2023 – Samsö, Dänische Südsee, …

Wir wettern den Sturm im Hafen von Hadsund ab und nutzen diese Tage zum Wäsche  waschen, Putzen und auch zum Proviantieren im örtlichen Supermarkt. Der Wind lässt entgegen der Prognose nicht wirklich nach, das ist sehr ärgerlich. Wir sind startklar, wir möchten nach Süden zur Insel Samsö. Der Wind weht noch immer kräftig, aber wenigstens aus der richtigen Richtung. Er soll in den nächsten Tagen drehen, dann kommt er uns entgegen, das ist sehr ungünstig. Also beschließen wir zu starten, obwohl das Wetter alles andere als gemütlich ist!

Es sind keine Segler unterwegs, sie scheinen alle noch im Hafen zu warten. Wir müssen uns aus dem Mariagerfjord schlängeln, das Fahrwasser ist stellenweise sehr eng, der Wind bläst kräftig mit starken Böen und heftigen Regenschauern. Zum Glück sind wir alleine unterwegs, so können wir die Strecke wunderbar mit der Genua (unser Vorsegel) segeln ohne dass andere Boote uns in die Quere kommen.

Die Ostsee empfängt uns mit ordentlicher Welle und kräftigen Wind, mit gerefften Segeln saust Morito zuverlässig durch die aufgewühlte, graue See, trotz allem ein pures Segelvergnügen. Zum Glück bin ich dieses Jahr von jeglicher Seekrankheit befreit, was für eine Wohltat, da stören mich solche Segeltage nicht!

Wir wollen wenigstens den Hafen Bönnerup erreichen, das sind 30 sm, das ist machbar,  morgen schaffen wir den Rest der Strecke nach Samsö. Der Hafen von Bönnerup ist leider nicht so perfekt wie beschrieben. Die Ansteuerung ist eine Herausforderung für Schiff und Crew, wir haben starken Wind und ordentlich Welle. Der Hafen ist viel enger als erwartet, ich fühle Unbehagen, doch Gerrit behält die Nerven und steuert Mojito von einem kleinen Hafenbecken in das nächste und siehe da…, es gibt tatsächlich einen einzigen freien Platz und der gehört nun uns, juchu! Wir müssen gegen den Wind anlegen, der Platz ist eng, es gibt noch einen kurzen Adrenalinausstoß,  dann sind die Leinen fest und wir sind erleichtert. Morgen soll das Wetter besser werden, heute gibt es Spaghetti Bolognese, hm! Seelenfutter!

Der Wecker ist früh gestellt, doch leider hören wir den Wind noch immer stürmisch wehen, es ist zum verzweifeln! Hört er denn nie auf! Wenn wir heute nicht loskommen, dann bekommen wir Gegenwind und kommen die nächsten Tage auch nicht weg, so ein Mist. Die Stimmung an Bord ist dem entsprechend getrübt, der Ort erscheint uns nicht so prickelnd, dass wir hier mehrere Tage verweilen möchten!

Nach dem Frühstück spüren wir beide dass der Wind ab und an nachlässt, er scheint sich kurz zu verschnaufen um gleich wieder alles zu geben. Vielleicht gibt es eine Chance, diese kurzen Windpausen zu nutzen, um aus diesem engen Hafen hinaus manövrieren zu können. Also Segelklamotten an, startklar sein, den passenden Moment abwarten, Leinen lösen und raus…, geschafft!!

Es sind tatsächlich auch ein paar Segler unterwegs, das schafft Verbundenheit.

Abends fällt der Anker im Windschatten von Samsö, wie schön. Samsö ist eine unserer Lieblingsinseln, hier können wir gut und gerne eine Zeit verweilen bevor es weiter zur dänischen Südsee geht. Wir besuchen das reizende Nordby und verlieben uns augenblicklich in diesem wunderschönen Ort. Wir wechseln mehrfach unsere Ankerplätze und erkunden so wunderbar die Insel an unterschiedlichen Stellen, genießen die einsamen weitläufigen Strände und schöne Ankerplätze.

ein dänisches Paar kommt, wie selbstverständlich, mit diesem Oldtimer zum Einkaufen nach Nordby

ein herrlich kleiner Laden, wie ein Museum und mit vielen regionalen Leckereien

in Nordby gibt es viele reizende Häuser

aber auch Langør, auf Samsö, ist ein bezaubernder Ort

Ankern vor endlosen Stränden

und blühender Landschaft

Frisches Gemüse am Straßenstand. So lecker!

Leider bestimmt das Wetter unser Fortkommen, oder zum Glück, denn sonst würden wir uns schwer tun weiter zu segeln. Der Wind soll drehen, d.h. er ist dann auflandig, keine gute Ankerbedingungen für Mojito. Also geht es weiter nach Süden in die dänische Südsee mit ihrer vielfältigen Inselwelt

Es folgen wunderbare Segeltage mit perfekten Bedingungen und so tingeln wir von Insel zu Insel. Alle sind schön, doch die eine oder andere schleichen sich noch tiefer in unsere Herzen.

Unsere Zeit in Dänemark ist so wohltuend, so herrlich entspannend. Dänemark hat wirklich viel zu bieten.

Straßenkunst in Svendborg

in Svendborg gibt es tatsächlich eine „Gerritsgade“, direkt beim Weinhandel…!

schöne Traditionssegler werden hier gebaut

dieses kleine Boot ist um die Welt gesegelt, unglaublich!

überall werden gebrauchte Kleidung und Sachen angeboten, so geht Nachhaltigkeit!

Postzustellung auf Dreyø

Promenade von Aerøskobing auf Aerø

bunte Strandhäuser auf Aerø

Schifffahrtsmuseum in Marstal auf Aerø

einst ein wichtiger Hafen mit traditionellem Schiffbau, wunderbar beschrieben in dem Buch „Wir Ertrunkenen“ von Carsten Jensen, lesenswert!

Es gibt viel Natur, endlose Strände, der Himmel scheint hier größer als anderswo zu sein und diese unglaubliche Ruhe ist wunderbar. Das kleine Land imponiert uns und ist Deutschland in vielen Dingen ein ganzes Stück voraus:

  1. Die Digitalisierung ist perfekt. Alles wird mit der Bankkarte gezahlt. Hafengebühr wird digital bezahlt, möchte man verlängern oder die Waschmaschine nutzen, reicht ein Klick und zack, es ist erledigt. So einfach, so gut! Die Digitalisierung ist dort so weit, das man sich gar per Mausklick scheiden lassen kann. Wenn beide Ehepartner sich einig sind, dann braucht es nur einen Klick und die Verwaltung übernimmt die nötigen Schritte. Man spart sich so Gerichtstermine und Anwaltskosten!

2. herrlich unkompliziert zeigen sich die Dänen in banalen Dingen wie z.B. öffentliche Toiletten. Nicht so kompliziert wie in Deutschland, wo es für jeden eine eigene Toilette geben muss. Nein, hier teilen sich Männer, Frauen, Menschen mit Behinderung meist eine Toilette. Geht doch! Warum nicht. Auffallend ist, die Toiletten sind in den allermeisten Fällen sauber, vielleicht geben sich alle ein wenig mehr Mühe. Öffentliche Toiletten sind außerdem zahlreich zu finden.

eine Toilette für alle!

3. es gibt wenig Schilder in Dänemark, besonders Verbotsschilder sind selten. Man wird nie beschimpft oder zurechtgewiesen. Die Dänen sehen alles etwas lockerer und ersticken nicht alles in Normen. Erheiternd und typisch deutsch stellt sich folgende Begebenheit dar: in Dänemark hat jedes Auto an der Windschutzscheibe eine digitale Parkuhr kleben, sehr praktisch da immer verfügbar, außerdem stellt sie sich gleich selbst auf die richtige Zeit ein. Nur ein Besuch in Deutschland ist damit schwierig, da die deutsche Parkuhr einer Norm unterliegt. So muss sie ein bestimmtes Maß haben und blau sein, andere Parkuhren werden nicht akzeptiert, was zu Strafzetteln bei dänischen Touristen geführt hat. Oh je, Deutschland sollte das eine oder andere mal überdenken.

Dänische Parkuhr an der Windschutzscheibe

Es sind uns noch weitere positive Eigenschaften in Dänemark aufgefallen, die jede für sich dafür sorgen, dass wir uns dort richtig wohl fühlen. Das einzig wirklich negative ist leider die Essenskultur. Da finden wir uns nicht wieder, da wir weder Hotdog, Burger oder ähnliches mögen und die Dänen es meist sehr süß und sehr fett mögen. Doch das kann man umgehen indem man selbst kocht, besonders wenn man das Glück hat an den zahlreichen Ständen frisches Gemüse zu kaufen. Eine besondere Leckerei hat Dänemark zu bieten: das Bagsvaerd Lakrids. Unglaublich gut, mit Suchtpotenzial!

Wir sind nun zwei Monate unterwegs und müssen wegen einigen Gegebenheiten zurück nach Hause. Bevor es durch den Nordostseekanal geht, machen wir noch einen Abstecher in die Schlei. Auch hier gibt es schöne Ankerplätze bei Maasholm, nur leider ist es fast unmöglich an Land zu kommen. Da sind sie wieder die deutschen Verbotsschilder…!

Es gibt zahlreiche Stege und überall stehen Schilder mit Betretungsverbot und zusätzlich Absperrungen. Wir fragen bei einer Surfschule, ob wir unser Dinghi für eine Stunde am Rand festmachen dürfen. Die Antwort: “wenn ich es euch erlaube, dann kommen noch andere“.

Dann eben nicht, willkommen zurück in Deutschland!

In Kappeln finden wir einen Hafenplatz für Mojito und legen im Museumshafen zwischen Traditionsschiffen an. Mojito sieht etwas fehl am Platz aus, aber für uns ist es ein perfekter Ausgangspunkt um mit dem Fahrrad ein Stück entlang der Schlei zu fahren. Wir besuchen das hübsche Städtchen Arnis, welches uns viel besser gefällt als das quirlige Kappeln.

Mojito im Museumshafen an der Schlei

Sitzbank am Wasser

Weiter geht es in die nächste Bucht nach Eckernförde, eine sehr hübsche Stadt mit einer sehr schönen Fußgängerzone mit netten Geschäften. Hier gibt es einen ausgiebigen Bummel durch die Stadt, der sogar bei Gerrit Gefallen findet.

Eckernförde

Am nächsten Tag geht es durch die Eckernförderner Bucht zur Kieler Förde. Nanu, auf unserem Plotter gibt es ein AIS-Zeichen, es gibt ein Schiff direkt neben uns, doch wir sehen kein Schiff! Wir klicken das Zeichen an, es steht „German Submarine“ und tatsächlich sehen wir nun das Sehrohr, es ist ein U-Boot. Durch das Sehrohr fühlen wir uns ein wenig beobachtet. Hauptsache sie sehen uns, bevor sie auftauchen!

Zurück durch den Nordostseekanal

Quo Vadis

Zwischenstopp in Rendsburg mit Besuch der NordArt in Büdelsdorf

Es geht nun zurück in die Nordsee, etwas Wehmut ist dabei. Aber auch die Nordsee hat schönes zu bieten. Unser Heimathafen Greetsiel empfängt uns stets mit einem guten Gefühl, auch hier fühlen wir uns wohl.

Wir nutzen die schönen Spätsommertage und ankern im Wattenmeer, besuchen mal wieder Juist und segeln noch einmal nach Helgoland, damit wir unsere Seemeilen voll bekommen: 20.000 Seemeilen sind wir nun insgesamt gemeinsam mit Mojito gesegelt! wow,! 

Saisonende auf Juist

Im November geht es wieder ins Winterlager.

Wir freuen uns auf die Saison 2024.