ Nun weiss ich warum, puh! Erst ist es verdammt steil da rein zu klettern und sitzt man endlich, will man nur noch raus, weil es so eng und stickig ist. Ich schwöre, ich werde mich nie wieder über zu wenig Beinfreiheit im Flugzeug beschweren! Der zweite Offizier erklärt uns in allen Einzelheiten was wir zu beachten haben, währenddessen sende ich Stoßgebete, dass keiner von den Jungs draußen am Auslösemechanismus rumspielt und das Ding aus Versehen auslöst und wir uns dann im „free-fall“ verabschieden! Bin ich froh als wir endlich wieder hinausklettern dürfen!

das Free-fall-boat im Fallen, zum Glück ohne uns!

Wir werden wirklich sehr zuvorkommend von der gesamten Crew behandelt. Gerrit fragt, ob er einen Blick in den Maschinenraum werfen darf, schon gibt es eine ausführliche Führung mit dem Chef-Ingenieur!

Führung durch den Maschinenraum mit Chef-Ingenieur „Josef“
die Hauptmaschine – 13 000 PS,                       500 Umdrehungen pro Minute

Vorbildlich zeigt sich die Müllentsorgung an Bord: brennbare Stoffe werden in der eigenen Müllverbrennungsanlage verbrannt, der Rest wird gepresst, aufbewahrt und an Land entsorgt. Essensreste werden in einer speziellen Anlage geschreddert und nur außerhalb der 12 Meilen Zone im Meer entsorgt.

Das Wasser aus den Ballasttanks wird in der Mitte des Atlantiks getauscht, damit kein US-Wasser nach Europa gelangt oder umgekehrt.

Und wir dachten, die Frachter kippen alles ins Meer. Das dachten sie umgekehrt von uns Seglern auch. Aber, nein, da konnten wir auch Vorurteile abbauen – auch wir sammeln den Müll und entsorgen ihn an Land. 

Ebenso kam ihrerseits die Nachfrage, ob wir Segler denn auch ein Logbuch führen müssen? Und ob wir auch einklarieren müssen? Ja, das müssen wir auch alles. Sie staunen, das haben sie nicht gedacht. Ist doch gut, wenn man sich ab und zu austauscht!

Nur in einem Punkt bekommen sie definitiv keinen Umwelt-Engel, das ist ihr Treibstoff. Ihr Schweröl hinterlässt überall an Deck eine dicke, schwarze Rußschicht. Der Kapitän meint, wenn man dieses Schweröl nicht erhitzt, kann man Straßen damit asphaltieren. Das glaube ich sofort, wenn ich meine Schuhsohlen betrachte. Für diese Atlantiküberquerung hat die „Dijkskracht“ 250 000 Liter Treibstoff verbraucht! Zum Vergleich: wir haben für unsere erste Altlantiküberüberquerung 600 Liter Diesel verbraucht (von Portugal bis Barbados).

Die Tage auf dem Atlantik ziehen dahin. Ungewohnt für uns, ist der dauernde Schiffslärm und die ständigen Vibrationen im Schiff, Tag und Nacht, ohne Pause. Wir haben Glück mit dem Wetter: mäßige Winde und ruhige See. Uns macht die mangelnde Bewegung zu schaffen – außer Treppen steigen und an Deck entlang spazieren, gibt es nicht viel Bewegung. Dazu das reichhaltige Essen von Dino: morgens Frühstück mit Rührei, Würstchen, selbst gebackenem Brot. Mittags 3-Gänge Menü mit einer Vorsuppe, dann reichlich Fleisch mit vielen Beilagen und ein Dessert. Abends warmes Essen mit Fleisch und Beilage, zum Nachtisch Obst. Dino steht immer parat und geht auf Sonderwünsche ein, ist aber auch traurig, wenn man nichts essen möchte. Also schaufeln wir brav das Essen in uns rein und liegen später mit dicken Bäuchen in unserer Koje.

Wir fragen den Kapitän ob wir vielleicht auf unserem Boot arbeiten dürfen. Kein Problem! Er organisiert, dass uns eine gesicherte Leiter an Mojito angebracht wird und wir brauchen uns nur bei ihm ab- und anzumelden wenn wir auf unser Boot gehen. Prima, so können wir einige Instandhaltungsarbeiten vornehmen, all das erledigen, wozu man sonst keine Lust  oder Zeit hat und uns ein wenig Bewegung verschaffen.

Nach 9 Seetagen steuern wir auf das europäische Festland zu. Wir werden Gibraltar zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens passieren, das wollen wir hautnah miterleben und gehen auf die Brücke. Dieser Moment ist unglaublich bewegend, dieses erhabene Gefühl auf der Brücke, dieser Rundumblick – links Gibraltar rechts Ceuta, Gänsehaut pur! Wir fahren im Verkehrstrennungs-gebiet, das ist wie eine Autobahn für Frachter, die Fahrtrichtung ist hier vorgegeben. Auf der Brücke herrscht eine leichte Anspannung, zu dritt wird Ausschau nach möglichen Hindernissen gehalten. Der Kapitän schimpft über einen Fischer, der seine Netze hier ausgelegt hat: „denkt er, den besten Fisch gibt es ausgerechnet im Verkehrstrennungsgebiet? Warum kontrolliert die Coastgard nicht?“ Recht hat er! Wir müssen nur schmunzeln, dass unsere Probleme so ähnlich sind, ob großes Schiff oder kleines Boot!

Ein Tag später laufen wir in die Bucht von Palma ein und legen an der Pier an. Eigentlich wollte die „Dijksgracht“ hier nur sechs Boote abladen und Abends wieder auslaufen, doch sie bekommen eine andere Anweisung der Reederei: ein Eigner hat es sich anders überlegt und möchte nun schon in Palma ausgeladen werden und nicht wie ursprünglich geplant nach Genua. Pech dabei: das Boot befindet sich im unteren Schiffsrumpf, d.h. die vorderen Boote an Deck müssen abgeladen und danach wieder aufgeladen werden. Dijksgracht bleibt damit zwei Tage länger in Palma. Die Mannschaft nimmt es gelassen:“that´s seamen´s live…!“

Anlegemanöver in Palma

Mojito wird als erstes abgeladen, es heißt Abschied nehmen, etwas Wehmut ist dabei. Der Kapitän versichert uns zum Abschied, dass er uns fast überall auf der Welt abholen würde, wir brauchen sie nur zu kontaktieren. Haha, gut zu wissen. Schön war es mit der netten Crew von Dijksgracht, vielen Dank für dieses grandiose Erlebnis! Und…, da sieht man mal wieder: nichts ist im Leben so schlecht, dass es nicht auch etwas gutes gibt!

Mojito wird abgeladen. See you Dijksgracht!

Abschied von Martinique

Und wieder einmal eine Planänderung….aber – juchu, wir beenden unsere Atlantikrunde doch!! 

Nun aber der Reihe nach:

Wie bereits erwähnt, haben wir für Mojito eine Schiffspassage nach Palma de Mallorca gebucht. Wir erwarten den Frachter „Dijksgracht“ diese Woche hier in Le Marin.

„Dijksgracht“ wird in der Bucht von Le Marin ankern und die Boote mit Hilfe der bordeigenen Kräne und Lademeister an Bord nehmen. Wir selbst müssen Mojito nur zum Schiff bringen, längsseits gehen und der Crew übergeben.

Eigentlich wollten wir in dieser Zeit nach Hause fliegen, doch es zeigte sich schwierig einen passenden Flug zu finden und selbst dann wären nur wenige Tage Aufenthalt in Ostfriesland möglich gewesen, weil wir schließlich auch wieder zügig nach Mallorca müssen, um Mojito wieder in Empfang zu nehmen. Wir mussten uns nämlich im Vorfeld schriftlich erklären, die Dijksgracht nicht unnötig warten zu lassen und wenn doch, so droht uns eine hohe Geldstrafe. Heißt also, lieber zwei Tage früher in Palma sein als zu spät…!

Erst waren wir etwas frustriert, diesen langen und umständlichen Flug von Martinique nach Deutschland auf uns zu nehmen, um dann nicht mal eine Woche Aufenthalt in Deutschland zu haben. Und ganz ehrlich, am meisten gegraut hat es uns vor dem  Flughafenwechsel in Paris. Die Franzosen haben da sicher ihren eigenen Plan die Fluggäste zu vergraulen: entweder ein furchtbar umständlicher, zeit- und nervenraubender Flughafenwechsel einschließlich einer teuren Busfahrt über die Stadtautobahn mit garantiertem Stauerlebnis (dafür kann man den Eifelturm aus unterschiedlichen Perspektiven genießen) oder Air France streikt! Wer es dann immer noch nicht begriffen hat, dass er unerwünscht ist, der hat selber Schuld!

Vor lauter Frust hatte Gerrit die glorreiche Idee einfach mal beim Yachttransportunternehmen Sevenstar nachzufragen, ob sie denn vielleicht auch Passagiere mitnehmen.

Unsere, von Beginn an überaus freundlich und kompetente, Kontaktperson „Julia“ in Bremen antwortete prompt und erklärte,  dass es eventuell möglich wäre. Die Entscheidung liegt beim Kapitän des Schiffes, sie versprach nachzufragen und es dauerte nicht lange und es kam die Zusage – wir dürfen mit!! Wow, was für ein Abenteuer, nun dürfen wir die Atlantikrunde doch zu Ende machen! Etwas anders als ursprünglich geplant, ja, ich gebe zu, ein bisschen gemogelt, ja, nun fahren wir Huckepack, aber egal, Hauptsache das…!

Da kann man wieder sehen: nichts ist so schlecht, dass nicht auch etwas Gutes daran ist. Man muss die Sachen so annehmen wie sie sind!

Nun werden wir mal eine andere Perspektive kennenlernen und die Segelboote vom Frachter aus betrachten. Manchmal haben wir über den einen oder anderen, aus unserer Sicht, rücksichtslosen Frachter geschimpft. Nun werden wir die andere Seite kennenlernen, wir sind gespannt!

Bis dahin gibt es noch einiges zu tun, wir müssen uns alle drei für die Passage vorbereiten. Mojito muss so kurz wie möglich sein, also muss der Bugspriet hochgeklappt und befestigt werden und das Dinghi und die Solaranlage dürfen nicht übers Heck hinausragen.

An Bord muss alles befestigt und gesichert sein, damit nichts umherfliegt und fremde Boote oder Mojito selbst beschädigt wird. Und natürlich müssen auch wir unsere Tasche packen und uns für das Abenteuer „Atlantikpassage mit dem Frachtschiff“ rüsten. Wir mussten uns vorab schriftlich erklären keine Drogen oder Alkohol zu konsumieren, nicht angetrunken an Bord zu kommen und der Anweisung der Crew Folge zu leisten…, Oha!

Ein bisschen aufgeregt bin ich schon! 😉 

Zwölf Tage bis  Palma de Mallorca sind geplant, also voraussichtlich Ende Mai, wir werden uns dann wieder melden und berichten!

Nun heisst es Abschied nehmen von der Karibik, wir sind schon ein wenig traurig, obwohl die zunehmenden Temperaturen erahnen lassen, dass es doch im Sommer sehr heiß wird. Augenblicklich sind wir bei 30 – 32 Grad am Tag und 25 bis 30 Grad Nachts und das reicht uns völlig.

Doch was werden wir vermissen:

– das Frühstück bei noch angenehmen Temperaturen und einem leichten Wind mit Blick auf die üppige Vegetation

– die bunte Vielfalt der Bewohner der Karibik und ihre lässige Lebensart

– die wunderschönen Menschen mit ihren geflochtenen Haaren

– die plötzlichen, heftigen  aber kurzen Regenschauer gefolgt von Sonnenschein 

– Hühner am Strand

– die bunten Häuser

– der besondere karibische Slang in der französischen und englischen Sprache

– der Klang der Baumfrösche in der Nacht

– die Schildkröten über und unter Wasser

– die roten, blauen und orangenen Krebse

– die einfachen Obst- und Gemüsemärkte

– Restaurants unter bunten Wellblechdächern und einfachem Inventar aus selbstgezimmerten, bunten Paletten 

– die leckeren Cocktails

– die bunten Fischerboote, die mit ihren riesigen Außenbordern durch das Ankerfeld heizen und eine dicke Welle machen

– die leckeren Pizzas auf dem Pizza-Boat in Le Marin

Auf unserer Reise haben wir so nette Bekanntschaften gemacht, doch nun trennen sich unsere Wege wieder und wir sagen adieu:

– Albert von „Corto“ ( uns verbindet eine ganz besondere Geschichte mit dem Mastbruch, doch die werde ich zu einem späteren Zeitpunkt erzählen…)

– Astrid und Laurent von „Isola Blue“ (unvergesslich: der köstliche Thunfischdipp zum Aperitif, hmh!)

– Gaeton („that’s how it works in caribbean“ , diesen Satz haben wir erst später verstanden!)

– Josianne mit ihrem bezaubernden Lächeln und leckeren Accras

– Hardy und Heike (sie kannten Mojito schon vor uns und sind mit ihm von Holland nach Portugal gesegelt. Die Welt ist so klein!)

– Manu und Nico ( sie haben all die Schäden von Mojito weggezaubert)

– Kasch Mir (der unzuverlässigste aber der lustigste Inox-Mensch)

– all die Mitarbeiter in der Werft von Le Marin

– Stefan, Frauke und Vincent von „Lykke“ (ein Mastbruch schweißt zusammen! Eure „Mast-Party“ war super und bleibt in Erinnerung!)

– Pete und Bamboo (wir kommen wieder und besuchen euch in Dom.Rep.)

– Adel und Michel von „Treib(t)gut“ ( unsere erste Begegnung war vor einigen Jahren in Norddeich, dann sahen wir euch in Mindelo und schließlich trafen wir uns auf Martinique! Wo wir uns wohl wieder treffen?)

– Hermann und Conny von „Alegria“ (wir haben gestaunt, als wir einen Katamaran mit Heimathafen „Emden“ neben uns hatten. Eine nette Begegnung!)

– Jo und Angelika von „Magic Cloud“ ( unvergessen unsere gemeinsame Fahrt über den Indian River)

– Berthold und Julia von „Orbit“

– Jan und Sabine von „Mr.Grey“ (mit euch hat das Abenteuer so schön begonnen…!)

– Lisa und Johan von „Rubicon“ (sie sind schon im Pazifik! Wir freuen uns schon auf das geplante Wiedersehen und auf eure Erzählungen)

– Moira und Will von „Krabat“ (abendfüllende Erzählungen über die unglaublichen Einfälle eurer sechs Söhne z.B. die unbeabsichtigte Sprengung der eigenen Garage mit einer selbstgebastelten Kartoffelkanone!)

– Julien und Patricia und ihre Mitsegler Mathew und Oliver  von „A Capella“(uns verbindet die Landwirtschaft, viele nette Gespräche und eure große Hilfsbereitschaft)

– Per-Eric und Lotta von „Voyageur“ (unsere Boote haben zwei Jahre im gleichen Hafen in Spanien gelegen, aber wir mussten in die Welt hinaus um uns kennen zu lernen! Warum sind wir uns nicht früher begegnet?)

– Maria und Allen von „Lady Jane“ (euer „Manchester-Englisch“ war zu Anfang für uns eine harte Nuss, dafür musstet ihr mit uns unter schwierigen Bedingungen wandern gehen!)

– Jeremie und Tatiana von „Infinty“ (wir wären sehr gerne mit euch zu den Marquesas gesegelt! Danke für euren Trost nach unserem Mastbruch!)

– Jana und Jan-Dirk von Jajapami  (Viel Spaß im Pazifik!)

– André und Eva-Maria von „Mirabella“ (eine großartige, unerschrockene Familie auf Weltreise! Wir haben so viel mit euch gelacht!)

– Bruno und  Ilario  von „Finally“ (ihr hattet so große Pläne, doch auch ihr hattet Pech in der Karibik. Wir drücken euch die Daumen, dass Finally repariert wird und ihr weiterreisen könnt)

All diese Freunde bleiben in der Karibik oder sind im, bzw. auf dem Weg in den Pazifik.

All die anderen Freunde werden wir hoffentlich im Mittelmeer oder in Europa wieder treffen, das wäre eine große Freude:

– Luna Bay2

– Tamouré

– Spinnwill

– Lys des Mers

– Anemone

– Akouavi

– Punch Coco

….

Mastbruch – wir brauchen einen Plan B

Wir versuchen weiterhin das beste aus unserer misslichen Lage zu machen. Unter der Woche ankern wir in Le Marin, in diesem unglaublich großen Ankerfeld, um die Angelegenheiten zu regeln, die geregelt werden müssen. Es kostet sehr viel Zeit all die Firmen zu kontaktieren und Angebote für die Reparaturarbeiten einzuholen.Unzählige Telefonate (Versicherung, Masthersteller, Privilège) müssen mit Europa getätigt werden, das Zeitfenster ist durch die Zeitverschiebung sehr eng, die Tage verfliegen.

In der übrigen Zeit fahren wir lieber hinaus und ankern in der nächsten Bucht bei St.Anne oder St.Luce. Hier ist die Wasserqualität deutlich besser, man kann bedenkenlos schwimmen, was in Le Marin nicht der Fall ist. Angesichts der vielen Yachten, mag man sich nicht ausdenken, wie verschmutzt das Wasser hier sein mag. Schwimmen mag man in dieser Bucht wahrlich nicht!

die Bucht von St.Anne
wunderbare Accras bei Martine
Josiane, bei unserer ersten Begegnung war sie so ernst. Nun lacht sie und freut sich wenn wir da sind 🙂

In St.Anne besuchen wir  gerne Martine und essen ihre wunderbaren Accras oder unternehmen die eine oder andere Wanderung. Ein Segler erzählt mir von der wunderschönen Bucht „Anse Trabaut“ auf der anderen Seite der Insel. Ich bin begeistert von dieser Idee dort hin zu wandern, und überzeuge Gerrit und ebenso Allan und Maria, befreundete Segler. Mein Plan: wir wandern 10 Kilometer entlang der Küste und nehmen dort ein Taxi (natürlich nach einem coolen Drink) und fahren anschließend zurück zu unserer Ankerbucht…! Mein Plan klingt super, also wandern wir bei 30 Grad im Schatten motiviert los. Wir durchstreifen unterschiedliche Landschaften: Wälder, Strände, Salinenfelder, dann entlang der schroffen Atlantikküste bis zur Anse Trabaut. Wunderschön, herrliche Brandung…., doch wo können wir hier ein kühles Bier bestellen und/oder ein Taxi odern??? Hier gibt es weit und breit nichts, außer einer wunderschönen Natur, kein Mobilfunknetz und keine befestigte Straße! Äh…, ich spüre die fragenden Blicke…, ja ich gebe zu, meine Planung weist eine Lücke auf!

Es bleibt uns nichts anderes übrig als zurück zu laufen. Unser Wasservorrat ist mittlerweile aufgebraucht und wir wählen den direkten Weg zurück durch Zuckerrohr- und Melonenfelder und Weiden, sehr schön, doch bei über 30 Grad,  sehr heiß!

Plötzlich taucht wie aus dem Nichts ein Pickup-Geländewagen auf und die drei netten Männer fragen uns ob wir mitfahren möchten, wir dürfen auf die Ladefläche – ein Geschenk des Himmels!! Maria und ich zögern kurz, erwähnen aber dann doch unsere Ehemänner, die weiter vorne laufen. „na, dann nehmen wir die auch noch mit!“ Ach, was gibt es doch für schöne Momente im Leben, die restlichen Kilometer sind schnell bewältigt und das kühle Bier in St.Anne, das schmeckt anschließend besonders gut!

was für ein Glück, wir dürfen auf der Ladefläche des Pickups mitfahren!

Den Ausflug werden wir alle nicht vergessen und Spaß hatten wir trotzdem!!

die wilde Atlantikküste von Martinique

Anse Trabaut. Wunderschön, doch wo kann man hier ein Taxi ordern??!
Rumfässer in der Habitation Clément
der schöne Garten in der Habitation Clément

Unterdessen haben wir die nötigen Reparaturarbeiten mit den Firmen abgesprochen, alles läuft nach Plan. Nur der Hersteller für den Mast vertröstet uns Woche für Woche, wir würden gerne die Bestellung tätigen. Der Hersteller „Mâréchal“ hat uns einen modifizierten Mast versprochen und wir möchten wissen, was sie denn nun für Änderungen vornehmen.Dafür möchten wir eine Bauzeichnung sehen und warten drei Wochen, ohne Erfolg. Außerdem möchten wir einen verbindlichen Liefertermin haben, da wir, laut Versicherung, die Karibik aufgrund des Hurricanrisikos bis Juli verlassen haben müssen. 

Nach mehr als drei Wochen bekommen wir endlich die versprochene Bauzeichnung und staunen nicht schlecht, als wir nach anfänglicher Freude, merken, dass es der alte Mast ist, die Zeichnung ist 10 Jahre alt! Mittlerweile sind wir wütend und drängen auf die versprochene neue Mastzeichnung und auf den verbindlichen Liefertermin. Beides kann oder will uns „Mâréchal“ nicht geben und schreibt uns schließlich dass sie dann nicht an dem Auftrag interessiert sind. Hä…?!  Die Franzosen sagen, die Deutschen sind ihnen zu „viereckig“ in ihrem Denken. Aber die Franzosen sind da definitiv zu unzuverlässig! Okay, wir kommen nicht ins Geschäft und angesichts der nahenden Hurrikansaison, fehlt uns die Zeit hier in der Karibik zu bleiben. Schade! Es gibt hier viele gute Firmen, die die Arbeiten bestimmt hervorragend erledigt hätten und wir hätten unsere Atlantikrunde gerne weiter gesegelt. Dann eben nicht!

Wir nehmen Kontakt mit dem Masthersteller „Selden“ auf, sie sind sehr freundlich und bemüht, welch ein Unterschied! Der Mast wird von „Selden“ neu berechnet, wir erhalten eine Bauzeichnung, insgesamt wirkt alles vertrauenswürdiger als mit „Mâréchal“. Mittlerweile sind wir froh, dass wir mit „Mâréchal“ nicht einig geworden sind. Es sind zu viele Ungereimtheiten beim alten Mast, wir hätten kein Vertrauen den gleichen Mast wieder zu bekommen.

So entscheiden wir uns nun für „Plan B“: 

Hier in Le Marin werden nur die Gelcoat-Arbeiten am Rumpf und die Edelstahlarbeiten gemacht, damit wir uns dann bedenkenlos auf eigenem Kiel weiter bewegen können. Die restlichen Arbeiten werden in Europa erfolgen.

Mojito wird aus dem Wasser gekrant und an Land gesetzt, damit der beschädigte Rumpf durchtrocknen kann.

Diese Zeit nutzen wir für einen zweiwöchigen Aufenthalt in der Heimat und freuen uns unsere Familie und Freunde wieder zu sehen.

Wieder zurück in Martinique staunen wir über die Arbeit von Nico und Manu von der Firma Alize composite, sie haben wahre Wunder vollbracht. Der Rumpf ist repariert, die Schäden am Cockpitdach sind überarbeitet, sie haben sich sehr viel Mühe gegeben genau die gleiche Gelcoatfarbe zu mixen. Wir sind begeistert, Mojito sieht wieder schön aus, von all den Schäden ist nichts mehr zu sehen.

Auch die Inoxarbeiten an der Reeling sind nun fertiggestellt, die erste Hürde ist vollbracht, 10 Wochen nach dem Mastbruch!

Nun bleibt „nur“ noch der Mast und die Segel, doch die wird es, wie bereits erwähnt, nicht in der Karibik geben.

Mojito wird Mitte Mai verschifft und kommt per Yachttransport nach Palma de Mallorca. Dort nehmen wir Mojito in Empfang und fahren (da wir ja nun vorübergehend ein Motorboot sind 😉 )   Richtung Barcelona und werden dort Mast und Segel  erhalten.  So haben sich unsere Reisepläne geändert und wir werden diesen Sommer das Mittelmeer enießen. Wir freuen uns darauf, denn auch dort gibt es spannende Ziele. Aber auch in der Karibik bleiben noch viele Inseln, die wir noch erkunden möchten.

Wir kommen wieder, das ist sicher!

Mojito im Kran

 

und trocken auf dem Werftgelände
der Rumpf wird repariert
wir nutzen die Zeit und polieren die Unterseite
Mojito schwimmt wieder! Der Rumpf ist repariert und glänzt wie neu