Wir stehen in Kontakt mit Whisper Power um eine Regelung für unser Generator-Problem zu erhalten. Der Kontakt ist zäh und erfordert Geduld. Durch die Zeitverschiebung von fünf Stunden zu Europa, haben wir pro Arbeitstag nur einen gemeinsamen Schnittpunkt von drei Stunden, das ist wahrlich nicht viel! Es soll einen Händler auf St.Lucia geben, also segeln wir dort hin. Eigentlich wollten wir St.Lucia nicht anlaufen, auch hier hatten wir viel Schlechtes gehört. Angeblich sollen die Boatboys sehr penetrant sein und sich an der Reeling festhalten, bis man ihnen etwas abkauft. Die Rodney Bay soll überfüllt sein und die Gefahr ausgeraubt zu werden, soll hier sehr hoch sein. Wir wollen mit dem Händler sprechen, also müssen wir wohl in den sauren Apfel beißen und dorthin segeln!
Zwischen St. Vincent und St. Lucia haben wir perfekte Segelbedingungen und wir rauschen mit 8 Knoten Geschwindigkeit durchs Wasser. Von weitem kommen die beiden Pitons in Sicht, das sind die zwei zuckerhutartigen Vulkankegel, die sich aus dem Meer erheben, das Wahrzeichen von St.Lucia. Es ist ein imposanter Anblick!
Wir gelangen in den Windschatten der Insel, der Wind dreht und kommt nun genau von vorne! Also quälen wir uns nun Seemeile für Seemeile langsam mit dem Motor voran und schaffen es vor der Dunkelheit gerade noch bis zur Marigot Bay. Wir haben noch nicht einklariert, also müssen wir an Bord bleiben und dürfen nicht an Land. Einklarieren wollen wir morgen während der Büro-Zeiten in der Rodney Bay.
Am nächsten Tag segeln wir die schöne Küste weiter Richtung Norden, kommen an der Hauptstadt Castries vorbei. Dort liegen vier riesige Kreuzfahrtschiffe, wir mögen uns diese Menschenmassen an Land nicht vorstellen!
Mittags erreichen wir die Rodney Bay und wir sind angenehm überrascht! Es ist sehr viel Platz, eine riesige und schöne Bucht. Es darf nur einer von uns an Land zum Einklarieren. Gerrit schafft es noch gerade vor der Mittagspause. Leider scheinen die Beamten in der Einklarierungsbehörde keine Freude an ihrer Arbeit zu haben. Sie sprechen nur das nötigste und das sehr unverständlich, ein Lächeln können sie nicht über die Lippen bringen. Zoll und Einwanderungsbehörde sind geschafft, wir merken erst beim Ausklarieren, dass wir die Gesundheitsbehörde übersehen haben. Das hat aber keiner gemerkt, wahrscheinlich liest kein Mensch diese ganzen Formulare. Kleiner Trost: es bringt einige Menschen Arbeit und Lohn!
Wider Erwarten stellen wir fest: es ist sehr schön hier, die Menschen sind sehr freundlich (mit Ausnahme der Einklarierungsbeamten!), Rodney Bay ist sehr schön, es gibt keine Boatboys, nur ein Gemüsehändler und ein Wäscheservice. Beide drehen sofort ab, wenn man ihnen ein Zeichen gibt, dass man nichts braucht.
Der Marineservice ist sehr kompetent und bemüht unser Problem abzuwickeln. Er bemüht sich über den Mutterkonzern in den USA um eine Lösung, aber auch das braucht Zeit.
So beschließen wir eine Rundtour über die Insel zu machen und buchen ein Taxi. Leider stehen wir die meiste Zeit im Stau, aufgrund der Massen von Besuchern von den Kreuzfahrtschiffen kollabiert das örtliche Verkehrssystem. Leider fahren wir die gleichen Anlaufpunkte wie die Kreuzfahrttouristen an, und werden dort von zahlreichen Straßenhändlern belagert, die uns immer die gleichen kitschigen Souvenirs verkaufen wollen. Unser Taxifahrer schlägt uns einen Naturtrail vor, mit Blick auf die Pitons, das hört sich gut an. Die Ernüchterung kommt promp, als wir uns inmitten einer großen Gruppe amerikanischer Kreuzfahrttouristen wiederfinden.
Ein Amerikaner möchte wissen, ob wir auch auf ihrem Schiff sind. Wir erzählen, dass wir auf einem Segelboot unterwegs sind, und von Europa über den Atlantik und wieder zurück über den Atlantik segeln wollen.
Er kann es nicht fassen und erzählt uns, dass er zusammen mit seiner Frau eine Kreuzfahrt um die Welt macht. Sie sind erst seit einer Woche an Bord, aber er hat bereits jetzt Bedenken, ob sie es in Anbetracht der kleinen Kabine beide überleben werden! Er ist beeindruckt, dass wir als Paar die Atlantiküberquerung überlebt haben! Wer weiss, wir haben ja noch eine vor uns..! 😉
Wir haben genug von den überlaufenen Sightseeing-Punkten und wollen nur noch gerne die Schwefelquellen besuchen. Die „Sulphur Springs“ als Teil des Unesco Weltnaturerbe, sind heiße Vulkanquellen, aus denen es brodelt und dampft und stark nach Schwefel riecht. Wir hatten den Geruch schon weit draußen auf dem Meer wahrgenommen und wollen die Verursacher an Land sehen. Es ist schon eindrucksvoll, aber da ist dieser stechende Geruch nach faulen Eiern. Man kann auch ein Schwefelbad nehmen, danach soll man um Jahre jünger aussehen! Nein danke, der Geruch lädt nicht zum Verweilen ein! Wir haben auch den Eindruck, dass unser Taxifahrer im Stillen gehofft hatte, wir würden nicht dorthin wollen. War wohl ein schlechter Tag für ihn! Er sagt seufzend, sein Auto würde jetzt mindestens ein Tag danach riechen. Dumm gelaufen!
Eine große Überraschung gibt es als „Rubicon“ mit Lisa und Johan aus Schweden in die Rodney Bay einläuft. Die Freude ist auf beiden Seiten groß, es gibt viel zu erzählen und zu lachen. Wir haben den gleichen Humor, trotz Sprachbarriere verstehen wir uns prächtig. Sie segeln weiter Richtung Süden, sie wollen zum Panamakanal und weiter nach Alaska. Also heißt es am nächsten Tag endgültig Abschied zu nehmen, ein Wiedersehen wird es so schnell nicht geben, das ist sehr traurig! Aber schön ist es, so viele liebenswerte Menschen auf dieser Reise kennen zu lernen, was für ein Geschenk!
Wir bekommen nun Nachricht aus Europa, nach zehn Tagen der Ungewissheit! Die neue Steuerungseinheit für den Generator wird nach Sint Maarten geschickt und dort im Rahmen der Garantie ausgetauscht, eine gute Nachricht. Wir werden Mitte Februar in Sint Maarten sein, also werden wir einen Monat ohne Wassermacher überbrücken müssen, das ist die schlechte Nachricht. Aber die Hauptsache ist, dass wir Ersatz bekommen!
Wir werden nun St.Lucia verlassen und sind froh, dass uns der Zufall hier her gelotst hat!
Den Jahreswechsel verbringen wir auf Bequia in der Admiralty Bay. Wir fühlen uns hier sofort wohl, in dieser großen Ankerbucht. Sie wirkt malerisch mit ihren weißen Sandstränden, dahinter üppiges Grün mit Palmen und am Ufer verteilt, die pastellfarbenen Häuser im Gingerbreadstil. Überall gibt es Anlegestegs für die Dinghys, die Insel hat sich perfekt auf die Segler eingerichtet. Diverse Dienstleistungen werden in der Bucht angeboten, es fahren umgebaute Boote den die Bucht ab und liefern auf Wunsch Diesel, Trinkwasser und entsorgen den Müll. Andere bringen Obst, Gemüse und Brot und wieder andere nehmen die Schmutzwäsche entgegen, um sie am gleichen Tag gewaschen und getrocknet wieder zu bringen!
Am Strand gibt es zahlreiche nette Strandbars, dort trifft man immer bekannte Gesichter.
An Silvester gibt es einen Sundowner auf Jajapami, ein Katamaran aus der „Sail the Odyssee“-Gruppe. Zum Sundowner trifft man sich zwischen fünf und sechs Uhr abends, jeder bringt etwas zu trinken oder zu knabbern mit und nach einer oder zwei Stunden löst sich alles wieder auf. An diesem Abend sind wir 21 Erwachsene und 12 Kinder, alle auf einem Boot, und es ist wie immer sehr nett. So viele unterschiedliche Nationen auf einem Boot: Frankreich, Großbritanien, Australien, Neuseeland, Puerto Rico und Deutschland. Die Zeit verfliegt, an Gesprächsstoff mangelt es nie!
Den weiteren Abend verbringen wir mit den beiden französischen Familien. Wir bereiten zusammen unser Menü zu und haben viel Spaß dabei. Erst gibt es Foie Gras mit Mangochutney und Brioche, danach gegrillte Lobster. Dazu haben sich die Franzosen einen „deutschen Kartoffelsalat“ gewünscht. Den Wunsch erfüllen wir ihnen gerne und müssen schmunzeln. Dazu gibt es einen guten französischen Rotwein, ein wahrer Genuss! Es ist ein wunderbarer Abend in netter Gesellschaft, es gibt ein schönes Feuerwerk und wir bemerken, dass es unser erstes Silvester barfuß und in Shorts ist
Wir möchten nicht Bequia verlassen ohne die Insel gesehen zu haben, so mieten wir uns gemeinsam mit Allan und Maria von „Lady Jane“ ein Taxi und fahren zur privaten Schildkröten-Aufzuchtstation. Unterwegs gibt es viele schöne Buchten, herrliche Aussichten von den Bergen und alte Plantagen zu bewundern. Die Aufzuchtstation wird von einem Deutschen betrieben, der aber leider nicht anwesend ist. Daher ist die Information etwas spärlich, doch wir können die unterschiedlichen Schildkröten bestaunen. Die Schildkröteneier werden am Strand eingesammelt, ausgebrütet und dann werden die kleinen Schildkröten aufgezogen, bis sie eine Überlebenschance im Meer haben. Die Aufzuchtbecken mit den Babyschildkröten sind entzückend, wir können uns nicht satt sehen. Dieser „Kindergarten“ mit lauter kleinen, wuseligen Schildkröten – einige schlafen an der Wasseroberfläche, andere starten Tauchversuche, die nicht immer gelingen wollen, herrlich!
Am nächsten Tag geht unsere Reise weiter, eigentlich nach St. Vincent, doch vorher wollen wir noch unseren Besuch auf Mustique nachholen! Mustique ist die exclusivste Insel zum Wohnen, möchte man sich hier einmieten, so muss man ab 40.000 € pro Woche bezahlen. Es ist eine Bilderbuchinsel und zum Wohnen ist es die teuerste. Wir haben da das Sparmodell: für umgerechnet 70,-€ dürfen wir hier max. drei Tage ankern und diese herrliche Insel genießen. Auf dieser Insel gibt es keine Kriminalität. Gefürchtet sind hier nur die Paparazzi, werden sie erwischt, so droht ihnen ein lebenslängliches Betretungsverbot. Die Insel ist sehr gepflegt, das Wasser ist türkisblau und das Riff eignet sich hervorragend zum Schnorcheln. Es gibt ein Dorf für die 500 Menschen, die hier arbeiten, mit einer Schule, einer Kirche, einer Polizeistation (das ist sicher der langweiligste Job auf der Insel!). Wir machen Strandspaziergänge und gehen ausgiebig am Riff schnorcheln und bestaunen die zahlreiche Korallen. Die Menschen auf Mustique sind entspannt und sehr freundlich, es ist schon fast unwirklich. Ich frage mich, ob die Kinder, die hier aufwachsen, überhaupt fähig sind woanders zu leben. Die kennen doch keine bösen Menschen! Am liebsten wollen wir dieses Paradies nicht wieder verlassen! Gerrit überlegt kurz die Bucht zu verlassen und wieder einzulaufen, vielleicht merken sie es ja nicht und wir hätten drei Tage Verlängerung! 😉
Gerrit freut sich über all die gut funktionierenden Systeme an Bord und spricht es laut aus. Das sollte man nie tun….! Einen Tag später, haben wir die Retourkutsche!
Da wir Wasser machen wollen, lässt Gerrit schon mal den Generator laufen. Kurze Zeit später gibt der Generator komische Geräusche von sich, es folgt ein verdächtiges Knistern, es riecht verschmort. Zum Glück schaltet Gerrit den Generator aus und begibt sich auf Ursachenforschung. Hatten wir gehofft, dass der Impeller der Verursacher sei, so müssen wir leider feststellen, dass der Schaden größer ist. Die Steuerungsanlage für den Generator ist verkohlt, die Platine vollkommen verschmolzen, die Kabel sind verschmort. Als wir den Schaden betrachten, wird uns ganz mulmig. Hätte Gerrit nicht so schnell reagiert, hätte es vermutlich einen Kabelbrand gegeben. Upps! Das mag man sich nicht weiter ausmalen!
Und dann bei den Mietpreisen auf Mustique, oh je! Aber vielleicht hätte Mick Jagger Mitleid gehabt und uns Quartier gegeben! 😉
Nun fängt für uns das Problem erst an, wir können kein Wasser mehr machen und wir müssen Ersatz für die Steuerungsanlage bekommen. Unseren Wassertank können wir zum Glück noch auf Mustique füllen. Der Generator ist noch keine zwei Jahre alt und das von der Firma vollmundig versprochene „weltweite Händlernetz“ erweist sich als Farce! Wir werden sehen!
Weiter geht es erst einmal nach St.Vincent. Wir steuern die Keartons Bay an, südlich der Wallilabou Bay. In der Wallilabou Bay wurde der Film „Pirates of Caribbean“ gedreht, sie ist in Verruf geraten als vor zwei Jahren ein deutscher Segler überfallen und erschossen wurde. Die gesamte Insel wird von den Seglern gemieden, auch wir hatten es ursprünglich vor. Drei Boote aus der Odyssee – Gruppe waren bei Rosi in der Keartons Bay und hatten sie weiter empfohlen.Wir funken das Rock Side Café an, das sind Rosi und ihr Mann Orlando, sie haben drei Mooringbojen in der kleinen Bucht. Rosi ist Deutsche und lebt seit 15 Jahren auf St.Vincent und betreibt dieses Café/Restaurant in ihrem Haus. Rosi antwortet prompt, ja, wir können eine Boje bekommen. Das klappt alles prima, wir liegen fest an einer Boje, neben uns eine Charteryacht mit deutschen Gästen und die dritte Boje bekommt Michel aus Quebec. Wir blicken in die Bucht und müssen erst einmal schlucken! Heute Morgen waren wir noch in der „Hochglanzwelt“ von Mustique, nun ist es der krasse Gegensatz. Wir blicken auf einfache Häuser und Wellblechhütten, die Boatboys tragen zerschlissene Kleidung, alles wirkt sehr ärmlich. Kinder spielen auf dem schwarzen Strand ausgelassen Fussball, dazwischen Hunde und Hühner. Haben wir die Boje bei Rosi für zwei Tage gebucht, so kommen uns nun Zweifel, ob es richtig war. Hinzu der zweifelhafte Ruf von St. Vincent, also am liebsten würden wir die Boje wieder verlassen! Aber, gebucht ist gebucht, da müssen wir nun durch. Rosi fragt, ob wir bei ihnen zu Abend essen möchten, dann wäre die Boje kostenlos. Gerne nehmen wir das Angebot an und lassen uns Abends in privater Atmosphäre von Orlando bekochen und genießen das drei Gänge Menü unter der Pergola im Garten gemeinsam mit Michel aus Quebec. Er ist froh, dass er den Abend nicht allein verbringen muss und wir genießen seine humorvolle Gesellschaft. In der gesamten Umgebung ist ein lautes Geräusch zu hören, eine Mischung aus Vogelgesang und Grillenzirpen. Auf unsere Frage erklärt uns Rosi, dass es die kleinen Baumfrösche sind, die dieses melodische Konzert veranstalten. Eine wunderbare, familiäre Atmosphäre und unsere schlechten Gefühle vom Nachmittag sind verschwunden. Rosi versichert uns , dass sie Tag und Nacht über Funk erreichbar sind, das gibt uns ein sicheres Gefühl. Wir lernen auch unsere Nachbarn bei Rosi kennen, eine Chartergruppe aus Deutschland und erfahren dass sie für den nächsten Tag eine Inselrundfahrt planen. Es ist noch Platz im Taxi und wir können uns anschließen, so ein Glück!
Rosi hat für diese Rundfahrt Garry organisiert, er will uns einen Teil der Insel zeigen. Er fährt einen Minibus, in Deutschland wäre er für acht Personen zugelassen, Garry hat Platz für 14 Personen! Gerrit bemerkt dass ein Reifen sehr wenig Luft hat, außerdem fehlen ein paar Radmuttern. Das mit der Luft sieht Garry ein und wir fahren zur Tankstelle, die fehlenden Radmuttern sind für ihn kein Problem! Garry hat einige Jahre in den Staaten gelebt und gearbeitet, doch er möchte lieber auf St. Vincent leben und betreibt hier eine kleine Landwirtschaft. Er baut Obst und Gemüse an und natürlich Marihuana, wie es viele auf der Insel tun.
Wir fahren durch die nächste Bucht, dort werden gerade in Gemeinschaftsarbeit zehn kleine Wale am Strand zerlegt. Sie wurden in der letzten Nacht erlegt und das Fleisch wird nun zum Trocknen aufgehängt, kein schöner Anblick!
Die Menschen in den Dörfern wirken teilnahmslos, stetig liegt der schwere Marihuanageruch in der Luft. Überall sieht man Männer die ihren Joint rauchen, viele wirken bekifft oder betrunken.
Garry erzählt auch unverblümt, dass das für ihn ein Grund war die Staaten zu verlassen – dort ist das Marihuana zu teuer! Okay!
Aber die Insel zeigt uns ihre wunderschöne Natur, man kommt sich vor wie in einem botanischen Garten. Garry zeigt uns die unterschiedlichen Bananen, Mangos, Brotfrüchte, Muskatbäume, Tamarindenbäume. Die, so erklärt er uns, sind prima wenn es mit dem Nachwuchs nicht klappen sollte. In diesem Fall soll der Mann sich daraus einen Tee kochen, dann klappt es garantiert. Als er uns danach erzählt, dass sein Onkel 38 Kinder mit 6 Frauen hat, fragen wir uns, ob er es wohl übertrieben hat, mit dem Tamarindentee!!
Auf St. Vincent gibt es sehr viel Armut. Menschen hausen in baufällige Hütten oder schlafen auf der Straße. Einige Bewohner waschen sich und ihre Wäsche im Fluss.
Weiter geht es zu den Wasserfällen, was für ein Erlebnis! Schade, dass die Insel ihr Potenzial nicht nutzt und den Tourismus fördert!
Wir müssen heute noch ausklarieren, wir wollen morgen die Insel verlassen und weiter nach St.Lucia segeln. In Chateaubelair gibt es eine Ausklarierungsbehörde, wir finden das Gebäude am Strand. Es ist ein kleines Einfamilienhaus, ein Schild zeigt dass wir hier richtig sind. Der zuständige Beamte wird gerufen und schließt uns auf. Wir staunen als wir das Büro betreten, es sind zwei abgetrennte Bereiche: Custom (Zoll) und Immigration (Einwanderungsbehörde) in einem wellblechartigen Schuppen, der Beamte wechselt nach Bedarf von einem Bereich zum nächsten. Wieder einmal ist viel Papierkram zu erledigen, alles in dreifacher Ausführung!
St. Vincent hat uns sehr beeindruckt und wir sind froh, dass wir die Insel besucht haben!
Martin, Caro und ihre drei Kinder von „Tamouré“ wollen mit uns zusammen zu den Grenadinen segeln. Sie haben diverse technische Schwierigkeiten und möchten die Strecke daher nicht alleine segeln. Wir haben auf Barbados ausklariert und möchten noch im Norden von Barbados zollfrei tanken. Wir haben zwar nur 200 Liter Diesel für die Atlantiküberfahrt gebraucht, aber auch bei 200 Liter ist zollfrei tanken verlockend. Da sie langsamer segeln als wir, vereinbaren wir, dass sie schon lossegeln und wir sie wieder einholen.
Sie senden kein AIS-Signal aus, daher können wir sie nicht sehen, aber sie können unser AIS-Signal sehen und der Kurs auf Union Island ist ja auch klar. Wie geplant, haben wir sie Abends wieder eingeholt und wir passen uns ab hier ihrer Geschwindigkeit an. Eins haben wir während der Atlantiküberquerung gelernt: langsames Segeln ist entspannter. Auch bei dieser Überfahrt bewahrheitet es sich. Es ist eine Nacht voller Squalls, wir werden tüchtig abgeduscht und haben reichlich Wind. Wir haben die Genua ein Drittel gerefft und kein Großsegel gesetzt und segeln immer noch 6 Knoten. Nachts funken wir immer wieder mit Caro oder Martin und tauschen uns über unsere Positionen und die jeweiligen Squalls aus. Morgens sind die Grenadinen in Sicht!
Die Grenadinen, das sind 35 , meist unbewohnte, Inseln zwischen Grenada und St. Vincent. Wir steuern die südlichste Insel an, Union Island, ein Port of Entry, hier können wir einklarieren.
Schon während der Ansteuerung bekommen wir einen Eindruck von der Schönheit dieses Reviers. Vorbei an Palm Island sehen wir das türkisblaue Wasser, die Wellen brechen sich am Riff. Es erfordert Konzentration bei der Ansteuerung, man muss das Riff umfahren, die Betonnung ist hier anders als in Europa: Steuerbord ist rot getonnt, Backbord grün.
Weit draußen werden wir von dem ersten „Boatsboy“ abgefangen, er will uns einweisen. „Boatsboys“, das sind Einheimische in kleinen, schnellen Booten, die sich durch allerlei Dienstleistungen ihren Lebensunterhalt verdienen. Die meisten sind freundlich zurückhaltend, aber es gibt auch die forschen, aufdringlichen. Wir erklären, dass wir ankern möchten und keine Boje möchten, doch er lässt sich nicht davon abbringen, uns eine Boje zuzuweisen. Wir trauen uns nicht zu widersprechen, also hängen wir kurze Zeit später unglücklich an einer Boje. Der Boatsboy stellt sich als „Skipper“ vor und möchte dann auch gleich 100 EC$ kassieren, umgerechnet 30,- €. Leider (oder zum Glück!) sind wir noch nicht im Besitz von EC$, wir müssen erst einen Geldautomaten suchen und einklarieren, dann wollen wir ihn bezahlen. Glücklich sind wir nicht, wollten wir doch ankern, so wie es in unserem Handbuch über Clifton steht. Für eine kurze Zeit ist unsere Laune etwas gedämpft, da bekommen wir das nächste Schauspiel zu sehen: Anflug Airport Clifton, direkt an der Bucht, aus dem Nichts erscheint eine kleine Propellermaschine über den Berg und stürzt sich steil nach unten auf die sehr kurze Landebahn. Ich muss an Filmszenen mit Harrisson Ford denken, es sieht sehr abenteuerlich aus. Was für ein Gefühl muss es als Passagier sein! Puh, dann doch lieber mit dem Segelboot einreisen!
Die nächste Erkenntnis: die Karibik ist ein Dorf! Wir sehen lauter bekannte Yachten um uns herum und wir werden von allen Seiten mit „lautem Hallo“ begrüßt, wie schön!
Wir gehen an Land, nun sind wir wirklich in der Karibik! Bunte Häuser, ein wuseliges Treiben, wir werden gegrüßt und fühlen uns wohl!
Wir erfahren, dass“ Skipper“ uns eine Boje vermieten wollte, die ihm gar nicht gehört, also wechseln wir die Boje und nehmen eine offizielle.
Es dauert nicht lang, da kommt der nächste Boatsboy ans Boot und bietet uns diverses zum Kauf an. Er bietet uns ein Bananabread an, nicht gerade günstig, aber okay, das können wir ja probieren (es schmeckt sehr lecker, erinnert an Honigkuchen). Er hat auch Baguette, sagt er. „Nein, danke“ meine Antwort, Gerrit ist nicht abgeneigt eins zu kaufen. Es beginnt eine lebhafte Diskussion zwischen uns, der Boatsboy blickt stumm von einem zum anderen. Nach einer Weile reicht er Gerrit das Bananabread und sagt aufmunternd zu ihm: “ ohh, glaub mir, es ist überall das selbe auf der Welt, immer diese Diskussionen mit den Frauen! Don´t worry!“ Ja, wenn das so ist, dann können wir uns doch all die Diskussionen gleich sparen, oder nicht? Haha!
Zum Ausklang dieses Tages und der gesegelten Nacht gönnen wir uns einen leckeren Rumpunch in der schönen Bar direkt am Wasser, da kommt die französische Familie von Luna Bay vorbei und tragen die kleine Leonie ins Dinghi. Sie ist gefallen und hat eine Platzwunde am Knie. Nachdem wir unseren Rumpunch ausgetrunken haben, beschließen wir noch schnell ein paar Gummibären als Trostpflaster für Leonie rüber zu Luna Bay zu bringen.
Guillaume und Jeniffer sind ganz aufgelöst, sie können ihre SteriStripes nicht finden und überhaupt fühlen sie sich überfordert. „Kennst du dich ein bisschen damit aus?“, so Jenniffers ängstliche Frage. „Nun ja, ich bin eigentlich Krankenschwester, aber das ist schon sehr lange her…, und außerdem habe ich schon einen Rumpunch getrunken….“ Schwupps, da sind sich Guillaume und Jeniffer sofort einig, sie übertragen mir nun diese Aufgabe, schwitz! Nachdem wir unsere SteriStripes von Bord geholt haben, wird Leonie auf dem Cockpit-Tisch gelegt und verarztet. Die Szene erinnert an ein Lazarett, wir haben unseren Spaß, Leonie fragt ängstlich nach, ob wir ihr weh tun werden. Nöh.., vertraue uns, alles wird gut!
Die Wunde ist verarztet, es hat nicht weh getan, nun bin ich Leonie´s Freundin 🙂 und Guillaume und Jeniffer bestehen darauf, uns zum Dank noch einen Rumpunch zu servieren. Oh je, wenn das hier so weiter geht…!
Unsere erste Nacht in Clifton verbringen wir in einem tiefen Schlaf!
Am nächsten Tag bekommen wir Besuch von unserem Nachbarn Heinz. Er segelt schon seit vielen Jahren in der Karibik, früher mit seiner Frau, seit ihrem Tod nun alleine. Er ist über 70 Jahre alt und segelt seinen Katamaran, eine Lagoon 440, alleine, wir haben großen Respekt. Er hat sein Schiff sehr gut gepflegt und wir treffen ihn später an anderen Orten wieder. Heinz gibt uns viele gute Tips und erklärt uns wie wir mit den Boatsboys umgehen sollen, das ist goldwert. Auch bestärkt er uns darin, lieber unserem Anker zu vertrauen als einer Mooring-Boje, die doch manchmal sehr abenteuerlich am Grund befestigt sind.
Nach zwei Tagen in Clifton legen wir noch einen Ankerstop in der wunderschönen, naturbelassenen Chatham Bay ein. Hier treffen wir Per-Erik und Lotta von der schwedischen Yacht „Voyageur“ wieder. Nach einem Strandspaziergang entschließen wir uns spontan zum Essen in der Strandbar von Seckie. Seckie und seine Frau Vanessa zaubern uns ein perfekt gewürztes Abendessen mit Fisch und Hühnchen auf einem spartanischen Grill, wir sind ihre einzigen Gäste, es ist ein schöner Abend!
Wir segeln über Mayreau zu den Tobago Cay´s, das sind kleine unbewohnte Inseln umgeben von türkisblauem Wasser und Korallenriffen, sie sind als Nationalpark geschützt. Es gibt viele große Schildkröten, das Schnorcheln ist traumhaft, die Kulisse errinnert an eine Postkarte, so schön! Mit den Schildkröten zu schnorcheln ist ein unvergessliches Erlebnis. Wirken die Tiere an Land so plump, sind sie unter Wasser sehr grazieus. Sonst so scheu, scheinen sie unter Wasser keine Notiz von uns zu nehmen, schwimmen sehr nah an uns vorbei. Es gibt viel zu sehen: unterschiedliche Seeigel, die lustigen Kofferfische, die mithilfe eines Wasserstrahls den Sand aufwühlen, ein Adlerrochen schwimmt elegant vorbei und wir bestaunen die unterschiedlichen Korallen, was für ein Erlebnis!
Es gibt eine Überraschung als plötzlich die Yacht „Rubicon“ ins Ankerfeld einfährt. Das sind Lisa und Johan aus Schweden, sie haben ihre Kinder Mathilda und Markus zu Besuch. Die Wiedersehensfreude ist riesig und sie möchten gerne ein Barbecue am Strand mit uns haben, sie können nicht so lange bleiben, ihre Kinder haben den Rückflug von Martinique schon gebucht. Na ja, es gibt schlimmeres im Leben als noch ein Barbecue am Strand 😉
Wir nehmen Abschied von Rubicon und von Voyageur, hoffen sie noch einmal wieder zu treffen. Rubicon plant die Passage durch den Panama-Kanal, sie möchten gerne nach Alaska segeln. Voyageur weiss noch nicht so richtig, wohin ihre Reise geht. Wir wissen, wir wollen die Atlantikrunde segeln und erst danach entscheiden, wie es weiter geht.
Auch wenn Johan und Lisa uns bearbeiten, mit ihnen zu segeln und die Vorstellung reizvoll ist, nein, wir bleiben bei unseren Plänen. Lisa verspricht uns ein „Revival-Treffen“ in Schweden. Da bin ich gespannt, Lisa ist nämlich so inspiriert von den bunten Karibik-Häuser. Vielleicht sehen wir dann ein pinkes oder violettes Schwedenhaus in der Nähe von Göteborg. 😉
Wir beschließen die Weihnachtstage in den wunderschönen Tobago Cay´s zu verbringen , zusammen mit einigen befreundeten Yachten. Jeremy hat ein Barbecue am Strand organisiert mit gegrilltem Lobster, Reis, Knoblauchkartoffeln und Salat. Es ist ein herrlicher Tag, mit netten Menschen aus unterschiedlichen Nationen in traumhafter Umgebung.
Die Kinder sind noch ganz aufgekratzt und erzählen von ihren Weihnachtsgeschenken. Jeder hat Heilig Abend unterschiedlich verbracht, es war nicht einfach ein festliches Essen zu zaubern. Es gibt hier nicht viel zu kaufen und wenn, dann ist es unglaublich teuer. Doch die Wertschätzung der Lebensmittel ist nun ganz anders. In Clifton gibt es ein kleines französisches Geschäft mit allerlei Leckereien. Gerrit und ich haben uns die Nase an der Kühltruhe platt gedrückt, doch die Preise haben uns abgeschreckt. Jeniffer erzählt mir verstohlen, sie haben sich ein Stück Rockefort zu Weihnachten gegönnt. Sie haben es so genossen. Tatiana von Infinity erzählt von ihrem Schokoladenkuchen zum Nachtisch: er war außen etwas angebrannt und innen etwas flüssig. Aber da sie so lange keinen Nachtisch mehr hatten, hat es himmlisch geschmeckt! Wir hatten noch Gänseleberpastete von Zuhause mitgebracht und haben unsere letzte Flasche Wein genossen. Etwas wehmütig haben wir an unsere früheren, gemeinsamen Weihnachten mit unseren Kindern Amei und Neels gedacht.
Wir sind ein bunt gemischter Haufen, verschiedener Nationalitäten.
Die beiden französischen Familien amüsieren sich über unser Mißverständnis auf See, während der Atlantiküberquerung: wir drei Katamarane haben während der letzten Strecke der Überquerung häufig in Funkkontakt, in französischer Sprache, gestanden. Tagsüber plauderte ich mal mit Jeniffer, abends gab mir Guillaume seine Wetterdaten durch. Eines Abends, während meiner ersten Wache, lauschte ich dem Funkgespräch zwischen Guillaume und Jeremy. Auf Jeremys´s Frage „alles gut bei euch?“, hörte ich Guillaume antworten: „ja alles gut, wir haben gegessen, die Kinder schlafen nun und Jeniffer … prend son quart..!“
Aha, denke ich, das ist ja wieder typisch für die Franzosen: „elle prend son quart“ heißt für mich übersetzt: sie nimmt ihren Viertel! Klar, sie trinkt ihren Wein, was sonst!? Na, die lassen es sich ja gut gehen auf den französischen Booten! In meiner Vorstellung sah ich Jenniffer genüßlich ihren Wein schlürfen und die Weite des Ozeans geniessen. Ja, dachte ich, das ist der Vorteil auf einem französischen Boot zu sein! Einige Funkgespräche später fragt mich Jenniffer, wie ich denn so meine „quarts“ einteile. Da frage ich doch noch einmal nach, was sie denn mit „quart“ meint. „na ja, die Wache!“
Ach sooo….!
Nach der wunderbaren Zeit in den Tobago Cay´s geht es für uns noch einmal nach Clifton zum Einkaufen und Wäsche waschen. Abends gehen wir dann zu Lambi und lauschen der Steel-Band, erstaunlich wieviele Töne sie aus den Blechtrommeln zaubern.
Am nächsten Tag geht es Richtung Bequia, bei Windstärke 6-7 Bft! Wir segeln hart am Wind, ein unangenehmer Kurs, wir haben die Welle gegen uns und leiden mit Mojito. Das harte Stampfen ist eine Belastung für das Boot und für die Crew. Deshalb beschließen wir nicht, wie geplant, nach Mustique zu segeln, sondern gleich Kurs auf Bequia zu nehmen. Auf Mustique haben viele Prominente, u.a. Mick Jagger ein Haus, wir werden später vielleicht noch hin segeln, da muss Mick Jagger sich noch etwas gedulden!
Wir beschließen auch den Jahreswechsel auf Bequia zu verbringen, auch hier werden wir einige bekannte Yachten wieder treffen: Luna Bay, Infinity, Rogue und vielleicht noch die eine oder andere aus der „Sail the Odyssee“-Gruppe.
Kaum zu glauben, wir sind tatsächlich auf Barbados!
Diesen Moment habe ich mir oft versucht vorzustellen – wie fühlt es sich an, wenn man in Barbados ankommt und weiss, man hat den Atlantik überquert? Was für ein Glücksgefühl muss es sein..! Hm…, irgendwie nicht…! Es ist nicht greifbar, man realisiert erst nach und nach was für eine Distanz von uns überwunden wurde. Es geht den anderen Teilnehmern genauso. Eine besondere Erfahrung war die Zeitumstellung. Nimmt man das Flugzeug, wird man knallhart in die aktuelle Zeit hinein katapultiert. Unsere offizielle Uhrzeit für das Logbuch war die UTC-Zeit, unsere „Lebenszeit“ haben wir immer mal wieder angepasst, bis wir auf Barbados die richtige lokale Zeit (MEZ minus 6 Std.) einstellen konnten. So haben wir die Zeitumstellung langsam durchschritten.
Während der Planungsphase macht man sich so viele Gedanken, über die Ausrüstung, über das Wetter und über all die Dinge die passieren können. Wir haben uns Sorgen über Stürme, heftigen Seegang und die gefürchteten Squalls gemacht. Wir hatten für uns beschlossen, nicht zu starten falls Unwetter gemeldet wäre. Nein, wir wollten uns keinem Gruppenzwang unterwerfen. Aber wir haben nie darüber nachgedacht, was wir tun würden, wenn kein Wind gemeldet ist. Wir hatten während der ersten drei Tage unserer Reise einen windstillen, absolut glatten Ozean. Es war so windstill, dass einige Crews einen Badestopp mitten auf dem Ozean, bei 4000 Meter Tiefe, eingelegt haben. Wären wir ohne die Gruppe gestartet, hätten wir unseren Start um drei Tage verschoben!
Als zweiter Punkt waren es die möglichen Erkrankungen, mitten auf dem Ozean, die uns Sorgen bereiteten. Diese Angst wird auch gerne von all den Ausrüstern geschürt, lassen sich doch so diverse Emergency-Kits verkaufen. Auch wir haben eine gut sortierte Apotheke dabei und immer den Zweifel, nicht genügend ausgerüstet zu sein. Doch wenn man sich wohl fühlt, wird man nicht so schnell krank. Sicher ist es gut eine Grundversorgung an Bord zu haben, doch man sollte es nicht überbewerten.
Wichtig fand ich den Sicherheitsaspekt und zu wissen, dass man sich an Absprachen hält. Worst case, besonders für eine Zweiercrew, ist, wenn jemand über Bord fällt. Wir haben vor unserem Start ein Sicherheitstraining besucht und im praktischen Teil festgestellt, dass es fast unmöglich ist, eine über Bord gegangene Person zu bergen. Daher ist die wichtigste Regel an Bord: es darf keiner über Bord gehen. Während der Nachtwachen darf der Wachhabende das Cockpit nicht verlassen, ohne den anderen zu wecken. Dieses Seminar halten wir beide für absolut sinnvoll.
Aber zurück zu Barbados. Nachdem wir diesen unglaublich bürokratischen Einklarierungsprozess absolviert haben, können wir auf Barbados ankommen. In Bridgetown tobt das Leben, meist liegen hier drei Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig. Die Stadt ist sehr quirlig, die Menschen sehr freundlich, immer mit einem Lachen.
Wir haben die Option über Cornell-Sailing im Stadthafen, der Careenage, anzulegen, die Liegegebühren sind im Preis enthalten. Man muss aber die tägliche Brückenöffnungszeiten beachten, damit man einlaufen kann. Wir beschließen erst mit dem Dinghi in den Hafen zu fahren, um uns ein Bild zu machen. Oh je, da sind wir uns schnell einig, doch lieber draußen in der Bucht zu ankern. In der Careenage ist es laut, stickig und schmutzig. Ist die Gefahr in der Karibik groß sich Ungeziefer an Bord zu holen, da scheint es uns hier fast unvermeidlich dass es passiert. Kakerlaken sind immer präsent, aber viel schlimmer finden das Risiko sich Ratten an Bord zu holen. Für die Ratten ist es ein Leichtes über die Leinen an Bord zu klettern – eine schreckliche Vorstellung.
Wir wählen also die zweite Option und ankern in der Carlisle Bay, direkt vor dem englischen Yacht-Club. Dort gibt es alles, nur keine Yachten! Wir, als Mitglied der Atlantik-Odysee haben das Privileg „member of time“ zu sein und dürfen dieses sehr schöne Areal nutzen und genießen. Die Englische Gesellschaft verbringt hier ihre Strandtage, es gibt eine Bar, das Ambiente erinnert an die Kolonialzeit. Wir fühlen uns schon etwas elitär, wenn wir das Schild passieren: „only for member“.
Nur das Anlanden mit dem Dinghi bleibt eine Herausforderung. Schlägt das Dinghi quer, hat man verloren und im schlechtesten Fall überschlägt man sich. Am Strand werden alle Techniken für die perfekte Anlandung eifrig diskutiert. Die Crew von „Finally“ hat sich überschlagen und den Außenborder dabei beschädigt. Bitter war auch, dass ein Crewmitglied sich bereits während der Atlantiküberquerung die Schulter ausgerenkt hatte und nun noch eine Bruchlandung erleben musste. Wir hören von ihnen, dass man die Wellen zählen muss und nach der siebten großen Welle starten sollte, hätten ihnen die Einheimischen geraten. Okay, das wollen wir probieren: Gerrit und ich stellen uns in Startposition, fokussieren die Wellen, zählen bis sieben, rennen durch die Brandung, springen ins Dinghi, hat alles super geklappt, aber… wo ist der Starter für den Außenborder?? Oh, Mist, noch in der Tasche…, schon hat uns die achte Welle wieder an den Strand gespült!!
Eine Frage stellt sich für uns bei dieser Technik: woher weiss man wann es die Welle Nr. 1 ist? Da werden wir noch mal nachfragen müssen 😉
Aber wir lernen jeden Tag und unsere Anlandungen werden immer perfekter, schon bald brauchen wir keine trockene Ersatzkleidung mehr!
Immer wieder amüsieren wir uns über diese coolen Menschen und ihr mitreissendes Lachen. In der Markthalle frage ich eine Marktfrau was das für eine Frucht ist. Ein Golden Apple, antwortet sie, gibt es nur hier auf Barbados. Schon wird eine Frucht geschält, mit Salz eingerieben, ich soll probieren. Mehrere Augenpaare sind erwartungsvoll auf mich gerichtet: “do you like it?“ na ja, ich will ja nicht unhöflich sein, also sage ich „yes, I do“ Gleich ertönt dieses kehlige, mitreissende Lachen. Diese schönen, lachenden Menschen mit ihren Rasterlocken und immer wird man gegrüßt und gefragt , wie es einem geht.
Der Taxifahrer fragt uns aus welchem Land wir denn kommen. Aus Germany, unsere Antwort. Oh, dann ist doch Herr Putin unser Präsident. Nein, nein, stellen wir schnell richtig, zum Glück nicht! Unsere Präsidentin heisst Angela Merkel. Oh, wirklich? Er ist begeistert, denn Frau Merkel schätzt er sehr. Er ist so begeistert über Frau Merkel, dass wir uns gleich ganz stolz fühlen, aus Deutschland zu kommen! Dieses Phänomen begegnet uns immer wieder auf unserer Reise, Angela Merkel genießt eine sehr hohe Anerkennung im Ausland.
Zum Abschluss fragt uns der Taxifahrer ob wir Donald Trump mögen. Nein, den mögen wir gar nicht. Zack, wieder einen Sympathie-Punkt gewonnen! Er lacht und versichert uns, auf ganz Barbados gibt es keinen Menschen der Donald Trump mag!
Besonders viel Spaß bereiten uns die Sammeltaxi auf Barbados. Es sind kleine, oft betagte Minibusse, bunt bemalt mit lauter Musik. Wenn sie jemanden am Straßenrand passieren hupen sie kurz, will man mitfahren, reicht ein Handzeichen. Die Fahrt kostet umgerechnet 1€, egal wie weit man fährt. Bezahlt wird wenn man aussteigt. Die Busse sind immer gut ausgelastet, es wird zusammen gerückt, jeder bekommt einen Platz. Das ist gut funktionierender Nahverkehr!
Wir machen einen Besuch der Mount Gay-Rum-Destillerie, mit reichlich Rum-Verkostung (puh!!) und anschließendem Besuch der Wildlife Reserve. Johan, von der befreundeten Yacht „Rubicon“, hatte mir dort blaue und grüne Affen versprochen, doch die vermochte ich trotz Rum nicht zu erkennen! Das war wohl ein schwedisches Märchen, haha!!
Am nächsten Tag beschließen wir alleine die Südküste zu besuchen, wieder mit einem netten Sammeltaxi. Wir möchten die Südstrände und Surferstrände Silver Sands besuchen. Wir spazieren die Strände entlang zurück nach Oistin zum Fischmarkt. Dort probieren wir den Flying Fish, die Spezialität auf Barbados, bei einem der zahlreichen Grillständen.
Obwohl die Natur sehr schön ist, das Wasser türkisblau und die Menschen überaus freundlich sind, zieht es uns weiter. Die Zeit ist reif, wir beschließen zu den Grenadinen zu segeln. Es braucht einen halben Tag zum Ausklarieren. Eine Menge Papierkram (den kein Mensch je lesen wird!!) ist zu erledigen. Es sind komplizierte Anweisungen zu befolgen, und das alles auf Bajan, ein Englisch das nicht mal Engländer richtig verstehen können.
Am nächsten Tag dürfen wir noch einen Stopp in Port St. Charles einlegen (auch dafür benötigen wir eine Erlaubnis), zollfrei tanken und dann geht es los – Union Island, die südlichste Insel der Grenadinen, heißt unser nächstes Ziel!
„…du spürst die Lebensenergie, die durch dich durchfließt, das Leben wie noch nie, in Harmonie und genießt – es gibt nichts zu verbessern, nichts was noch besser wär außer dir und jetzt und hier und dem Tag am Meer…“ (Fantastischen Vier „Tag am Meer“)
Nach drei Wochen auf den Kap Verden wird es nun Zeit wieder weiter zu segeln. Unsere Gruppe hat sich um sieben Boote vergrößert, da die Teilnehmer der Atlantik-Odyssey dazu gekommen sind. Die Atlantik-Odyssey-Gruppe ist die Rallye, die direkt von Teneriffa nach Barbados startet. Innerhalb dieser Gruppe segeln einige Teilnehmer auch über die Kap Verden, haben dort aber nur eine knappe Woche Aufenthalt.
Leider ist, für die Tage nach unserem Start, nur wenig Wind gemeldet. Jede Crew hat nun ihre eigene Strategie, welche Route gewählt wird. Schon Tage vorher wird das Für und Wieder jeder Route diskutiert. Wir entscheiden uns in südlicher Richtung zu segeln und hoffen dann auf die Passatwinde zu treffen. Das ist die längere Route, aber die Chancen auf Wind zu treffen sind höher, hoffen wir. Aber egal welche Route wir wählen, wir werden wohl öfter die Motoren starten müssen.
So verbringen wir die ersten Tage damit jedes Lüftchen irgendwie mit dem Segel einzufangen, in der übrigen Zeit müssen wir den Motor nutzen. Doch wir müssen unseren Dieselvorrat gut einteilen, für die gesamte Strecke reicht er bei weitem nicht.
Es ist so schön wieder auf dem Meer zu sein! Tagsüber genießen wir das wunderschöne Blau der Tiefsee und realisieren erst wie klar das Wasser ist, als uns mal wieder eine Delfinschule besucht. Sogar die tiefer schwimmenden Delfine sehen zum Greifen nah aus. Sie begleiten uns ein ganzes Stück, es ist immer wieder schön! Ein anderes Mal können wir einen Teufelsrochen beobachten, wie er immer wieder aus dem Wasser springt und dabei mit seinen Flossen Flugbewegungen macht.
Auch die flinken fliegende Fische erheitern uns, es scheint, als würden sie darum wetteifern am weitesten zu fliegen. Leider landet dabei der eine oder andere Kandidat bei uns an Deck, was er dann mit dem Leben bezahlt, da sie meist zu spät entdeckt werden. Ein fliegender Fisch hatte Glück im Unglück: er flog nachts gegen Gerrit´s Arm, und konnte wieder zurück ins Wasser beordert werden. Wahrscheinlich hat er nur eine Beule am Kopf ! Auf Barbados sind fliegende Fische eine Delikatesse, doch unsere Exemplare sehen ziemlich mitgenommen aus, die wollen wir dann doch nicht probieren!
Nachts bin ich immer wieder vom Sternenhimmel beeindruckt, diese Leuchtkraft habe ich vorher noch nicht gesehen.
Aber ein besonderes Schauspiel ist das Meeresleuchten, verursacht durch fluoreszierendes Plankton. Dadurch leuchtet das Meer als würde eine Fee mit ihrem Zauberstab spielen. Unsere Boot zieht zwei Leucht-Schweife hinter sich her. Gerrit hatte während seiner Wache Besuch von Delfinen, auch sie zogen Leucht-Schweife hinter sich her, es war wie ein „Unterwasser-Feuerwerk“!
Die Tage verfliegen, es wird nie langweilig. Nachts wechseln wir uns mit den Wachen ab. Ich übernehme die erste Wache von 20 Uhr bis Mitternacht, danach übernimmt Gerrit bis um 4 Uhr. Anschließend muss noch jeder zwei Stunden wachen und die Nacht ist vorbei. Dann gibt es ein ausgedehntes, leckeres Frühstück!
Tagsüber versuchen wir uns im Fischfang. Wir haben unsere Ausrüstung verbessert, nun muss es doch klappen. Als wir im Mittelmeer unsere erste große Zahnbrasse gefangen hatten, da waren wir überzeugt, dass das Angeln eine einfache Angelegenheit ist! Pustekuchen! Seitdem sah es ziemlich mau aus, mit den Fischen. Ich gab zwischendurch zu bedenken, dass wir uns für den Wert dieser Ausrüstung eine Menge Fisch in den örtlichen Markthallen hätten kaufen können. Ja, aber der ist ja nicht so frisch, meint Gerrit. Doch, ich staune als Gerrit einen ziemlich großen Fisch aus dem Wasser zieht, 1 m lang! Es ist eine Königsmakrele. Er wird gleich ausgenommen, filetiert und vakuumiert, genug für vier Mahlzeiten. Und Gerrit hat Recht, der Fisch schmeckt köstlich. Aber angeln tun wir erst wieder wenn unser Fisch gegessen ist. Schließlich wollen wir ja nachhaltig fischen, nur so viel wie wir brauchen.
Es begegnen uns immer wieder große Fischtrawler, besonders Japaner aber auch Spanier. Wir machen uns wirklich große Sorgen um das Meer, nicht nur wegen der Überfischung. Erschrocken sind wir über die Vielzahl der Algenteppiche hier draußen fast 2000 Km vom Festland entfernt. Es sind dichte gestrüppartige Gebilde, teilweise blühend. Sie überziehen das Meer so weit das Auge blicken kann, kurz hinter den Kap Verden haben wir die ersten Algen gesichtet. Es gab schon den ganzen Sommer eine Algenplage an der spanischen Küste, an der Algarve und auf den Kanaren. Dort waren es übelriechende, schmierige Teppiche. Wir fragen uns, ob es mit der Erwärmung des Atlantiks zusammenhängt, wir werden Martin nach unserer Ankunft auf Barbados danach fragen.
Es ist so wie so noch etwas mit Martin zu klären: hatte er uns doch bei seinem Vortrag über seine Arbeit mit den Messbojen erklärt, dass es höchst unwahrscheinlich sei, solch eine Boje auf See zu treffen. Nun, wir haben schon die zweite getroffen! Die erste hat uns gerammt, es gab einen Knall, aber keinen Schaden auf beiden Seiten. Jeder setzte seinen Weg in entgegengesetzter Richtung fort. Die zweite Boje schwamm zwei Tage später an uns vorbei. Gebe es hier eine Möglichkeit einen Lottoschein auszufüllen, dann würden wir es sofort tun, das wäre bestimmt der Hauptgewinn!
Eigentlich sind wir auf unserer Route ziemlich alleine. Die meisten haben die nördliche und damit kürzere Route gewählt. Am zweiten Tag ist das Boot Rogue aus Neuseeland hinter uns. Er gehört auch zur Atlantik-Odyssey-Gruppe und soll ein Profi-Regattasegler sein. Wir versuchen mit ihm über Funk Kontakt aufzunehmen, ohne Erfolg. Wind haben wir beide nicht, er nutzt die volle Kraft seines Motors und zieht an uns vorbei.
Zwei Tage später kommen zwei französische Katamarane, auch aus unserer Gruppe, vorbei. Es sind zwei befreundete Familien und wir haben regen Funkkontakt unter einander, eine nette Abwechslung. Sie haben beide einen Outremer-Katamaran, die besonders schnell sind. Doch auch sie legen großen Wert auf Sicherheit und verkleinern ihre Segel in der Nacht. Auch wir wollen nicht aufs Äußerste gehen, so passen wir von der Geschwindigkeit ganz gut zusammen. Wir sind zwar nicht in Sichtweite, aber in Funkweite und auf AIS können wir uns sehen, das fühlt sich gut an.
Nach fünf Tagen und vier Fischmahlzeiten beschließen wir langsam wieder den Fischfang zu starten. Gerrit wirft den Köder aus und zehn Minuten später rattert die Angelrolle, upps..! Wollten wir eigentlich gemütlich frühstücken, das müssen wir nun verschieben. Aber der arme Fisch an der Angel hatte sich seinen Tag heute auch anders vorgestellt, ich hab ja schon etwas Mitleid…! Also spulen wir die Angelschnur auf und siehe da…, wieder eine Königsmakrele, nur noch größer!! Es ist ein sehr schmackhafter Fisch, aber jeden Tag den gleichen Fisch essen kann auch eine Last sein! Der Fischfang wird nun bis Barbados eingestellt und wir freuen uns auf eine Portion Spaghetti.
Heute haben wir die Hälfte der Strecke überschritten! Zur Feier des Tages haben wir ausnahmsweise mit einem Glas Wein angestoßen, sonst gibt es keinen Alkohol auf See.
Der 10.Tag auf dem Atlantik!
Während unserer Vorbereitungsseminare auf Teneriffa, hatte Diona uns mental auf mögliche Probleme auf See vorbereitet. Sie sagte:“ falls euch was kaputt geht…, nein…,
es wird euch ganz sicher etwas kaputt gehen. In diesem Fall ist es wichtig ,die Situation so anzunehmen wie sie ist und zu versuchen das Beste daraus zu machen.“
Bei uns ist es nun so weit, unsere Ruderanlage bereitet uns Probleme. Es fing zaghaft tagsüber an und wurde nachts richtig schlimm (warum werden Probleme nachts immer schlimmer??) Das Ruder vibriert und klappert im Ruderschacht, es schüttelt zeitweise das ganze Schiff durch. Besonders ärgerlich ist dabei, dass wir endlich richtig guten Wind haben und eine konstante Geschwindigkeit zwischen 7 und 10 Knoten haben. Aber genau das ist auch unser Problem, denn ab 7,5 Knoten meldet sich die Ruderanlage mit lautem Protest. Gerrit macht sich Sorgen, während ich noch versuche das Problem als nicht so wichtig anzusehen. Sehe ich doch unser „Rekord“-Etmal von 200 sm zum Greifen nah…! (ein Etmal sind die gesegelten Seemeilen von 24 Stunden) Doch nachdem Gerrit die Ruderanlage inspiziert hat, sehe ich ein, dass die Sicherheit vor geht. Schließlich sind wir noch 700 Seemeilen von der Küste entfernt. Also wechseln wir das Segel um die Geschwindigkeit zu drosseln, „seufz!“ In Barbados werden wir wohl oder übel in die Werft müssen und das Ruderlager austauschen müssen.
Auch unsere Energieversorgung bleibt ein Problem. Nachts benötigen wir viel Strom für die Navigationsgeräte, den Autopiloten und besonders für unser Radar. Aber nachts liefern unsere Sonnenkollektoren keine Energie. Da werden wir uns noch eine Lösung einfallen lassen müssen.
Nun haben wir zwei Drittel der Strecke bewältig, bleiben noch 700 sm. Es ist schon komisch, wie man sich an diese Strecken gewöhnt. Früher fanden wir eine Strecke von 100 sm sehr lang und heute sagen wir: „ och, nur noch 700 sm und dann sind wir schon da!“
Letzte Nacht hatten wir zwei Squalls. Squalls sind plötzlich auftretende, lokale Regengebiete, meist mit starken Winden. Sie sind in der Karibik häufig und hier auf der zweiten Hälfte der Atlantikroute auch. Wenn man sie erblickt, hat man noch 5 – 10 Minuten Zeit Vorkehrungen zu treffen. Zum Glück kann man sie in der Nacht sehr gut auf dem Radar erkennen. Für uns bedeutet es, dass wir den Gennaker bergen müssen. Der Gennaker ist ein Leichtwindsegel, der starken Winden nicht widerstehen kann. Das Problem bei diesen Leichtwindsegel ist, dass sie sich bei starkem Wind schlecht bergen lassen, weil sie extrem windanfällig sind. Also muss das Bergen abgeschlossen sein, wenn die Böen auftreten. Letzte Nacht hat Gerrit mich geweckt und da war es, das gefürchtete Wort:“Squall!“ Oh…., alles muss ganz schnell gehen: Gennaker rein, Sturmfock raus und abwarten. Es kam ein heftiger, warmer Regen danach etwas Wind aber keine starken Böen, das hätte unser Gennaker auch ausgehalten. Aber…, das weiss man ja nicht vorher, wie stark der jeweilige Squall ausfällt. Und als erster Squall reicht uns auch ein kleiner, dann können wir erst mal den Umgang üben. Und weil es so gut geklappt hat, dürfen wir die Übung nach zwei Stunden noch einmal wiederholen! Und am Tag auch noch einmal! Soll mal einer sagen, es wäre Langweilig über den Atlantik zu segeln!!
Mehrere Hundert Seemeilen und einige Squalls weiter befinden wir uns im Endspurt auf Barbados. Die Squalls haben, dank der Technik an Bord, ihren Schrecken verloren. Erblickt man bedrohliche Regenwolken am Horizont, haben wir die Möglichkeit unser Radar einzuschalten. Schon hat man die Möglichkeit den Squall in seiner Größe, Zugrichtung und Geschwindigkeit zu beurteilen. Das macht die Entscheidung, ob wir unsere Segel ändern müssen oder nicht, um einiges leichter. Die Technik erleichtert das Leben an Bord sehr, wenn sie funktioniert! Doch darüber brauchen wir nicht zu klagen, bis auf einige kleine Aussetzer, hat die Technik prima funktioniert. Luna Bay, die französische Familie, die wir immer wieder treffen, hat da mehr Probleme: ihr Autopilot hat während eines Squalls Wasser abgekriegt und nun macht er immer mal wieder eigenmächtige Kursänderungen. Das sind Dinge, die man auf dem Atlantik nicht braucht!
Wir sind sehr zufrieden mit Mojito und das Problem mit unser Ruderanlage ließ sich gut managen, zum Glück.
Wir steuern Barbados an, hissen unsere gelbe Einklarierungsflagge und nehmen Kontakt zu den offiziellen Funkstellen auf. Die Küstenfunkstelle antwortet auf „Barbados-Englisch“ und ist sehr schwer zu verstehen. Wir hatten schon über den speziellen Dialekt auf Barbados gelesen, aber dass er so… speziell ist, hatten wir nicht gedacht. Zum Glück ist Luna Bay vor uns und wir können erst einmal ihrem Funkgespräch lauschen, und wir merken dass sie ganz schön ins Schwitzen kommen.
Danach kommt für uns die erste Einklarierung, zum Glück durch Cornell-Sailing organisiert. Trotz allem beansprucht die Prozedur viel Zeit, es müssen Listen in 6-facher Ausführung ausgefüllt werden, wir müssen drei Behörden konsultieren bis wir schließlich einklariert haben, die gelbe Flagge dürfen wir wieder einholen und wir dürfen nun offiziell an Land. Puh! Wie bequem haben wir es doch mit Europa, so einfach die Grenzen zu überschreiten, welch ein Luxus!
Aber.., das Wichtigste realisieren wir jetzt: hatten wir im letzten Jahr das Lied aus den 90Jahren als Ohrwurm im Kopf: „Yeah, we are going to Barbados…“ so können wir nun singen: “ Yeah, we are in Barbados“!!! Und…: wir haben den Atlantik überquert!!!
Licht und Schatten, so präsentieren sich die Kap Verden tatsächlich immer wieder. Da ist diese unglaubliche Trockenheit, der Regen fehlt, das ist nicht zu leugnen. Andererseits gibt es die grüne Nachbarinsel Santo Antao, eine Oase.
Wir segeln nach Sao Nicolau und möchten zur Baiá Papageio, eine Empfehlung von Luc. Als wir dort ankern sind bereits drei Boote unserer Flotte da, es kommen noch weitere dazu. Das ist sehr komisch, da wir uns nicht verabredet hatten. Wir haben diese Bucht für unsere Flotte alleine und genießen das glasklare Wasser und den wunderschönen Strand. Abends gibt es auf wechselnden Booten einen gemeinsamen Sundowner, wir haben viel zu erzählen und zu lachen, das Leben kann so entspannt und schön sein. Besonders gefallen uns die unterschiedlichen Nationen in dieser Gruppe. Es werden unterschiedliche Sprachen gesprochen, meist aber Englisch. Da ist z.B. Thierry aus Frankreich. Er spricht sein spezielles (französisches) Englisch, mit viel Humor, und alle verstehen ihn. Er wiederum freut sich, dass die englischen und skandinavischen Damen Schwierigkeiten haben seinen Namen auszusprechen. Statt „Thierry“ sagen sie „chéri“, dafür gibt es dann eine herzliche Umarmung und ein Küsschen seinerseits.
Wir verbringen die Tage mit Schnorcheln, Boot putzen und organisieren eine gemeinsame Rundtour über die Insel.
Unsere Unbeschwertheit bekommt einen Dämpfer, als wir erfahren, dass die norwegische Yacht „Spillwill“, aus unserer Island-Odyssey-Gruppe,auf der Insel Santiago überfallen wurde! Nachts kam eine Gruppe junger Männer, mit Messer bewaffnet, an Bord und bedrohte Jens und Tront. Sie forderten Geld, Laptop, Handys usw. und das Beiboot. Sie nahmen Tront als Geisel mit, Jens wurde am Mast gefesselt. Er konnte sich befreien und über Funk die Polizei rufen, die jungen Männer wurden gefasst. Doch einige Sachen sind ins Wasser gefallen und konnten nicht wieder gefunden werden. Jens erzählt uns, dass als er sich befreit hatte und über Funk:“ Piracy, piracy! Please call the Police!“ rief, eine Mitarbeiterin der Küstenfunkstelle fragt ob er seine Funkmeldung bitte auf Portugiesisch oder Spanisch wiederholen könnte!! Wahrscheinlich klang Jens dann doch nicht so entspannt als er ihr mitteilte dass er Norwegisch, Schwedisch, Englisch, Holländisch und Deutsch kann, aber leider weder Spanisch noch Portugiesisch!
Schließlich hat sie dann doch die Polizei informiert…!
Das war sicher kein gutes Erlebnis, doch darf man nicht vergessen, dass es hier auch sehr viele überaus freundliche Menschen gibt. Ich habe kein Problem alleine durch Mindelo zu laufen, ich werde häufig angesprochen, nach meinem Namen gefragt, aber nie belästigt.
Heute stellte sich bei allen Teilnehmern wieder eine gewisse Hektik ein. Proviant muss eingekauft werden, eine große Herausforderung auf den Kap Verden, da die Supermärkte recht überschaubar gefüllt sind. Es werden Mahlzeiten vorgekocht, das Internet noch genutzt, Wetter gecheckt, Wäsche gewaschen und heute Abend früh ins Bett. Gestern gab es für uns noch ein Farewell-Party mit Cocktail, Samba-Truppe und Tänzerinnen.
Morgen früh soll es gegen 10 Uhr losgehen – 2000 sm bis Barbados!
Als wir in Mindelo ankamen, fragte uns Luc (von Cornell Sailing) wie unsere Überfahrt war. Ich antwortete ihm: „ein Traum! Wir hätten so weiter segeln können in Richtung Barbados!“ Luc daraufhin: „ das wäre sehr schade gewesen, dann hättet ihr die wunderbaren Cap Verden nicht gesehen!“
Gerrit und ich hatten keine großen Erwartungen an die Cap Verden, etwas gemischte Gefühle. Wir wussten, dass es eins der ärmsten Länder der Welt ist. Aber…, Luc hat Recht, es wäre sehr, sehr schade gewesen an den Cap Verden vorbei zu segeln!
Es ist hier eine völlig andere Welt, als das was wir bis dahin gesehen und erlebt haben. Wir fühlen uns stark an Kuba erinnert, auch weil die Musik für die Menschen eine wichtige Rolle einnimmt. Die Menschen, die Kultur und die Sprache sind eine Mischung aus Afrika, Brasilien und Europa. Die Menschen sind sehr freundlich, teilweise reserviert zurückhaltend. Hatten wir im Vorfeld von Kriminalität in Mindelo gelesen, so fühlen wir uns hier nicht unsicherer als in einer deutschen Großstadt.
Es gibt mehrere Kulturzentren in Mindelo, Künstler stellen ihre Malerei oder Skulpturen aus, es gibt Theater und immer wieder Musik und Tanz. Menschen treffen sich abends auf dem Dorfplatz, jemand baut eine Musikanlage auf und es wird getanzt – barfuß auf Betonboden oder im Sand. Die Musik, eine Mischung aus afrikanischen und südamerikanischen Klängen, lädt zum Mittanzen ein und ein junger Mann will uns dazu ermuntern. Wir staunen über die Tänzer, ihre wunderschöne Art sich zu bewegen, voller Anmut und Eleganz, teilweise mit Tango-Elementen. Auf dem Nachhauseweg hören wir Musik und gehen in eine Halle. Dort spielen mehrere junge Leute ein uns fremdes Instrument, es wird gleichzeitig gezupft und geschlagen, das ganze wird von Trommeln begleitet. Später wird uns erklärt, dass es Instrumente aus der Sklavenzeit sind. Der Tanz diente dazu den Körper zu stärken und geschmeidig zu halten um sich für den Kampf gegen die weißen Herrscher zu wappnen. Auch hier wird musiziert und getanzt, ein Tanz mit kämpferischen Elementen. Wir dürfen selbstverständlich eintreten und zusehen, man begegnet uns stets mit einem Lächeln.
Dann gibt es auch noch die Samba-Schule in Mindelo. Sie treffen sich Abends zum Proben, ihre Trommeln haben sie selbst gebaut. Geprobt wird in einem Innenhof, auch hier darf jeder zuschauen oder nach Samba-Rhythmen tanzen.
Aber es gibt auch die bittere Armut in Mindelo. Es gibt Menschen die zerlumpt im Sand liegen oder teilnahmslos da sitzen. Es gibt Straßenkinder und es gibt Drogen und Alkohol, da Rum extrem billig ist.
Wir besuchen ein SOS-Kinderdorf, Jimmy Cornell hat den Kontakt hergestellt und wir haben bereits auf Teneriffa Tüten gepackt mit Heften, Schuhen, Stiften, Handtücher, Bettwäsche usw. Auch eine gebrauchte Trompete konnte Jimmy erwerben, all das bringen wir ins Dorf und lassen uns ihre Arbeit erklären. Die Mitarbeiter bitten uns eindringlich den bettelnden Kinder nichts zu geben, damit sie den Weg ins SOS-Kinderdorf suchen und damit sie begreifen dass sie eine Bildung brauchen. Es gibt hauptsächlich junge Menschen auf den Kap Verden, das Durchschnittsalter liegt bei 20 Jahren. Die ältere Generation fehlt, da sie entweder während der langen Dürreperiode Anfang der 80 er Jahre verhungert oder ausgewandert ist, um aus dem Ausland Geld nach Hause schicken zu können
Gemeinsam mit Jan und Sabine unternehmen wir eine Tagestour über die Insel Sao Vicente. Wir fahren mit Tché, unser Guide, und einem Fahrer über staubige Pisten und staunen über die wüstenhafte Landschaft, die gleichzeitig schön und so lebensfeindlich ist.
Wo auch immer sich etwas Feuchtigkeit aus den Wolken fangen lässt, wird Mais angebaut. Meist reicht er nur als Viehfutter, da die Pflanzen aufgrund der Trockenheit kein Korn bilden.
Die Einwohner der Cap Verden beeindrucken uns immer wieder mit ihrer warmherzigen Art. Da ist z.B. der Mann auf der Straße, den Gerrit nach dem Weg fragt. Er dreht sich um, gibt Gerrit die Hand, erklärt den Weg und klopft ihm zum Abschied freundschaftlich auf die Schulter. Oder beim Besuch einer kleinen, feinen Landwirtschaft auf Sao Vincente: der Landwirt zeigt uns bereitwillig seine Gemüseanpflanzungen, erzählt uns von seinem Kampf gegen die extreme Trockenheit (es regnet sehr selten auf Sao Vicente, manchmal ein wenig im August!), er erzählt uns, dass sie keinerlei Unterstützung vom Staat bekommen und dass sie bei der Bank keine Kredite bekommen. Wir fragen ihn, ob wir ihm Gemüse abkaufen können. Er bringt uns Salat, Papayas und Datteln, doch Geld will er nicht. Erst als Jan sagt, dass es uns eine Freude wäre, wenn er das Geld nehmen würde, erst dann willigt er ein.
Ein weiteres Erlebnis haben wir auf der Nachbarinsel Santo Antao. Wir ankern vor einem kleinen Dorf, ohne Straßenanbindung, es gibt nur einen Fußpfad. Das Dorf ist nach unseren Maßstäben sehr arm. Morgens schauen wir den Fischern bei der Arbeit zu, sie hantieren mit Netzen und großen Körben. Nach ihrer Arbeit kommt ein Boot auf uns zu und zeigt uns die gefangenen Fische, ungefähr zehn. Der junge Mann reicht uns einen Fisch, viel zu groß für uns beide. Wir fragen nach dem Preis, aber er versteht nicht was wir wollen. Wir versuchen es auf Französisch, schließlich mit Zeichensprache. Als sie uns verstehen, winken sie ab. Nein, sie möchten kein Geld, sie lächeln und winken uns zum Abschied. Wir sind sprachlos und auch beschämt, dass diese bitterarmen Menschen so selbstverständlich mit uns teilen, da sind wir in Europa leider weit von entfernt!!
Wir segeln schließlich zur dritten Nordinsel der Cap Verden, nach Sao Nicolau. Nach einer Nacht in der Bucht von Tarrrafal, folgen wir Luc´s Empfehlung und steuern die Bucht Papageio an. Er hatte uns vorgeschwärmt, es wäre eins der schönsten Flecken der Cap Verden. Als wir die eigentlich einsame Bucht ansteuern, staunen wir nicht schlecht: es liegen bereits fünf Yachten aus unserer Gruppe und über Tag kommen noch mehr dazu. Ohne dass wir uns verabredet haben, ankern wir mit dem größten Teil unserer Gruppe und haben diese Bucht für allein. Das Wasser ist kristallklar, es gibt einen wunderschönen Sandstrand und eine einmalige Kulisse. Wir können schnorcheln und in den Wellen schwimmen, was für ein schönes Gefühl!
Endlich geht es los! Die Anspannung ist allen Teilnehmern anzumerken. Eigentlich haben alle das Gefühl nicht alles geschafft zu haben. Manchmal funktioniert die Technik nicht, oder bestellte Ersatzteile werden nicht geliefert.
Wir hatten noch mit unserem Satelliten-Telefon zu kämpfen, das Senden der Emails wollte aus unerklärlichen Gründen nicht funktionieren. In jeder morgendlichen Funkrunde der Atlantik-Odyssey kam die Ermahnung: „es fehlt die Test-Email von Mojito..“ Zum Glück gab es Unterstützung durch andere Teilnehmer, so kam Johan aus Schweden, von der Segeljacht „Rubicon“, an Bord um uns zu helfen. Die Ursache konnte er auch nicht finden, aber dann funktionierte es letztendlich irgendwann doch, warum auch immer..!!
Obwohl es sich bei dieser Odyssey nicht um ein Rennen handelt, werden im Vorfeld schon die Favoriten ausgemacht. Als Favorit gilt, so erzählt man sich, die Segelyacht Akoavi, eine Pogo, mehr Racing-Yacht als Touren- Boot. Sie ist spärlich ausgestattet, sie hat nicht mal Türen – das Gewicht muss minimiert werden, wenn man schnell sein will! Schluck…., ich denke an die zahlreichen Kisten mit Vorräten, die ich an Bord geschleppt habe! Überhaupt hat Mojito an Gewicht zugelegt. Das erste Mal im Kran wog er noch 11 Tonnen, ein Jahr später waren es schon 12 Tonnen! Gefühlt ist nun noch bestimmt eine Tonne dazu gekommen..! Pah.., wer will denn schon als erster ankommen. Es soll uns schließlich an nichts mangeln, gut essen ist auch wichtig für die gute Laune an Bord, so!!
Außerdem weisen Jimmy und Doina darauf hin, dass es keinen Preis für die schnellste Yacht gibt, dafür soll es einen Preis für den größten, gefangenen Fisch geben und zwar einmal für die Kinder und einmal für die Crews.
Alle Crews treffen sich zum Abschied, wir wünschen uns „fair winds“, herzen uns noch einmal und dann geht es eilig zu den Booten, die Leinen werden gelöst und los geht´s…
20 Minuten nach dem Start meldet sich Johan von „Rubicon“ über Funk und verkündet stolz: „ an alle Teilnehmer der Odyssey – der Fischpreis geht an mich, ich hab einen Thunfisch an der Angel!“ Unglaublich, was haben die denn für einen Köder, wahrscheinlich ein schwedisches Spezialmodell. Wir mühen uns seit Monaten ab, und kaum ein Fisch beißt, und da kommen die Schweden und fangen einfach so einen Thuna…!!
Kurz nach dem Start hören wir über Funk Traffic Control Teneriffa mit einer Securite-Meldung, in der sie vor der Atlantik-Odyssey Ralley warnen! Im Mittelmeer kannten wir diese Meldungen über gesichtete Flüchtlingsboote und nun waren wir es, vor denen gewarnt wurde.
Es ist so schön wieder auf See zu sein! Diese wunderbare, reine Luft und in der Nacht dieser unbeschreibliche Sternenhimmel und die Meeresleuchten im Fahrwasser! Wir haben Wale neben uns, deutlich können wir das Ausblasen erkennen und dann eine Schwanzflosse aus dem Wasser, bevor sie wieder weiter ziehen. Fliegende Fische kreuzen immer wieder unseren Weg und eine große Delfinschule von 50 bis 100 Tieren begleitet uns ein ganzes Stück.
Ein unbeschreibliches Gefühl auf See: die Zeit scheint gleichzeitig stehen zu bleiben und zu fließen. Die Tage auf See vergehen unglaublich schnell, gleichzeitig spielt Zeit keine Rolle – man passt sich dem Rhythmus der Natur an.
Am zweiten Tag gibt es leider nur sehr wenig Wind, das muss man dann auch mal aushalten können. Dafür fangen wir auch mal einen Fisch, eine wunderschöne Goldmakrele. Leider verliert sie ihre leuchtend gelbe Farbe sobald ihr Leben erlischt, das ist schon grausam. Abends räuchern wir sie auf dem Grill, hm…köstlich! Meine moralischen Bedenken sind da ganz schnell vergessen.
Am nächsten Morgen meldet sich Martin von dem Katamaran „Tamouré“ über Funk. Das ist die Deutsch-Französische Familie mit ihren drei zuckersüßen Kindern. Sie sind ein Tag später gestartet, weil sie noch auf eine nicht erfolgte Lieferung warten mussten. Unglaublich, dass wir sie hören können, sie sind mehr als 120 sm entfernt. Die Kinder sind ganz aufgeregt und berichten über ihre gefangene, große Goldmakrele. Die Goldmakrele hatte noch selbst eine Anchovie im Mund als sie dann selbst gefangen wurde. Nun hoffen die Kinder damit den „alternativen Fotopreis“ zu gewinnen!!
Wie bekommen einen unerwarteten Gast, ein kleiner, erschöpfter Vogel. Ich hatte ihn schon am Vortag bemerkt, er flog unser Boot zur Backbordseite an. Er hat uns kurz in Augenschein genommen, um sich dann doch zum Weiterfliegen zu entscheiden. Ein Tag später hat er sich gedacht, „okay, bevor ich im Ozean ersaufe, komme ich dann doch lieber an Bord“, für ihn wohl eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera! Er will sich gleich im Salon einnisten, am liebsten hinter den Gardinen. Die Idee finden wir nicht so toll, haben wir doch noch den letzten geretteten Vogel in Erinnerung: noch in Torrevieja fischten wir einen Spatz aus dem Wasser, er war mehr tot als lebendig. Wir nahmen ihn an Bord, haben ihn getrocknet, gaben ihm zu fressen. Als er wieder zu Kräften gekommen war, flog er los, aber vorher hat er noch zum Dank unsere Polster vollgeschissen….!
Das sollte dieses Mal anders gehen, aber der kleine Vogel flog dann lieber ganz weg – entweder Salon oder gar nicht! Nun plagten mich die Gewissensbisse: armer, kleiner Vogel, alleine über dem Meer. Das nächste rettende Ufer 120 sm entfernt, und das alles nur weil wir Sorge um ein bisschen Vogeldreck hatten, mir war zum Heulen!
Aber dem kleinen Vogel ging es wohl ähnlich, er ist in sich gekehrt um dann festzustellen, dass ihm wohl keine Wahl bleibt und wir vielleicht doch nicht so übel sind! Wir haben einen Kompromiss gefunden: wir haben ihm einen Korb ausgepolstert, mit einem Handtuch zugedeckt und ihm allerlei Köstlichkeiten gereicht: Wasser, selbstgebackenes Brot, Maisgries und aus unserem Kräutertopf Grünzeug. Über Funk haben wir dann beratschlagt, ob wir ihn schon hier wieder frei lassen oder lieber in Landnähe. Da er sich scheinbar ganz wohl fühlt, entscheiden wir uns ihn mitzunehmen. Doch in der zweiten Nacht liegt er tot in seinem Korb, oh! Es folgt eine Seebestattung, und während wir ihm hinterher blicken, trösten wir uns mit den Gedanken, dass er satt war und ein weich gepolstertes Bett hatte und nicht alleine war…, doch traurig ist es schon☹
Wir finden unseren Rhythmus, auch die Wache in der Nacht spielt sich wunderbar ein. Am vorletzten Tag auf See funkt Sabine: „ also, ich weiß nicht wie es euch geht, aber von uns aus könnte es so weitergehen!“ Genau das Gleiche haben wir auch gerade gesagt! Der Gedanke an die Enge in der Marina behagt uns nicht. Aber wir freuenuns auf den Erfahrungsaustausch mit unseren Mitseglern und darauf, die Kap Verden zu entdecken!
Die letzte Nacht auf See ist leider sehr windstill, morgens um 4.00 Uhr müssen wir aufgrund von Windmangel den Parasailor bergen und die Motoren anstellen. Bis dahin konnten wir aber den Parasailor drei Tage und Nächte stehen lassen, er hat uns sehr gute Dienste geleistet. Kurz vor den Kap Verden nimmt der Wind wieder zu, zum Glück, so können wir doch noch die letzte Strecke segeln. Die Windverhältnisse auf den Kap Verden sind speziell, zwischen den Inseln kann der Wind plötzlich auf Sturmstärke beschleunigen. Deshalb ist die Anspannung groß, wir beobachten das Wasser ganz genau, damit wir dann das Segel sofort bergen können. Aber der Wind meint es heute gut mit uns, er bleibt moderat und wir können bis in die Bucht von Mindelo reinsegeln. In der Marina erwarten uns Luc von Cornell Sailing, drei Yachten sind schon da, wir machen als vierte Yacht fest und sind einfach nur glücklich hier zu sein!
Unser erster Eindruck von Mindelo: eine spannende, freundliche Stadt. Eine völlig andere Welt. Wir fühlen uns stark an Kuba erinnert, sind positiv überrascht und freuen uns dieses Land näher kennen zu lernen!
Der Abschied von La Gomera fällt uns nicht leicht, aber wir freuen uns auf ein paar Ankertage vor Teneriffa.
An unserem letzten Tag in San Sebastian haben wir noch einmal Caroline und Bernoit getroffen, das Eignerpaar aus Belgien, die den baugleichen Katamaran wie Mojito haben. Wir verbringen einen gemeinsamen Abend und tauschen Knowhow über unsere Boote aus, es gibt viel zu erzählen und zu lachen. Die Beiden sind bereits die Atlantikrunde vor vier Jahren gesegelt und sind nun unterwegs in den Senegal und wollen mindestens ein halbes Jahr in der Casamanche verbringen. Sie waren schon einmal dort und berichten begeistert von ihrer Zeit. Ihre Tochter ist sich sicher, sollten wir etwas mehr Zeit mit den Beiden verbringen, dann würden sie uns überzeugen in die Casamanche zu segeln. Vielleicht ein anderes Mal, doch jetzt wollen wir in Karibik…..!
Wir ankern noch einige Tage in den wunderschönen, einsamen Buchten im Westen von Teneriffa. Es ist beeindruckend vor diesen mächtigen, 500 Meter hohen Felswänden zu ankern. Gerrit lässt seine Fantasie schweifen und denkt darüber nach, was wohl passiert, sollte sich ein Felsbrocken aus der Felswand lösen und ins Meer fallen…., urg… – ich schlafe trotz allem wie ein Murmeltier, eine beeindruckende Küste!
Aber…., unsere Abreise, unser Termin mit „Sail The Odyssee“ rückt unaufhaltsam näher, es gibt noch viel zu tun – wir müssen nach Santa Cruz in die Marina. Ich habe gelesen, man mag Santa Cruz erst auf den zweiten Blick und „man muss sich drauf einlassen“! Hmh…, also, wir können uns auch nach dem 10. Blick nicht mit dieser Stadt so richtig anfreunden. Das aller schlimmste ist die Luft hier in der Marina: wir liegen direkt neben der Anlegestelle für die großen Fähren zu den übrigen kanarischen Inseln, von der Reederei Armas. Diese großen Fähren fahren mit Schweröl und stellen die Motoren nie aus, egal wieviel Stunden sie hier verweilen. Gleichzeitig liegen zwei oder drei Kreuzfahrschiffe im Hafen, die auch kräftig rußen. Aber im Vergleich zu den Armas-Fähren hätten sie glatt den blauen Engel verdient! Durch die Abgase ist unser Boot mit einer schwarzen Rußschicht bedeckt, im Schiff riecht es nach Abgasen und wir haben ein ständiges Kratzen im Hals, unsere Atemwege sind gereizt. Hinzu kommt das Dröhnen der Motoren während der Nacht, vergleichbar mit Hubschraubern. An Schlafen ist nicht zu denken! Aus Verzweiflung ziehen wir von unserer Kabine in die Achterkabine, dort hört man den Lärm nicht aber die Luft ist überall schlecht. Wir sprechen den Tourismusmitarbeiter an, das Problem ist bekannt, aber die Betreiber der Fähren haben sehr viel Macht und Schweröl kostet nichts, so lässt sich viel Geld verdienen!
Mr. Grey liegt auf der anderen Seite der Marina und kann sich freuen, sie haben keinen Lärm und es weht ein leichter Wind durch die Hafeneinfahrt. Ich bin schon neidisch, bis vor einigen Tagen, hähä…! Seitdem liegt direkt hinter ihrem Steg ein spanisches Marineschiff und pünktlich morgens um 7 Uhr ertönt die spanische Nationalhymne in voller Lautstärke zum Appell. Schadenfreude kann auch schön sein 😉
Nach und nach trudeln alle Sail The Odyssee-Teilnehmer in der Marina ein, eine bunt gemischte Gruppe aus Engländern, Amerikanern, Schweden, Norwegern, Dänen, Italienern, Franzosen und Deutschen. Es segeln vier Familien mit ihren Kindern im Alter von drei bis 14 Jahren mit.
Mehr Informationen über „Sail The Odyssey“, Jimmy Cornell und unsere aktuelle Regatta findet ihr auf www.Cornellsailing.com
Zum Kennenlernen gibt es am ersten Abend eine Potluck-Party, d.h. jeder bringt etwas zu trinken und zu essen mit und alles wird geteilt. Das was da aufgetischt wird, sieht nicht nur gut aus, es schmeckt auch gut, es scheint eine Gourmet-Gruppe zu sein!
Wir haben viel Spaß zusammen, aber es gibt auch viel Abzuarbeiten. Schließlich liegt die nächste größere Passage vor uns, 800 sm (das sind fast 1500 Km) bis zu den Kap Verden. Jimmy Cornell, seine Tochter Doina und seine Enkelin Nera werden zusätzlich von Luc unterstützt. Es folgen Seminare, Sicherheitscheck, Anmeldeformalitäten für die Kap Verden, Proviantierung und vieles mehr. Schließlich verlassen wir Europa, bislang war alles easy, das wird nun alles komplizierter. Es wird ab jetzt noch schwieriger Ersatzteile zu besorgen, also müssen die wichtigen Teile auf Vorrat an Bord sein.
Auch die Proviantierung muss gut überlegt sein. Einige Produkte gibt es entweder nicht mehr zu kaufen oder sind unbezahlbar. Alles muss überlegt sein und die Mengen irgendwo an Bord verstaut werden. Als Gerrit die Mengen sieht, die ich anschleppe, hat er Bedenken, ob „Mojito“ überhaupt noch segeln kann, bei dem Gewicht 😉
Luc kommt zum Sicherheitsscheck an Bord. Alles wird überprüft und durchgesprochen, einige Ratschläge erteilt.
Er möchte u.a. wissen, was wir an Bord haben um im Notfall die Wanten durchtrennen zu können. Für alle Nichtsegler: die Wanten sind die Drahtseile die den Mast abspannen und stabilisieren. Im Fall eines Mastbruchs muss es möglich sein diese Drahtseile zu kappen, sonst hat man ein noch viel größeres Problem! Wir haben dreifache Sicherheit: ein Wantenschneider, eine Metallsäge und eine kleine Flex! Das sollte reichen.
Wir diskutieren über die einzelnen Möglichkeiten der Werkzeuge. Luc erzählt uns, dass der Amerikaner da eine unkonventionelle Methode hat: ein Wanten-Schussgerät. Der Apparat wird geladen, man zielt und schießt die Wante durch. Amerikaner lieben Schießgeräte, Hauptsache er schießt sich kein Loch in seine Bordwand!
Zu unserer Gruppe gehört eine Deutsch-Französische Familie aus Brest. Martin ist Coordinator für die Intergovernmental Oceanographic Commission (IOC) im Auftrag der UNESCO. Er hält uns einen Vortrag über seine Arbeit, Messbojen in den Oceanen weltweit auszubringen. Dazu braucht es auch tatsächlich Schiffe oder Segler um diese Bojen auszubringen. Es gibt mittlerweile einige Tausend Bojen weltweit, die wichtige Umweltdaten über die Oceane erfassen und übermitteln. Zwei Bojen hat er an Bord und wird sie während seiner Reise ausbringen.
Ihre drei Kinder haben die Patenschaft für die Bojen übernommen und die beiden Mädchen, Luna und Zoe, haben eine Boje in ihrer Kabine, Nils hat die andere. Die Boje der Mädchen gleicht einem großen, runden Staubsauger. Jedes Boot unserer Gruppe darf sich auf der Boje verewigen, jeder darf eine Botschaft schreiben. Die Boje von Nils hat mich beeindruckt: es ist ein langer Stab. Sie taucht über 2000 Meter tief, misst dort, taucht auf unterschiedlichen Höhen auf um wieder zu messen. Nach ein paar Wochen taucht sie an die Wasseroberfläche auf, um die Daten über Satellit zu übermitteln und taucht dann wieder ab und das Ganze beginnt von vorne, unglaublich!
Martin erzählt uns aber auch, dass dieses Jahr zum ersten Mal Wassertemperaturen von 30 Grad im Nordatlantik gemessen wurden. Das hat es noch nie gegeben! In der Südsee lagen die höchsten Werte bislang bei 27 Grad. Das ist besorgniserregend! Aber Herr Trump weiß es besser – die Klimaveränderung gibt es nicht….
Es steht noch ein Ausflug zum Teide und zum Nationalpark an. Wir fahren mit dem Bus und einer Fremdenführerin über die Insel, erkunden die unterschiedlichen Klimazonen und die unwirkliche Vulkanlandschaft. Aber unsere Gruppe ist angespannt und kann sich nicht wirklich auf all das einlassen. Jede einzelne Crew hat noch etwas zu erledigen oder abzuarbeiten, der Starttermin steht, obwohl wir laut Wetterbericht kein oder wenig Wind zu erwarten haben. Doch jeder von uns freut sich, endlich wieder auf See zu sein und die wunderbare Natur genießen zu dürfen.
Während des Frauen-Forums stellte eine Teilnehmerin die Frage, ob unsere Männer onshore oder offshore entspannter sind? Die Antwort kam bei allen Frauen wie aus einem Mund: offshore sind die Männer wesentlich entspannter…!
Heute gab es noch ein Briefing für die Skipper, schließlich segeln wir eine Regatta. Heute um zwölf Uhr müssen wir vor dem Hafen n der Startlinie stehen…
Der Verlauf de r Regatta kann man im Internet unter Cornellsailing/Islands Odyssey verfolgen.
Wir starten von La Palma und haben, wie so oft, keinen Wind – also müssen wir leider die Küste entlang motoren. Nach einer guten Stunde nähern wir uns der Südspitze, Fuencaliente, und bemerken in der Ferne dass die Wasseroberfläche anders erscheint. Gerrit sieht es klar als Indiz, der Wind wird gleich zunehmen! Ich, dagegen, beobachte die entspannten Seevögel und bewerte die Erscheinung als nicht maßgeblich. Wir diskutieren noch lebhaft, da muss ich leider feststellen, Gerrit hatte mal wieder Recht! Es folgt eine Beschleunigung und plötzlich haben wir Windstärke 6 und in Böen 7, wir werden ordentlich mit Salzwasser geduscht.
Wir segeln trotzdem relativ entspannt mit 8 kn Geschwindigkeit La Gomera entgegen. Wir haben im Großsegel das 2. Reff und nur die Fock gesetzt- so werden Crew und Material geschont. Mojito ist ein sehr sicheres Schiff, das zeigt sich immer wieder.
Abends erreichen wir La Gomera und ankern in der ersten Bucht „Valle Gran Rey“ direkt unter einer mächtigen Felswand, sehr imposant! Als wir in die Bucht einfahren, staunen wir, denn da liegt ein fast identisches Schiff vor Anker – eine Privilège, 5 Jahre älter und ein Fuß kürzer, aber sonst baugleich. Das belgische Eigner-Paar, Bernoit und Caroll staunt genauso wie wir. Unsere Schiffe sind so selten, dass weder sie noch wir bislang ein baugleiches Schiff getroffen haben, und nun ankern wir nebeneinander!
Der Ort „Valle Gran Rey“ kann uns dagegen nicht begeistern: er ist fest in deutscher Hand. Die „Carniceria“ heisst hier Fleischerei und die „ Panederia“ heisst hier Bäckerei. Die Bäckerei wirbt für ihr deutsches Brot, die Fleischerei preist Schweinerücken und Grillwürste an. Überall wird Deutsch gesprochen, es ist befremdend. Die ansässigen Deutschen wirken esoterisch angehaucht, alle sind sehr entspannt, wir stellen uns die Frage, ob sie was geraucht haben. 😉
Nach zwei Tagen beschließen wir weiter zu ziehen, eine neue Ankerbucht zu suchen.
Unser Frischwasser ist verbraucht, wir müssen noch neues produzieren. Schwierigkeiten haben wir schon seit der Costa del Sol mit einem erhöhten Algenvorkommen in den Buchten. Immer wieder sammeln sich feinste Algenteppiche, die die Filter unseres Wassermachers verschmutzen. Bisher haben wir noch keine Erklärung für dieses Phänomen gehört, aber auch hier auf den Kanaren ist es ein Problem. Daher bleiben wir am liebsten zum Wassermachen weiter draußen. Auch heute lassen wir uns draussen treiben, lassen den Wassermacher arbeiten. Gerrit nutzt die Zeit zum Angeln und verspricht einen großen Fisch zum Abendessen. Die Fische mögen das Plätschern vom Wassermacher und sammeln sich dabei unterm Rumpf.
Plötzlich nähert sich ein großer Schatten und wir trauen unseren Augen nicht, als wir einen ca. 4 m großen Teufelsrochen direkt neben unserem Boot sehen. Was für ein majestätisches Bild, wie er sich durch das Wasser bewegt. Es scheint als würde er durch das Wasser fliegen – dazu hat er einen großen Putzerfisch auf dem Rücken. Schnell holen wir die Angel rein, denn so einen großen Fisch möchten wir dann doch nicht zum Abendessen! Er bleibt eine ganze Zeit bei uns und wir genießen den Anblick!
Wir machen uns auf die Suche nach einer geeigneten Ankerbucht, doch bei bewölktem Wetter wirkt die Küste unfreundlich und sehr karg. Ganz ehrlich, wir können uns mit dieser Insel noch nicht so recht anfreunden!
Also beschließen wir in der Marina von San Sebastian nach einem Liegeplatz anzufragen. Sie sind sehr freundlich und sagen sie seien schon ziemlich voll, aber ja, wir können noch kommen!
Wir werden von einem sehr kompetenten Marinero empfangen, was leider nicht selbstverständlich ist, wie wir schon in den vergangenen Monaten feststellen durften! Die Marina ist super organisiert und die nahgelegene kleine Stadt San Sebastian ist ganz reizend, die Laune bessert sich.
Auch treffen wir Martina und Daniel aus der Schweiz wieder. Wir haben sie vor zwei Jahren in Cartagena kennen gelernt und seitdem losen email-Kontakt gepflegt. Wir trinken ein Glas Wein zusammen und tauschen Informationen aus. Sie segeln am nächsten Tag weiter nach La Palma.
Wir mieten uns ein Auto und wollen die Insel erkunden. Der freundliche Autovermieter nimmt sich viel Zeit um uns genau zu erklären, wie wir uns den besten Überblick verschaffen können und gibt uns viele Tipps. Das fällt uns hier positiv auf, die Menschen sind extrem freundlich und sehr entspannt. Um das Auto Abends wieder abzugeben, brauchen wir es nur am Straßenrand abzustellen, die Schlüssel unter die Fußmatte zu legen und das Auto nicht abschließen. Auf dieser Insel wird nicht geklaut, versichert uns der Autovermieter! Hier ist die Welt noch in Ordnung, wie schön…! 🙂
Nun zeigt sich La Gomera von seiner schönsten Seite. Zeigte sich die Insel von außen karg und trocken, so ist sie im Innern grün und üppig, abwechselnd mit bizarren Felsformationen. Die Insel ist sehr gepflegt, der Tourismus wird ernst genommen, man fühlt sich willkommen. Wir verbringen einen wunderbaren Tag und sind beeindruckt von dieser wunderschönen Insel! Ein großes Lob an die Tourismusverwaltung: ihr Konzept ist durchdacht und stimmig!
La Palma ist schon von weitem gut sichtbar. Imposant hebt sich die Insel aus dem Atlantik, die Wolken scheinen mit ihr zu spielen.
Ungewohnt ruhig verlief die zweite Überfahrt, eigentlich war viel zu wenig Wind, aber es war auch mal angenehm. So konnte jeder in der wachfreien Zeit ruhig schlafen und wir haben zum ersten Mal unseren Parasailor über Nacht stehen gelassen.
Der Parasailor ist unser Leichtwindsegel, wir schätzen ihn sehr und perfektionieren stetig den Umgang. Man darf nur nicht versäumen ihn rechtzeitig zu bergen, denn bei starken Windböen ist es ein schwieriges Unternehmen.
Vor La Palma beschleunigt der Wind plötzlich auf 25 bis 30 Knoten, mit dem Parasailor geht dabei ordentlich die Post ab! Genauso plötzlich wie der Wind gekommen ist, so ist er auch wieder weg, der Parasailor fällt ein, wir müssen ihn bergen und motoren. Diese plötzlichen Starkwinde um die nördlichen und südlichen Kaps der Inseln sollen typisch für die Kanaren sein, nun haben wir es auch gespürt!
Leider kann man auf La Palma nicht ankern, es ist zu ruppig und steinig und eignet sich höchstens zum Tagesankern.
Also sind wir dazu „verdonnert“ in der Marina zu liegen, was wir nicht so sehr favorisieren. In der Marina ist es eng, heiß und die Luft steht. Man kann nicht vom Boot aus schwimmen gehen. Dafür ist es kommunikativer, man lernt viele Menschen kennen, es gibt hier sehr viele Deutsche und nicht wenige werden hier sesshaft. Der zweite Vorteil dabei ist, dass wir einfacher und sicherer das Schiff verlassen können. Also mieten wir uns ein Auto und erkunden die Insel!
Wir treffen Anette und Matthias, liebe Freunde aus Ostfriesland, sie verbringen ein paar Tage auf La Palma und kennen die Insel gut.
Wir freuen uns sehr sie zu sehen und verbringen nette Stunden zusammen! Anette und Matthias zeigen uns in die kulinarische Seite von La Palma: wir kosten den guten Weisswein von der Insel und sie zeigen uns nette kleine Restaurants in denen wir vorzüglich essen und dabei das wunderbare Abendpanorama über die Küste genießen können! Ein tolles Erlebnis!
Die Insel lädt aber auch zum Wandern ein, also werden die Wanderschuhe geschnürt und los geht ´s!
Die erste Wanderung führt uns entlang der Wasserläufe, stetig hinauf durch eine wunderschöne, wilde Landschaft. Die steilen Wände sind atemberaubend und manchmal ist es ganz schön abenteuerlich, die Wege sind teilweise weggebrochen oder von Steinschlag zugeschüttet, man muss schon schwindelfrei sein! Dann nach ca. 5 Kilometer stetig bergauf steht plötzlich ein Schild mit dem Hinweis, dass der Weg gesperrt ist! Ein schlechter Scherz, oder??! Wir beschließen das Schild zu ignorieren und wandern weiter, es findet sich auch kein weiteres Schild auf dieser Strecke, auch nicht in der entgegengesetzten Richtung…, gut dass wir mal nicht so „deutsch“ waren und das Schild nicht befolgt haben!
Die Steigungen bringen uns aber doch an unsere Grenze und am Ende der Wanderung spüren wir einzelne Muskeln, die uns bis dahin unbekannt waren!! Für die letzten Meter müssen wir noch einige Treppenstufen bewältigen, die Oberschenkel brennen und wir kriechen zum wunderschönen Dorfplatz von Las Nieves – aber fühlen uns wie Helden!!
Doch es war sehr schön! Und so folgt die zweite Wanderung zwei Tage später oben zum Kraterrand des Vulkans. Dieses Mal sind wir klüger und beginnen die Wanderung weiter oben, so haben wir nicht so viel Steigung zu bewältigen. Haha, wir Ostfriesen sind doch lernfähig! 😉
Abends genießen wir unser verdientes Abendessen, da legt unser Stegnachbar mit seinem Angelboot an. Stolz präsentiert er seinen heutigen Fang: zwei riesige Thunas, einer 90 Kg und der zweite 70 Kg schwer. Es sammeln sich viele Neugierige und der Fang wird mit vielen „ohs“ und „ahs“ kommentiert. Wir trauen unseren Augen nicht, als der Bootseigner ein großes Messer nimmt und damit beginnt, den Thuna direkt hinter unserem Boot auf dem Steg zu zerlegen. Wir sind über das Schlachtfest irritiert, doch ganz selbstverständlich bekommt jeder etwas ab. So bekommen auch wir ein riesiges Stück frischen Thunfisch. Wir sind mal wieder begeistert von der Nettigkeit der Spanier – ganz selbstverständlich teilen sie mit uns, jeder am Steg bekommt etwas vom Fang, den Rest nehmen sie mit nach Hause.
Die Fischabfälle landen direkt ins Hafenbecken und liegen nun unter Mojito, schluck, auch an diese unkonventionelle Art der Abfallentsorgung müssen wir uns gewöhnen!!
Wir fahren mit dem Auto nach Santa Cruz, die Hauptstadt von La Palma, laut Internet gibt es dort einen Yacht-Ausrüster. Ersatzteile zu besorgen bleibt bei unserer Reise eine ständige Herausforderung. Wie einfach ist es doch in Deutschland, jedes beliebige Ersatzteil online zu bestellen und ein oder zwei Tage später wird es geliefert!
Santa Cruz ist ein reizende Stadt, der Besuch hat sich gelohnt. Aber die Marina wirkt ausgestorben, nur wenige Plätze sind belegt. Der Ausrüster hat sein Geschäft geräumt, auch die anderen Geschäfte stehen leer. Die Wirtschaftskrise ist nicht zu übersehen, es ist beklemmend.
Aber auch die andere Seite gibt es, wie z.B. neben unserer Marina in Tazacorte: mit EU-Gelder wurde hier ein riesiges Terminal für Kreuzfahrtschiffe gebaut. Bis heute hat hier kein Kreuzfahrtschiff angelegt, denn sie legen nach wie vor in Santa Cruz an. Somit liegt das gesamte Areal in Tazacorte brach und rottet vor sich hin! Wer genehmigt solch einen nutzlosen Gigantismus?! Wir werden es nicht erfahren.
Für uns ist die schöne Zeit auf La Palma vorbei, und es geht weiter Richtung La Gomera!
Unsere Zeit auf Madeira ist vorbei, wir starten Richtung Kanaren!
Gerrit´s langer Wunsch ist es die Islas Selvagens im Atlantik zu besuchen.
Diese Inselgruppe gehört zu Madeira, befindet sich geografisch näher zu den Kanaren. Die Inseln sind unbewohnt und gehören zum fast 10.000 Hektar großen Naturreservat Madeira. Man darf sie nicht ohne offizielle Erlaubnis betreten und das Ansteuern empfiehlt sich nur bei guten Wetterverhältnissen.
Nicole, von der Marina auf Madeira, verspricht uns die Erlaubnis in Funchal für uns einzuholen. Die Wettervorhersage sagt moderates Wetter voraus, alles ist perfekt! Jan und Sabine von Mr.Grey wollen eigentlich direkt nach Gran Canaria segeln, beschließen aber kurzfristig mit uns nach Selvagens zu kommen.
Die Überfahrt geht über eine Strecke von 150 sm, wir sind also wieder über Nacht unterwegs. Die Überfahrt ist für uns, aufgrund der ungünstigen Welle, sehr laut und ruppig.
Mitten in der Nacht erscheint eine Segelyacht auf unser AIS, sie fährt mit wenig Fahrt und ohne festen Kurs. Mr.Grey ist vor uns und Jan versucht die Yacht über Funk zu kontaktieren, ohne Erfolg.
Scheinbar hat sich die Crew schlafen gelegt, laut Erfahrungen von anderen Seglern keine Seltenheit! Gut dass wir es nicht so handhaben, so hatten wir sie im Blick und konnten ihnen ausweichen!
Morgens erreichen wir die Inselgruppe und es ist beeindruckend wie schnell die Wassertiefe von ca. 4000 m auf 30 m bzw. 10 m ansteigt. Überall gibt es Unterwasserfelsen, die Wellen brechen sich, ein ernstzunehmender Indikator! Die See ist nicht wirklich ruhig und ich bin geneigt einfach weiter zu fahren, doch Gerrit sieht es zum Glück anders…! Die Windrichtung aus Ost stimmt, die Bucht liegt im Windschatten.
Okay…, ich gebe ja zu, Gerrit hatte Recht, in der Bucht ist es ruhiger, die See glättet sich. Das Wasser in der Bucht ist kristallklar, wie schön…!
Wir melden uns über Funk an, aber die Inselhündin „Selvagen“ hat ihre Leute schon laut bellend geweckt und auf uns aufmerksam gemacht! Auf der Insel sind zwei Nationalpark-Ranger und drei Polizisten stationiert. Die Crew wird alle zwei bis drei Wochen ausgewechselt, nur die Hündin „Selvagen“ lebt dort ständig. „Sie liebt ihre Insel und hasst Funchal, dort ist es für sie zu laut!“ erzählt uns einer der Polizisten.
Wir verabreden uns für den Nachmittag zum Inselrundgang, so bleibt noch Zeit für ein deftiges Frühstück und ein bisschen Schlaf.
Am Nachmittag werden wir sehr freundlich empfangen und wir starten gemeinsam mit zwei Ranger, ein Polizist und natürlich Hündin „Selvagen“ die Klettertour. Selvagen hat so einen wichtigen Ausdruck, keiner zweifelt daran dass sie die wahre Herrscherin der Insel ist 😉
Da wir meist hintereinander herlaufen müssen, reklamiert sie den zweiten Platz in der Reihe, direkt hinter dem Ranger, für sich. Droht jemand sie zu überholen, dann läuft sie zickzack um es zu verhindern!
Wir klettern den steinigen Weg hinauf bis zum 164m hohen Pico da Atalaia und haben immer wieder atemberaubende Ausblicke über die Klippen hinunter auf das kristallklare Wasser.
Die Insel ist die Brutstätte der Cagarra-Vögel, der Gelbschnabel-Sturmtaucher. Diese Vögel erinnern auf dem ersten Blick an Möwen, sind aber elegantere Flieger und mit den Albatrossen verwandt.
Der Ranger erzählt uns, dass sie bis zu 26 Meter tief tauchen! ( seit unserer Taucherfahrung, weiss ich das umso mehr zu schätzen!) Da sie auf der Insel keine natürlichen Feinde haben, sind die plüschigen Jungvögel relativ ungeschützt in kleinen Felsenhöhlen oder unter Steinen. Die Elternvögel sind den ganzen Tag auf Jagd und kehren erst Abends zu ihrer Brut zurück. Früher wurden die Vögel von den Seefahrern bejagt, sie dienten zur Proviantierung, wie gut dass wir heute die Supermärkte und an Bord einen Kühlschrank haben – wir müssen nicht zwischendurch auf die Jagd! Heute stehen die Cagarra-Vögel unter Schutz.
Der Ranger erklärt uns, dass die Vögel von hier bis nach Südafrika, Brasilien oder auch den Galapagos-Inseln fliegen und zum Brüten wieder zu den Islas Selvagens zurück kommen.
Im September fliegen die Elternvögel Richtung Süden, die Jungvögel müssen sich das Fliegen selbst beibringen. Der Ranger erzählt von den zahlreichen, lustigen (nur für die Zuschauer!) Crash-Landungen der Jungvögel, nicht selten endet der Landeanflug dann an der Felswand! Sie scheinen es letztendlich doch zu lernen, wenn man sieht wie schön diese Vögel über das Wasser gleiten!
Der Artikel lautet „Cagarras irritieren Touristen“. Empfehlenswert hierzu ist es auch mal auf YouTube zu suchen: wenn man die Rufe der Vögel hört, denkt man unweigerlich an Mickey-Maus.
Wir erfahren viel über Flora und Fauna und über die Aufenthalte der Ranger und Polizisten hier auf dieser lebensfeindlichen Insel, mitten im Atlantik. Das Süßwasser muß aufwendig gesammelt werden und während der Herbst- und Winterstürme kann es hier sehr ungemütlich werden. Manchmal kann die Insel weder per Schiff angelaufen noch per Hubschrauber angeflogen werden- dann sind sie auf sich gestellt! Puh ..!
Eigentlich sollte der Rundgang eine Stunde dauern, daraus werden mehr als zwei Stunden und wir sind schwer beeindruckt!
In einem Punkt sind wir uns alle einig: der Abstecher hat sich wirklich gelohnt! Gut dass wir nicht vorbeigefahren sind 🙂
Nach dem Ausflug haben wir alle eine extrem trockene Kehle (Sabine hat den Rangern vorgeschlagen oben eine Bierbude zu betreiben. Ich glaube, sie denken drüber nach…! 😉 Es gibt ein kühles Bier an Bord von Mr. Grey, welch ein Genuss!
Wir sind alle todmüde und verabschieden uns voneinander: am nächsten Tag geht es für Mr. Grey nach Gran Canaria, für uns nach La Palma. Im Oktober treffen wir uns dann auf Teneriffa, wir freuen uns darauf.
Auf Madeira bekommen wir Besuch von Antje (Gerrit´s Nichte) und Simon (Antje´s Mann). Sie möchten gerne eine Woche bei uns verbringen und das Bordleben kennenlernen.
Etwas übernächtigt kommen sie hier in der Marina an, es gab keinen Direktflug, die Anreise war lang. Kleine Erfrischung an Bord, kurze Erfrischung im Meer und dann eine kleine Wanderung bergauf (auf Madeira geht es fast nur steil bergauf, und bergab ist dann genauso anstrengend!!).
Am nächsten Tag segeln wir nach Porto Santo, leider gegen Wind und mit unangenehmer, seitlicher Welle.
Es fordert der Mannschaft einiges ab, aber Antje und Simon ertragen die Strapazen tapfer!
Auf Porto Santo angekommen, ist das Verlangen groß endlich wieder festen Boden zu spüren und so beschließen wir mit dem Dinghi an Land zu fahren und zwar den kurzen Weg und direkt zum Strand.
Kurz vor dem Strand stellt Simon noch die Frage, ob es etwas zu beachten gibt… nein, nur abwarten.
Alle Blicke sind auf den Strand gerichtet, so sehen wir nicht die große Welle von hinten, sie packt unser Dinghi und schleudert uns quer an Land. Jeder fliegt in einer Richtung aus dem Boot, nur Antje kann sich halten. Aber wir sind alle nass bis auf die Haut und voller Sand. Also wieder zurück an Bord, Salzwasser und Sand auswaschen – das war es, mit dem Landfall!!
Es folgen noch weitere Prüfungen für die beiden..! Am nächsten Tag gibt es 9 Km Strandwanderung, zum nächsten Kap mit herrlichem Ausblick. Großzügiger Weise schlagen wir ein Taxi für den Rückweg vor, aber sie sind zäher als gedacht!! Sie möchten tatsächlich die gleiche Strecke zurücklaufen!! Sollte die Jugend doch härter sein als gedacht? Gerrit´s Knie schmerzt noch immer seit der Taucherfahrung, also doch ein Taxi…!!
Hmm…, am nächsten Tag ein erneuter Versuch die Grenzen zu testen: Gerrit versenkt sein Handtuch, es liegt gut sichtbar in vier Meter Tiefe auf dem Meeresboden. Tatsächlich schafft es Simon zu tauchen und das Handtuch wieder an Bord zu holen. Respekt!!
Okay, wir geben auf, sie sind härter als gedacht! Sie lachen noch, das Leben an Bord scheint ihnen noch immer Spaß zu machen, sie probieren Lapas (Napfmuscheln, die Spezialität auf Madeira) mit uns, Poncha, gegrillte Chorrizo, Madeirawein. Simon angelt zwei Fische, die wir uns schmecken lassen!
Auf Porto Santo können sich die Segler an der Hafenmauer verewigen, es sind einige Kunstwerke dabei und sogar die eine oder andere uns bekannte Yacht. Also kaufen wir Farbe und Pinsel und gemeinsam malen auch wir unser Logo an die Hafenmauer!
Die Rückfahrt nach Madeira ist angenehmer als die Hinfahrt. Bei achterlichen Wind können wir den Parasailor setzen und mehrere Delfine begleiten uns ein Stück, auch für uns immer wieder ein schönes Erlebniss.
Die Woche an Bord ist vorbei, für Antje und Simon geht der Urlaub nun an Land weiter! Eins ist sicher – sie haben sich für das Bordleben qualifiziert! Es hat Spaß mit euch gemacht😊!
Für uns geht es mit Arbeiten am Boot weiter. Wir haben weitere Sonnenpaneele bestellt, eine Halterung muss gebaut werden und die Paneele müssen fixiert und angeschlossen werden. Die Energieversorgung vor Anker ist ein stetiges Thema, doch nun scheint die Energiegewinnung optimiert. Mit Glück können wir auch die Tiefkühltruhe wieder in Gebrauch nehmen, das wäre für die Atlantiküberquerung schon bequem!
Große Freude gibt es beim Wiedersehen mit Jan und Sabine von Mr. Grey! Wir haben uns einige Monate nicht gesehen, es gibt viel zu erzählen!! Hier auf Madeira treffen wir uns, sie kommen direkt von Gibraltar und verzichten auf den Zwischenstop auf Porto Santo, wie nett! Auch sie haben einige Arbeiten am Boot zu erledigen. Die Tage vergehen im Flug – wir kochen und essen zusammen, wir lachen viel, es ist immer wieder schön mit den beiden!
Gemeinsam besuchen wir Funchal, eine sehr schöne Stadt. Wir fahren mit der Seilbahn hoch nach Monte und rutschen mit dem Korbschlitten wieder runter (ganz schön aufregend!). Wir besuchen das Haus von Blandys und erfahren alles über den Madeirawein, natürlich mit anschließender Probe.
In Carnical, der nächste Fischerort, gibt es ein Fest! Es gibt eine Prozession, die Heilige wird aus einer Kapelle auf die geschmückten Fischerboote gebracht und wieder zurück. Der Ort ist geschmückt, schon Tage vorher wird alles aufgebaut. Ein Taxifahrer erzählt uns wie wichtig dieses Fest für alle Einwohner ist, die Boote werden gesegnet und der Fischfang wird gesegnet. Amaldao, der Taxifahrer, ist so voller Vorfreude auf das Fest, er erklärt mit vielen Gesten das Vorgehen. Dementsprechend ist seine Fahrweise, wir hoffen dass er nicht von der Straße abkommt. Beim Aussteigen scheinen wir ihm so sympathisch, dass er uns vorschlägt uns am Festtag abzuholen und wir könnten dann auf dem Fischerboot seiner Familie mitfahren. Super Idee! Wir vier sind begeistert, so eine Segnung vor der Atlantiküberquerung kann ja nicht schaden und unser Fischfang stagniert, also nehmen wir die Einladung gerne an.
Tatsächlich, kommt Amaldao wie verabredet (wir, ganz Deutsch warten schon 10 Minuten vor Termin, er ganz Portugiesisch kommt 10 Minuten zu spät! Haha!) und bringt uns zum Fest. Wir sollen erst noch bei den aufgebauten Buden essen gehen und dann zum Boot kommen.
Überall hängen Rinderhälften in der prallen Sonne, bei Bedarf werden Stücke abgeschnitten auf ein Lorbeerholzspieß aufgespießt. Dann wird das Fleisch mit groben Salz, Knoblauch und zerriebenen Lorbeerblätter gewürzt. Man geht dann mit seinem Spieß zu einem der zahlreichen Grills und grillt ihn. Hygienisch sieht das alles nicht aus, wir sind unentschlossen. „Ach,“ sagt Sabine „wird ja gegrillt, das tötet alles ab!“ Okay, überzeugt, wir testen! Das Fleisch hat leider Suppenfleischqualität, man muss lange kauen, nur die Würzung ist sehr schmackhaft! Die übrigen Besucher scheinen sich nicht an dem zähen Fleisch zu stören, sie essen genüsslich gleich mehrere Spieße. Wir spülen mit einem Poncha pesquador nach, enthält Rum und tötet hoffentlich die Keime ab!
Nun geht es zum Fischerboot! Die Boote sind schön geschmückt aber mit so vielen Menschen beladen, es erinnert uns an die Flüchtlingsboote, die man im Fernsehen gesehen hat. Diese Menschenmassen, dazu laute Musik und pralle Sonne – wie winken dankend ab! Amaldao ist etwas traurig, aber unser Sicherheitsempfinden sagt uns die Vernunft wallten zu lassen! Trotz allem ein schönes Erlebnis, das Fleisch liegt schwer im Magen!
Morgen werden wir Abschied von Madeira nehmen und Richtung Kanaren segeln. Sollte das Wetter es zulassen, so möchten wir auf dem Weg ein Zwischenstopp auf den Ilhas Selvagens machen. Die Ilhas Selvagens sind eine unbewohnte Inselgruppe auf dem Weg zu den Kanaren. Sie können nur bei ruhigem Wetter angelaufen werden und man braucht eine Erlaubnis.
Wir verlassen die Algarve und nehmen Kurs auf Madeira. Unsere erste große Überfahrt – 480 sm (mehr als 900 Km), das bedeutet mindestens drei Tage und Nächte auf See. Wenn ich ehrlich bin, da gab es doch gemischte Gefühle! Einerseits war ich gespannt auf die Herausforderung, andererseits wusste ich nicht was uns erwartet. Bis jetzt hatten wir höchstens eine Nacht durchgesegelt, mehr nicht! Dann kommt hinzu, dass man sich immer wieder aus der dann gewohnten Umgebung losreißen muss. Man kennt seine Umgebung, den nächsten Supermarkt, die benachbarten Yachten – alles ist vertraut! Gerrit sagt:“ genau das ist der Moment, der uns sagt, dass es Zeit wird wieder los zu gehen, sonst wachsen wir fest!“
Ja gut, Recht hat er ja auch. Also gut, Anker auf und los geht´s!!
Erst ging es ganz gemächlich los, wenig Wind, wir mussten aus dem Einfluss des Kap de Sao Vicente kommen, dem südwestlichsten Punkt Portugals. Im Mittelalter dachten die Menschen, hier wäre das Ende der Welt! Zum Glück wissen wir es heute besser und brauchen keine Angst zu haben, von der Erdscheibe zu fallen!!
Tatsächlich nimmt der Wind zu und Mojito kämpft sich tapfer gegen die unangenehme Welle, die uns schräg von vorne trifft. So wird die erste Nacht auch gleich unbequem und wir rasen mit 7 – 8 Knoten Geschwindigkeit durch die pechschwarze Nacht. Trifft uns die Welle von vorne, dann läuft sie zwischen den Kufen und schlägt von unten gegen den Rumpf. Der Katamaran wirkt dann als Hohlkörper und es donnert und knallt durch das ganze Schiff. Wir wechseln uns mit den Wachen alle drei Stunden ab, doch an Schlaf ist nicht wirklich zu denken bei dem Getöse!!
Nach dieser Nacht sind wir zwar müde, aber auch zufrieden dass wir drei es so gut gemeistert haben!
Die folgenden Tage auf See wurden immer routinierter, wir fanden unseren Rhythmus, bekamen wieder häufig Besuch von Delfinen, die uns ein Stück begleiteten! Es war so schön, dieses Gefühl weit und breit nichts zu sehen, außer dem Meer und dem Himmel und der unglaublich schönen blauen Farbe der Tiefsee. In der dritten Nacht gab es Meeresleuchten und es war so schön zu sehen, dass bei jedem Eintauchen der Kufen im Wasser unser Fahrwasser voller Funken sprühte!
Dann näherten wir uns nach drei Tagen Porto Santo, der kleinen Nachbarinsel Madeiras. Eine sehr sympathische, ruhige Insel die zum Bleiben einlädt – Ankern am langen Sandstrand und gleich ein herrliches Bad in türkisblauem Wasser! Leider haben wir uns bereits in der Marina auf Madeira angemeldet, das heißt nach einer erholsamen Nacht vor Anker, geht es am nächsten Tag bei schönstem Segelwetter weiter nach Madeira. Aber, mit dem festen Vorhaben später noch einmal nach Porto Santo zurück zu kehren!
Wir steuern die Marina Quinta do Lorde, im Osten Madeiras, an und wollen uns eigentlich noch Zeit lassen, noch draußen Frischwasser zu produzieren, die Fender und Leinen in Ruhe für den Hafen vorzubereiten. Doch der Mariniero hat uns schon gesichtet und kommt uns im Schlauchboot entgegen um uns in die Marina zu geleiten. Upps…, da sind wir doch etwas überrumpelt, kein Funken nötig. Der Mariniero hilft uns beim Festmachen, sehr freundlich und im Büro wartet schon ein Paket mit Informationsmaterial über Madeira auf uns! Das nenne ich Service, ganz anders als in Andalusien!
Madeira ist eine unglaublich schöne und vielseitige Insel. Sie ist sehr, sehr schroff und steil. Hier im Osten sehr karg, aber sonst sehr grün und bietet immer wieder ein atemberaubendes Panorama. Zwei Tage haben wir die Insel mit einem Mietauto erkundet und sind durch unzählige Tunnel gefahren und haben über steile Serpentinen die Berge erklommen. Die Berge kratzen an den Wolken, deshalb sind wir dann oben auf dem Berggipfeln durch dichten Nebel gefahren und hatten dann auch plötzlich zwei Kühe mitten auf der Straße vor uns stehen. Die Kühe waren so tiefenentspannt wie die Menschen auf Madeira und wollten sich nicht wirklich bewegen von der Straße zu gehen. Immerhin hat die eine Kuh den Kopf zur Seite gedreht, dann passte unser Auto vorbei, danke!
Einmal haben wir uns den Nervenkitzel angetan mit dem öffentlichen Bus nach Machico zu fahren. Der Bus hatte nach den Sitzen und der Federung zu urteilen, mindestens eine Million Kilometer auf dem Buckel. Ich weiß nicht ob der Fahrer eine Prämie bekommt, wenn er die Strecke in einer bestimmten Zeit schafft, denkbar wäre es. Es ist schon Adrenalin pur diese Busfahrt auf der sehr engen Küstenstraße zu erleben, das alles zum Spottpreis, schlägt jede Achterbahnfahrt!!
Gerrit und ich haben uns spontan zum Schnuppertauchen hier im Diving-Center in der Marina angemeldet. Ich sah mich schon wie James Bond auf dem Meeresboden entlanggleiten…! Die Theorie war schnell absolviert, ab ging es zum angrenzenden Hotelpool. Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass es so schwierig ist mit der Flasche die Balance zu halten. Kurz nicht aufgepasst, schon zieht die Flasche in die Tiefe und man kämpft wie ein Käfer auf dem Rücken um die Balance wieder herzustellen! Aber gut, nach kurzer Zeit haben wir wieder die Kontrolle und Marco kündigt nun den Tauchgang im Meer an.
Dafür müssen wir erst einmal einen 10 min. Fußmarsch mit der gesamten Montur, heißt Bleigürtel um die Taille und 15 Kg Flasche auf dem Rücken, zurücklegen. Puh…, also bei James Bond sah das alles easy aus! Dann erklärt uns Marco, dass wir von der Kaimauer gut drei Meter ins Meer springen müssen..,!! Uaah.., nur keine Schwäche zeigen, also mit einer Hand die Maske und das Mundstück festhalten, zum Berg schauen und ein Schritt nach vorne ins Nichts….!
Geschafft, nun geht es in die Tiefe! Marco zeigt uns einen Octopus am Felsen, es schwimmen unglaublich viele bunte Fische um uns, alles wunderbar. Aber wirklich genießen kann ich es nicht, ich habe unglaublich Mühe nicht von meiner Flasche rücklings nach unten gezogen zu werden, zu atmen (, nicht zu schnell), den Anschluss an der Gruppe nicht zu verlieren, meine Maske füllt sich ständig mit Wasser und dann der Druckausgleich…,uahh! Ja, es war eine nette Erfahrung, aber ich muss doch darüber nachdenken, ob für mich das Schnorcheln nicht völlig ausreichend ist! Gerrit hat sich dann beim Rauskommen unglücklich das Knie verdreht, also lassen wir das Tauchen erst einmal ruhen!!
Zum Glück können wir die Marina für einige Arbeiten nutzen. Olivier, ein netter Franzose hier in der Marina, hat unsere Schotenführung für die Leichtwindsegel perfektioniert. Er konnte eine angerissene Reffleine reparieren und unser Spi-Fall mit Technora verstärken, damit wir in Zukunft keine böse Überraschungen mit unserem Parasailor erleben müssen. Außerdem wollen wir unsere Energiebilanz verbessern und werden mit seiner Hilfe noch weitere Solarpanele montieren.
Das alles muss organisiert werden und kostet viel Zeit.
Überhaupt nimmt das Erledigen banaler Dinge unglaublich viel Zeit in Anspruch. Ersatzteile zu bestellen, wenn man eigentlich keine Anschrift hat!
Seit sechs Wochen soll uns eine Ersatzmembrane für unser Wassermacher geliefert werden. In Portugal hatten wir eine Adresse bei Freunden angeben können, doch die Firma hat es nicht geschafft zu liefern. Zweiter Versuch ist jetzt die Marina auf Madeira, hoffentlich klappt es nun!
Nun neigt sich unser Portugal-Aufenthalt dem Ende zu. Wir haben die Algarve genossen, angefangen mit der Sandalgarve im Osten, bei Faro und Olhao, bis hin zur Felsalgarve im Westen mit den wunderschönen Felsformationen und Sandbuchten. Außerdem haben wir die Berglandschaft im Norden der Algarve erkundet, die schöne Stadt Silves besucht und die Serra de Monchique mit ihren Korkeichenwälder bestaunt.
In Faro ist Amei zugestiegen und hat uns für 10 Tage besucht, wir haben uns über ihren Besuch gefreut!
Portugal hat uns seine vielseitigen Gesichter gezeigt: die Salzmarschen mit, je nach Gezeiten, wechselnder Landschaft. Aber wir haben auch die ruppige Seite Portugals gespürt – in den ersten drei Tagen, in der Ankerbucht bei Portimao, empfing uns ein kalter, kräftiger Wind. „wo waren noch die Pullover verstaut??“ , nachts brauchten wir wieder Decken und die kalte See lud nicht wirklich zum Baden ein. Dann wieder Temperaturen über 30 Grad, alles ist möglich…!
Der stetige Wind macht aber auch die hohen Temperaturen zum Glück erträglicher. Doch das Ankern, wie wir es von der spanischen Küste und den Balearen kennen, ist hier nicht so einfach möglich. Das Ankern an der Küste, außerhalb der Buchten und Lagunen ist durch auflandige Winde, ständiger Schwell und meist felsiger Ankergrund nur bedingt möglich.
Portimao präsentierte sich als quirliger Küstenort mit vielen Discotheken, die uns Nachts aus unterschiedlicher Richtung, mit unterschiedlicher Musik, dafür mit der gleichen, unglaublichen Lautstärke, beschallten. Also flüchteten wir eine Lagune weiter, nach Alvor. Doch auch hier gab es eine Beschallung für die vorwiegend englischen Touristen. Auch die Restaurants sind „very british“, so gibt es hier nicht selten „ a pint beer“ auf der Menutafel…
Unangenehm fallen uns die rasenden Bootsfahrer an der Algarve auf– ob Jet-Skis, Fischer oder Ausflugsboote, keiner nimmt Rücksicht auf ankernde Yachten. Es wird mit hoher Geschwindigkeit, sehr nah vorbeigefahren und das ganze Ankerfeld durchgeschüttelt. Nicht mal die Schwimmer sind sicher, mit dem traurigen Höhepunkt in der Nachbarbucht vor einigen Tagen: eine Schwimmerin wurde von einem Motorboot überfahren und tödlich verletzt. Leider wird dieser Vorfall wohl nicht zum Umdenken führen!
Wir haben die ständige Bedrohung der Waldbränden, mit der die Portugiesen leben müssen, zu spüren bekommen. Schon in der Nacht konnte man deutlich den Rauchgeruch vernehmen. Beim morgendlichen Blick aus der Koje konnte man die rauchige Luft deutlich sehen und spüren. Der Himmel war dunkelgrau, die Sonne hatte keine Chance und man konnte die andere Seite der Bucht nicht mehr sehen. Mojito war von kleinen Aschepartikeln überzogen, die Polster rochen nach Holzasche. Schnell war es Tagesgespräch, wo es denn nun brennt. Umso erstaunter waren wir dann zu hören, dass der Waldbrand über 500 km entfernt, in der Nähe von Porto, wütete. Der Landwind hatte es bis an die Algarve-Küste getragen !
Die Küste der Algarve wird uns mit ihren wunderschönen Farben in Erinnerung bleiben, die unterschiedlichen Lichtreflexionen an der felsigen Küste sind beeindruckend!
Besonders gefreut haben wir uns über ein Wiedersehen mit Sissi und Hans. Wir haben die beiden vor zwei Jahren in Cartagena kennengelernt und hier in Portimao wieder getroffen. Sissi und Hans und ihr Labrador Sam haben viele Jahre auf ihrem Katamaran „Lowlander“ im Mittelmeer, mit Schwerpunkt Griechenland, verbracht. Sie haben sich nun, nach vielen Jahren „Bootsleben“, für eine Zukunft an Land entschieden und werden hier in Portugal sesshaft. Der Katamaran ist verkauft, dafür haben sie jetzt ein Häuschen in den Bergen mit einer wunderschönen Aussicht und einem großen Garten mit vielen Feigen-, Orangen-, Zitronen- und Olivenbäumen. Sissi und Hans haben wir als warmherzige, sehr hilfsbereite Freunde ins Herz geschlossen. Wir haben so nette Stunden miteinander verbracht, viel gelacht und geredet. Beide sind gerne bereit ihre Erfahrungen und ihr Wissen als Langzeitsegler weiter zu geben. Wir lauschen ihnen dabei sehr gerne – euch beiden herzlichen Dank!
Kulinarisch haben wir in Portugal das Hähnchen Piri-Piri probiert, sehr lecker! Wir haben den hochprozentigen Medronho, den Edbeerbaumschnaps, probiert und nach dem zweiten Glas meinten wir auch deutlich den Erdbeergeschmack zu erkennen, haha!!
Unsere besonderen Lieblinge in Portugal sind die kleinen Pasteis de Nata, die unglaublich köstlichen (leider auch gehaltvollen!) Blätterteigkuchen mit Puddingfüllung!
In Ferragudo, ein netter kleiner Fischerort, haben wir die beste weiße Sangria probiert. Als wir beim Bezahlen die Sangria überschwänglich loben, verrät uns die nette Bedienung auch das Rezept, mit dem Hinweis, es wäre tatsächlich weit und breit die beste, weiße Sangria: Sekt, Martini, Bier, Fanta und natürlich viele Orangen- und Zitronenstücke. Oje…, das hört sich nach Kopfschmerzen an!! Gut, dass wir den Inhalt nicht vorher kannten!! Sie ist uns aber sehr gut bekommen!
Ach ja, unser langwieriges Problem, der Gasschlauch: tatsächlich konnten wir in Lagos Ersatz bekommen – yippieh! Das Problem ist nun endlich gelöst!!
Nun kommt die Zeit des Abschieds! Gestern Abend hatten wir noch einen wunderbaren Abend mit Sissi, Hans, Peter und Sally aus Kanada mit „best weisser Sangria“! Heute geht es weiter 😊.
Weiter geht es im Atlantik, wir müssen uns doch etwas umgewöhnen. Plötzlich haben wir wieder deutlichen Tidehub, Strömungen und viel Wind – gut, dass wir diese Verhältnisse von der Nordsee kennen. Es ist kühler als im Mittelmeer, besonders in den Abendstunden. Sogar die Delfine sind anders – im Mittelmeer hatten sie eine silbrige Färbung und suchten stets Kontakt. Waren im Mittelmeer Delfine in Sicht, so dauerte es nicht lange und sie tauchten unter unseren Kufen und spielten mit Mojito. Es war eine Freude ihnen dabei zuzusehen. Hier im Atlantik sind die Delfine dunkler und arrogant!! Sie beachten uns nicht, sondern konzentrieren sich auf ihre Jagd und schwimmen einfach vorbei!
Unser Weg führt uns weiter über Mazagón an der Küste entlang zum Rio Guadiana, dem Grenzfluss zwischen Spanien und Portugal. Wir ankern vor Ayamonte, auf spanischer Seite und sind in der Nacht der Fluss- und Gezeitenströmung mit gleichzeitig 20-25 Knoten Wind ausgesetzt, d.h. es war eine unruhige Nacht, in der man sich als Spielball der Natur fühlt. Verschiedene Kräfte wirken in unterschiedlichen Richtungen, an Schlaf ist da kaum zu denken.
Unser nächster Ankerstop führt uns vor die Küste von Tavira. In der Lagune gibt es nicht genügend Platz für Mojito, also ankern wir draußen vor einem herrlichen, einsamen Sandstrand. Ein ganzer Pulk Optis gesellt sich
abends zu uns – eine Segelschule, begleitet von ihren Segellehrern im Schlauchboot. Wir dienen als Wendeboje und wir erfreuen uns, die Kinder bei ihren Manövern zu beobachten. Wir merken, dass die Segellehrer über uns
sprechen und nach kurzer Zeit kommen sie längsseits zu uns: „ where are from?“ ihre Frage, obwohl sie direkt
neben unserer deutschen Flagge stehen. „we are from Germany!“ unsere Antwort. „No, what is your flag?“ und
sie zeigen auf unsere Ostfrieslandflagge unter der Saling. Jacobus und Moni haben uns zum Abschied eine
Ostfrieslandflagge geschenkt, damit wir unsere Heimat nicht vergessen. Der portugiesische Segellehrer konnte sie nicht zuordnen: „ I´ve never seen before…“ (sollten wir tatsächlich die ersten Ostfriesen in Portugal sein?!)
Gerrits Erklärung: „we are from a little country in the north of Germany“ erinnert mich an Asterix und Obelix.
Der Segellehrer fragte aber nicht nach unserem Zaubertrank! Haha!!
Wir entscheiden uns weiter zur Rio Formosa zu segeln. Die Rio Formosa ist ein großes Lagunengebiet bei Faro und besteht aus Salzmarschen, Sanddünen, Watt und vorgelagerten Inseln mit vielen Ankerplätzen. Einige Segler überwintern in diesem Gebiet im Schutz der Lagune. Die Landschaft erinnert wieder an Ostfriesland, auch hier gibt es viele Untiefen, man muss die Gezeiten beachten. Wir fahren in die Lagune kurz vor Hochwasser ein und bekommen die starke Strömung gleich zu spüren – Mojito beschleunigt von 5 kn auf über 10 kn. Ein hinter uns einfahrendes Segelboot hält nicht genügend Abstand zur Steinmole und wird förmlich von ihr angesaugt, schlägt kurz quer, kann sich aber mit Mühe aus der heiklen Situation retten, puh, das waren bange Minuten!
Eine wunderschöne Landschaft mit endlos langen einsamen Stränden im Wechsel der Gezeiten. Bei Niedrigwasser kommen die Sandbänke mit Seegras-Wiesen zum Vorschein, auf den Inseln scheint die Zeit stillzustehen.
Bei Niedrigwasser beobachten wir die Portugiesen auf den Sandbänken und wollen wissen, was sie da machen. Wir fahren mit dem Dinghi hin und sehen, dass sie Muscheln sammeln, vor allem Austern. Es gibt sie hier reichlich und auch wir sammeln so viele wir tragen können. Ein netter Portugiese schenkt uns noch welche dazu und erklärt, wie wir sie zubereiten sollen: 5 Minuten kochen und dann mit Zitronensaft genießen. KOCHEN??? AUSTERN KOCHEN? Ich frage noch einmal nach, denn, Austern ist man doch roh, oder nicht? Jetzt sieht mich der Portugiese an, als hätte ich eine Geschmacksentgleisung! Also, versuche ich mich herauszureden und sage, die Franzosen essen die Austern roh. Ja, so seine Antwort, die Franzosen tun das aber die Portugiesen essen sie gekocht! Okay! Gerrit ist begeistert, da ihm rohe Austern immer ein Graus waren. Also beschließen wir abends die Austern zu kochen. Ich habe Mitleid mit den armen Austern, als wir sie in das kochende Wasser geben. Gerrit hingegen meint, dass es für die Auster so besser ist, als lebendig geschluckt zu werden. Ja, da kann man drüber streiten! Wir stellen fest, gekochte Austern schmecken sehr gut. So gut, dass wir gleich wieder welche sammeln möchten…
In Olhoa fuhren wir mit unserem Dinghi zur Tankstelle, um unseren Benzinkanister für den Außenborder zu füllen. Auf dem Rückweg beschlossen wir spontan ein Café zu besuchen und das Treiben an der Promenade zu beobachten. Unser Dinghi mit dem Benzinkanister lag am Steg in Sichtweite, doch unsere entspannte Stimmung
wurde kurz gestört: ein Mann ging den Steg hinab zu seinem Boot, welches neben unserem Dinghi lag und legte ab. Gerrit konnte noch beobachten, dass er im Vorbeifahren den Benzinkanister aus unserem Boot entwendete.
Gerrit lief zum Steg und stellte den Mann zur Rede, doch der leugnete den Diebstahl und fuhr davon. Ich stand derweil auf der Promenade und konnte sehen, dass der Mann mit seinem Boot Kurs auf den Fischereihafen nahm.
Wütend über diese Dreistigkeit, rannte ich trotz FlipFlops und über dreißig Grad im Schatten, die Promenade entlang Richtung Fischereihafen (ich bin sicher, es war meine Bestzeit auf 100 Meter!!) und siehe da, unser Benzindieb legte gerade an, ha!! Ich forderte ihn lauthals auf, mir unseren Benzinkanister zurückzugeben, doch er tat als wüsste er nicht was ich wollte. Wenn ich richtig böse werde, kann ich zum Terrier mutieren, also ließ ich nicht locker und es bildete sich ein kleine Menschentraube, jeder wollte wissen warum ich so böse war. Ich beschimpfte den Dieb auf Englisch, alle antworteten auf Portugiesisch und der Dieb beteuerte seine Unschuld. Da wurde es mir zu bunt, wütend sprang ich in sein Boot, durchsuchte seine Backskisten und siehe da – versteckt in der hintersten Ecke – unser Benzinkanister!! Tata.., welch ein Triumph!! Der Benzindieb war sprachlos, die übrigen Portugiesen schauten fassungslos und ich konnte zufrieden unseren Benzinkanister wieder mitnehmen. Was für ein Gefühl, mit dem Kanister die Promenade entlang zu stolzieren, im Kopf das Lied: „yeah…., I feel good“….
Trotz des Zwischenfalls können wir aber sagen, dass die Menschen in Portugal sehr freundlich sind und keine negativen Gefühle aufkommen lassen. Man merkt aber auch, dass die Menschen sehr arm sind und dass wir nicht ganz unschuldig an diesem Vorfall waren, denn – Gelegenheit macht Diebe!!
Wir bekommen Besuch von der Wasserschutzpolizei, allgemeine Kontrolle der Bootspapiere. Der Polizeibeamte ist sehr freundlich und entschuldigt sich für die Unannehmlichkeit. Als er alles überprüft und notiert hat, fragt er nach dem Steuernachweis. Wir verstehen nicht, der Mehrwertsteuernachweis liegt ihm doch vor. Er klärt uns auf, dass wir eine portugiesische Steuer bezahlen müssen, für die Nutzung der portugiesischen Wasserwege. Er erklärt, das die Steuer nicht sehr hoch sei und der Nachweis dann ein halbes Jahr gültig ist. Wir müssen dafür ein Marina-Büro entweder in Faro oder in Olhao aufsuchen.
Selbstverständlich tun wir das und beim dritten Versuch, schaffen wir es auch innerhalb der Bürozeiten! Wir müssen eine Nummer ziehen und warten bis wir endlich an der Reihe sind. Die Mitarbeiterin muss sich durch die Formulare arbeiten, ausdrucken, Stempel hier, Stempel da, Unterschrift. Die ganze Prozedur dauert eine Viertelstunde und dann nur noch bezahlen: „ dois Euros, se faz favor“ . Wir fragen noch einmal nach, da wir sicher sind, es nicht richtig verstanden zu haben. Die portugiesische Sprache ist schon speziell. Sie wiederholt: „dois Euros“, wir geben ihr zögerlich zwei Euro und warten ihre Reaktion ab. Aber, sie ist zufrieden und gibt uns die Bescheinigung, ein halbes Jahr gültig. Also, mal unter uns, ihr lieben Portugiesen, so wird eure Staatskasse niemals schwarze Zahlen schreiben!!
Wir bekommen Besuch aus Ostfriesland! Ann und Johannes besuchen uns für ein paar Tage und wir genießen die gemeinsame Zeit und haben viel Spass zusammen. Johannes verzweifelt an den Fischen, die er so gerne angeln würde. Es gibt sie hier reichlich, man könnte sie mit bloßen Händen fangen, aber wie die Delfine, sind auch sie arrogant. Sie sind so satt, dass sie sich nicht für unsere Köder interessieren. Dann sind sie so gemein, dass sie den Schwanz vom Gummi-Köderfisch abbeißen. Also sammeln wir lieber wieder Austern und kochen sie. Die gekochten Austern können auch Ann und Johannes überzeugen.
Unseren zweiten Gasschlauch konnten wir auch in Faro nicht bekommen. Wir haben zwar ein Geschäft gefunden, sie hatten sehr viel Gaszubehör, aber nicht unsere französischen Anschlüsse. In den nächsten Tagen fahren wir nach Portimao- vielleicht haben wir dort mehr Glück!
Die Costa del Sol hat uns nicht begeistern können. Sehr viel Rummel, riesige Hotelbauten und leider nicht viele geeignete Ankerplätze. Um Malaga hatten wir zwei Tage dichten Nebel, der uns die Weiterfahrt erschwerte. Dann blieb auch unsere stetige Suche nach den Gasschläuchen. Einen fanden wir tatsächlich in einer Marina, immerhin! Schließlich gaben wir auf und setzten viel Hoffnung auf Gibraltar! Gibraltar- für alle Seefahrer ist dies wohl einer jener Orte in der Welt, die man auf eigenem Kiel angelaufen haben muss. Ich muss zugeben, „The Rock“, der Affenfelsen, ist schon beeindruckend wenn er in der Ferne erscheint, meist von kleinen Wolken umgeben, hat er schon etwas mystisches an sich. Da muss ich an den Film „Das Boot“ denken, in der das U-Boot auf in der Meerenge auf dem Meeresgrund absinkt – sehr ergreifend!!
Aber zurück zu unserer Gibraltar-Anreise: aus dem Mittelmeer raus, mit Beachtung der Strömungsverhältnisse, um den Affenfelsen herum, war es keine Schwierigkeit. In der Marina war auch Platz für uns, alles perfekt!
Allerdings hat Gibraltar nicht viel Platz und so befindet sich der Flughafen in der Stadt und neben der Marina. Wir lagen also mit unserem Boot direkt neben der Start- und Landebahn, man sagt die gefährlichste in Europa, da sie so kurz ist und zu beiden Seiten im Meer endet. Landet oder startet ein Flugzeug, fährt erst ein Auto die Startbahn ab um die Vögel zu verscheuchen, dann geht die Schranke für die kreuzende Hauptstraße runter und das Flugzeug hat freie Bahn! Zum Glück kommen nicht so viele Flugzeuge!
Wir sind erst einmal auf den Affenfelsen hoch. Überall stehen Schilder, dass man die Affen nicht füttern darf. In der Tat sind die Affen sehr frech und versuchen sogar Taschen zu klauen. Aber lustig sind sie auch und wir erfahren, dass es die Affen aus der Oberstadt und die Affen aus der Unterstadt gibt und dass sie ihre Gebiete gegenseitig respektieren!
Die Stadt Gibraltar ist sehr britisch, aber auch eine spanische und marokkanische Mischung. Auch die Sprache ist eine eigene Mischung aus den drei Sprachen. Gerrit beschloß spontan, sich die Haare schneiden zu lassen. Ein Friseur war schnell gefunden, aber die Friseurin sprach nur ihre eigene Gibraltar-Sprache, eine weitere Kundin konnte dolmetschen, der Haarschnitt schließlich perfekt. Leider reichten für die Bezahlung unsere Gibraltarpounds nicht und Euros wollte sie nicht annehmen. Sie beschrieb uns den Weg zum nächsten Geldautomaten. Ich schlug vor als Pfand bei ihr zu bleiben, was sie aber vehement ablehnte. Auf dem Weg zum Automaten stellten wir uns die Frage, ob wir so Vertrauenserweckend sind oder ob sie Angst hatte, Gerrit würde mich nicht wieder abholen;-)
Aber es gibt auch die richtigen Briten in Gibraltar. So erhielten wir eine Rüge, dass wir die spanische Gastlandflagge noch geflaggt hatten. Wir sollten doch bitte umflaggen und die britische Flagge hissen. Okay, wir wollen ja keinen Streit. Also haben wir nachmittags die britische Flagge gehisst und am nächsten Morgen ,beim Verlassen von Gibraltar, wieder die Spanische. Zum Abschied konnten wir noch günstig tanken, 50 Cent/Liter, da lacht das Herz!!
Unseren Gasschlauch haben wir auch hier nicht kaufen können, da die Engländer ganz andere Anschlüsse haben als der Rest der Welt!!
Tschüß Mittelmeer! Weiter geht es in den Atlantik. Das erste Kap, die Punta Europa, hatten wir beim Anlaufen von Gibraltar, ohne Schwierigkeiten umrundet. Nun ging es durch die Bucht von Gibraltar raus in die Straße von Gibraltar. Wie so oft beim Segeln, ärgerten wir uns über zu wenig Wind. Schließlich hatten wir die Tidezeiten berücksichtigt , alles schien perfekt, es gab keine Schwierigkeiten. Easy going, ha, was erzählen alle über die Widrigkeiten in Gibraltar, ist doch gelacht!
Dann kam das letzte Kap, die Isla Tarifa und der Kampf begann!! Die Windstärke ging auf 6-7 und in Böen 8, hinzu kamen heftige Strömungen um das Kap. Das Meer sprudelte wild in alle Richtungen und gerade noch hatten wir uns mehr Wind gewünscht und nun hatten wir zuviel davon!! Zum Glück ist Mojito ein sicheres Boot und wir drei haben uns tapfer durch die Widrigkeiten gekämpft. Dann,nach drei Stunden, war der Wind genauso plötzlich vorbei, wie er gekommen war! Abends haben wir uns müde einen Ankerplatz in einer Lagune unterhalb von Cádiz gesucht und fühlten uns wie in Ostfriesland. Das Licht und die weite Landschaft in Santi Petri ist eine Mischung aus Friesland und Ostfriesische Inseln. Die Costa de la Luz heißt zu Recht Küste des Lichts, wirklich sehr schön. Aber auch ruppiger, also schwieriger zu ankern.
Unsere nächste Station ist Cádiz. Hier wollen wir in die Marina, damit wir die Stadt besichtigen können. Also funken wir kurz vor unserer Ankunft den Puerto America an, leider meldet sich keiner. Nach mehreren Versuchen, endlich eine Rückmeldung und, ja, wir dürfen einlaufen. Aber alles in sehr schlechtem Englisch und unverständlichen Angaben. Wir wissen nur, dass wir den Steg „I“ ansteuern sollen. In der Marina angekommen, ist weit und breit kein Marinero zu sehen und wir wissen nicht welcher Liegeplatz für uns bestimmt ist. Funkkontakt ist schwierig und abgehackt und wir sind zu „deutsch“ um uns einfach einen Liegeplatz auszusuchen! Schließlich bleibt uns nichts anderes übrig als es einfach zu tun, und ein netter Engländer hilft uns beim Anlegen. Im Büro dieser staatlich geführten Marina sitzen drei Leute, es bleibt ein Geheimnis was sie den ganzen Tag tun! Wir erfahren, dass es in Andalusien ein Verbund von 12 staatlichen Marinas gibt. Alle haben 50% Leerstand und sehr schlechten Service!
Aber die Stadt Cádiz hat uns überrascht und sehr gut gefallen. Es heißt, dass einige Filmregisseure Cádiz als Double für Havanna nutzen. In der Tat, fühlten wir uns zeitweise an Havanna erinnert – das Licht, die Häuser – eine tolle Stadt! Nur, man verläuft sich ständig in Cádiz. Die Häuser sehr hoch, die Gassen schachbrettartig und eng, die Altstadt an drei Seiten von Wasser umsäumt. All das lässt keine Orientierung zu! Aber dann kommt Gerrit und tönt, dass sein I-Phone mit seiner Navigation uns schon aus den Schweizer Bergen gerettet hat! Das Problem in Cádiz sind aber die hohen Häuserzeilen und dadurch nur schlechter Empfang möglich ist. Also hatte die nette Frauenstimme des Navis arge Schwierigkeiten uns zu orten und gab uns falsche Anweisungen. Gerrit Kommentar:“..ist eine Frau, die verwechselt rechts und links“!! Mein Vorschlag doch dann einfach eine männliche Stimme zu wählen (haha!), schmettert Gerrit mit der Begründung ab: „nee, ich kann mich drauf einstellen. Kenne ich von Zuhause. Wenn sie rechts sagt, müssen wir einfach links gehen…“!! (tsss..!) Wir hatten jeden Abend „qualmende“ Füsse, aber nicht nur wegen des Navi, es gab wirklich eine Menge zu sehen.
An unserem letzten Abend dann das Highlight- wir fanden die kleine Tapas-Bar „La Candela“ mit nur drei Tischen und ergatterten noch einen Platz an der Bar, um dann vorzüglich zu essen. Danach stolperten wir noch in eine Taberne mit riesigen Sherry-Fässern. Da konnten wir nicht widerstehen und mussten noch zwei Sherry-Sorten probieren. Dabei kamen wir rechts mit einem französischen Weinbauern ins Gespräch und links teilte ein Spanier seinen Käse mit uns. Herrlich!!
Auch in Cádiz führt unsere „Gasschlauchsuche“ ins nichts. Obwohl wir mit den Fahrrädern gefühlt jede Ferreteria und Fontaneria angefahren sind und immer weiter geschickt wurden, haben wir keinen Schlauch bekommen, seufz..!
Am 05. Juli war es soweit – der Start unserer Reise und damit auch der Abschied von Torrevieja, unserem Heimathafen der letzten drei Jahre an der spanischen Costa Blanca. Etwas Wehmut war da schon, schließlich kennen wir uns mittlerweile ganz gut dort aus. Wir haben nette Menschen kennen gelernt und Freundschaften geschlossen.
In Torrevieja brauchten wir vor dem Start eine Woche, um einiges zu regeln. Wir haben unseren Cockpitsitz erneuert. Der alte Sitz war viel zu hoch, so dass wir eine sehr unbequeme Sitzposition hatten. Gerhard hat uns Zuhause neue Winkel geschweißt und mithilfe von Lars haben wir den Polsterer Angel gefunden, der uns einen sehr guten Sitz gepolstert hat!
Dann haben wir noch das Teakdeck überarbeiten lassen. In den Kufen waren die Sikaflex-Fugen abgängig. Sie wurden erneuert und das Deck geschliffen, eine unangenehme Arbeit, die viel Staub und Dreck brachte, aber es hat sich gelohnt: das Holz sieht aus wie neu und es gibt kein lästiges, schwarzes Abfärben der Fugen mehr!
Gemütlich sind wir dann losgesegelt, entlang der Costa Blanca. Wir haben dann jeden Abend eine schöne Ankerbucht aufgesucht, der Wind war nicht so schlecht, wenn auch leider häufig von vorne!
Am zweiten Tag gab es das erste größere Problem: Gas-Alarm! Ich bin ja bei uns an Bord auch sehr auf die Sicherheit bedacht ;-). Also habe ich schon länger darauf gepocht, unsere Gasanlage überarbeiten zu lassen – schließlich waren die alten Gasschläuche schon 10 Jahre alt. Gerrit gab meinem Drängen nach und bei unserem alljährlichen Werftbesuch, wurde auch die Erneuerung der Gasschläuche in Auftrag gegeben. Die Werft hat die Schläuche getauscht, es kam zusätzlich ein Techniker an Bord um die Gasanlage zu überprüfen und wir erhielten eine amtliche Beurkundung, die uns eine sichere Gasanlage bescheinigt und dazu berechtigt größere Gasflaschen in Spanien zu erwerben. Diese Bescheinigung hat immerhin 90,- € gekostet!!
Zurück zum Gas-Alarm: Ich hatte gerade mein frischgebackenes Brot aus dem Backofen geholt, als ich Gasgeruch bemerkte. Der Gasdetektor bestätigte dies mit einem Alarm, also drehten wir gleich alle Ventile zu und gingen auf Ursachenforschung. Der Backofen wurde ausgebaut und im Gasschlauch hinter dem Backofen zeigte sich ein Loch. Die neu eingebauten Gasschläuche waren nicht Hitzebeständig! Man mag sich nicht ausdenken, was hätte passieren können, wenn wir das ausströmende Gas nicht bemerkt hätten! Und, hätten wir die alten Schläuche belassen, wäre es nicht passiert!! Die zweite Herausforderung begann: unterwegs neue Gasschläuche zu bekommen! Entlang der Costa del Sol gibt es entweder jede Menge Restaurants Kneipen, Diskos oder überhaupt keine Infrastruktur. Wenn es eine Stadt gibt, so gibt es keinen geeigneten Ankerplatz. Ja, diese Gasschläuche haben uns eine ganze Woche beschäftigt. Zum Glück haben wir noch einen kleinen Campinggas-Kocher an Bord, damit war das tägliche Kochen kein Problem.
Es gab noch andere Aufgaben zu erledigen:
unser Blog musste noch überarbeitete werden. Dabei war uns Simon behilflich, herzlichen Dank 🙂 Wir mussten unsere Router (WIFI und Mobil) installieren, damit wir an Bord mit Telefon und Laptop überall günstig ins Internet kommen- auch das war eine Herausforderung!
Gerrit musste noch den Wassermacher aktivieren. Und da gibt es immer noch ein paar Kinderkrankheiten zu beseitigen
Langeweile kommt nicht auf!!
Gerrit hat uns auch noch unseren ersten Fisch gefangen – eine stattliche Zahnbrasse, 50cm lang 2 Kilo schwer. Gerrit hat den Fisch aufs Boot gezogen und ich, ganz die Krankenschwester, habe assistiert und alles benötigte angereicht. Ich muss zugeben, er tat uns schon leid, der arme Fisch, so wie er uns angesehen hat. Aber nun, geschmeckt hat er auch sehr gut! Wir haben drei Tage davon gegessen!
Ausgangspunkt ist Torrevieja an der Costa Blanca. Dies war unser Heimathafen der letzten 3 Jahre. Unser Plan ist es, zunächst nach Portugal zu segeln, Ende August steht Madeira auf der Wunschliste, von dort soll unsere Reise in Richtung Kanarische Inseln weitergehen.