Erste Eindrücke von Portugal

Weiter geht es im Atlantik, wir müssen uns doch etwas umgewöhnen. Plötzlich haben wir wieder deutlichen Tidehub, Strömungen und viel Wind – gut, dass wir diese Verhältnisse von der Nordsee kennen. Es ist kühler als im Mittelmeer, besonders in den Abendstunden. Sogar die Delfine sind anders – im Mittelmeer hatten sie eine silbrige Färbung und suchten stets Kontakt. Waren im Mittelmeer Delfine in Sicht, so dauerte es nicht lange und sie tauchten unter unseren Kufen und spielten mit Mojito. Es war eine Freude ihnen dabei zuzusehen. Hier im Atlantik sind die Delfine dunkler und arrogant!! Sie beachten uns nicht, sondern konzentrieren sich auf ihre Jagd und schwimmen einfach vorbei!

Unser Weg führt uns weiter über Mazagón an der Küste entlang zum Rio Guadiana, dem Grenzfluss zwischen Spanien und Portugal. Wir ankern vor Ayamonte, auf spanischer Seite und sind in der Nacht der Fluss- und Gezeitenströmung mit gleichzeitig 20-25 Knoten Wind ausgesetzt, d.h. es war eine unruhige Nacht, in der man sich als Spielball der Natur fühlt. Verschiedene Kräfte wirken in unterschiedlichen Richtungen, an Schlaf ist da kaum zu denken.

Unser nächster Ankerstop führt uns vor die Küste von Tavira. In der Lagune gibt es nicht genügend Platz für Mojito, also ankern wir draußen vor einem herrlichen, einsamen Sandstrand. Ein ganzer Pulk Optis gesellt sich
abends zu uns – eine Segelschule, begleitet von ihren Segellehrern im Schlauchboot. Wir dienen als Wendeboje und wir erfreuen uns, die Kinder bei ihren Manövern zu beobachten. Wir merken, dass die Segellehrer über uns
sprechen und nach kurzer Zeit kommen sie längsseits zu uns: „ where are from?“ ihre Frage, obwohl sie direkt
neben unserer deutschen Flagge stehen. „we are from Germany!“ unsere Antwort. „No, what is your flag?“ und
sie zeigen auf unsere Ostfrieslandflagge unter der Saling. Jacobus und Moni haben uns zum Abschied eine
Ostfrieslandflagge geschenkt, damit wir unsere Heimat nicht vergessen. Der portugiesische Segellehrer konnte sie nicht zuordnen: „ I´ve never seen before…“ (sollten wir tatsächlich die ersten Ostfriesen in Portugal sein?!)
Gerrits Erklärung: „we are from a little country in the north of Germany“ erinnert mich an Asterix und Obelix.
Der Segellehrer fragte aber nicht nach unserem Zaubertrank! Haha!!

Wir entscheiden uns weiter zur Rio Formosa zu segeln. Die Rio Formosa ist ein großes Lagunengebiet bei Faro und besteht aus Salzmarschen, Sanddünen, Watt und vorgelagerten Inseln mit vielen Ankerplätzen. Einige Segler überwintern in diesem Gebiet im Schutz der Lagune. Die Landschaft erinnert wieder an Ostfriesland, auch hier gibt es viele Untiefen, man muss die Gezeiten beachten. Wir fahren in die Lagune kurz vor Hochwasser ein und bekommen die starke Strömung gleich zu spüren – Mojito beschleunigt von 5 kn auf über 10 kn. Ein hinter uns einfahrendes Segelboot hält nicht genügend Abstand zur Steinmole und wird förmlich von ihr angesaugt, schlägt kurz quer, kann sich aber mit Mühe aus der heiklen Situation retten, puh, das waren bange Minuten!

RIO FORMOSA VON OBEN

Eine wunderschöne Landschaft mit endlos langen einsamen Stränden im Wechsel der Gezeiten. Bei Niedrigwasser kommen die Sandbänke mit Seegras-Wiesen zum Vorschein, auf den Inseln scheint die Zeit stillzustehen.

DIE INSEL CULATRA

Bei Niedrigwasser beobachten wir die Portugiesen auf den Sandbänken und wollen wissen, was sie da machen. Wir fahren mit dem Dinghi hin und sehen, dass sie Muscheln sammeln, vor allem Austern. Es gibt sie hier reichlich und auch wir sammeln so viele wir tragen können. Ein netter Portugiese schenkt uns noch welche dazu und erklärt, wie wir sie zubereiten sollen: 5 Minuten kochen und dann mit Zitronensaft genießen. KOCHEN??? AUSTERN KOCHEN? Ich frage noch einmal nach, denn, Austern ist man doch roh, oder nicht? Jetzt sieht mich der Portugiese an, als hätte ich eine Geschmacksentgleisung! Also, versuche ich mich herauszureden und sage, die Franzosen essen die Austern roh. Ja, so seine Antwort, die Franzosen tun das aber die Portugiesen essen sie gekocht! Okay! Gerrit ist begeistert, da ihm rohe Austern immer ein Graus waren. Also beschließen wir abends die Austern zu kochen. Ich habe Mitleid mit den armen Austern, als wir sie in das kochende Wasser geben. Gerrit hingegen meint, dass es für die Auster so besser ist, als lebendig geschluckt zu werden. Ja, da kann man drüber streiten! Wir stellen fest, gekochte Austern schmecken sehr gut. So gut, dass wir gleich wieder welche sammeln möchten…

MUSCHELSUCHE
EINE KLEINE AUSTER
AUSBEUTE DER MUSCHELSUCHE

 

KOSTPROBE! Mmh.., lecker

 

In Olhoa fuhren wir mit unserem Dinghi zur Tankstelle, um unseren Benzinkanister für den Außenborder zu füllen. Auf dem Rückweg beschlossen wir spontan ein Café zu besuchen und das Treiben an der Promenade zu beobachten. Unser Dinghi mit dem Benzinkanister lag am Steg in Sichtweite, doch unsere entspannte Stimmung
wurde kurz gestört: ein Mann ging den Steg hinab zu seinem Boot, welches neben unserem Dinghi lag und legte ab. Gerrit konnte noch beobachten, dass er im Vorbeifahren den Benzinkanister aus unserem Boot entwendete.
Gerrit lief zum Steg und stellte den Mann zur Rede, doch der leugnete den Diebstahl und fuhr davon. Ich stand derweil auf der Promenade und konnte sehen, dass der Mann mit seinem Boot Kurs auf den Fischereihafen nahm.

Wütend über diese Dreistigkeit, rannte ich trotz FlipFlops und über dreißig Grad im Schatten, die Promenade entlang Richtung Fischereihafen (ich bin sicher, es war meine Bestzeit auf 100 Meter!!) und siehe da, unser Benzindieb legte gerade an, ha!! Ich forderte ihn lauthals auf, mir unseren Benzinkanister zurückzugeben, doch er tat als wüsste er nicht was ich wollte. Wenn ich richtig böse werde, kann ich zum Terrier mutieren, also ließ ich nicht locker und es bildete sich ein kleine Menschentraube, jeder wollte wissen warum ich so böse war. Ich beschimpfte den Dieb auf Englisch, alle antworteten auf Portugiesisch und der Dieb beteuerte seine Unschuld. Da wurde es mir zu bunt, wütend sprang ich in sein Boot, durchsuchte seine Backskisten und siehe da – versteckt in der hintersten Ecke – unser Benzinkanister!! Tata.., welch ein Triumph!! Der Benzindieb war sprachlos, die übrigen Portugiesen schauten fassungslos und ich konnte zufrieden unseren Benzinkanister wieder mitnehmen. Was für ein Gefühl, mit dem Kanister die Promenade entlang zu stolzieren, im Kopf das Lied: „yeah…., I feel good“….

Trotz des Zwischenfalls können wir aber sagen, dass die Menschen in Portugal sehr freundlich sind und keine negativen Gefühle aufkommen lassen. Man merkt aber auch, dass die Menschen sehr arm sind und dass wir nicht ganz unschuldig an diesem Vorfall waren, denn – Gelegenheit macht Diebe!!

 

Wir bekommen Besuch von der Wasserschutzpolizei, allgemeine Kontrolle der Bootspapiere. Der Polizeibeamte ist sehr freundlich und entschuldigt sich für die Unannehmlichkeit. Als er alles überprüft und notiert hat, fragt er nach dem Steuernachweis. Wir verstehen nicht, der Mehrwertsteuernachweis liegt ihm doch vor. Er klärt uns auf, dass wir eine portugiesische Steuer bezahlen müssen, für die Nutzung der portugiesischen Wasserwege. Er erklärt, das die Steuer nicht sehr hoch sei und der Nachweis dann ein halbes Jahr gültig ist. Wir müssen dafür ein Marina-Büro entweder in Faro oder in Olhao aufsuchen.
Selbstverständlich tun wir das und beim dritten Versuch, schaffen wir es auch innerhalb der Bürozeiten! Wir müssen eine Nummer ziehen und warten bis wir endlich an der Reihe sind. Die Mitarbeiterin muss sich durch die Formulare arbeiten, ausdrucken, Stempel hier, Stempel da, Unterschrift. Die ganze Prozedur dauert eine Viertelstunde und dann nur noch bezahlen: „ dois Euros, se faz favor“ . Wir fragen noch einmal nach, da wir sicher sind, es nicht richtig verstanden zu haben. Die portugiesische Sprache ist schon speziell. Sie wiederholt: „dois Euros“, wir geben ihr zögerlich zwei Euro und warten ihre Reaktion ab. Aber, sie ist zufrieden und gibt uns die Bescheinigung, ein halbes Jahr gültig. Also, mal unter uns, ihr lieben Portugiesen, so wird eure Staatskasse niemals schwarze Zahlen schreiben!!

Wir bekommen Besuch aus Ostfriesland! Ann und Johannes besuchen uns für ein paar Tage und wir genießen die gemeinsame Zeit und haben viel Spass zusammen. Johannes verzweifelt an den Fischen, die er so gerne angeln würde. Es gibt sie hier reichlich, man könnte sie mit bloßen Händen fangen, aber wie die Delfine, sind auch sie arrogant. Sie sind so satt, dass sie sich nicht für unsere Köder interessieren. Dann sind sie so gemein, dass sie den Schwanz vom Gummi-Köderfisch abbeißen. Also sammeln wir lieber wieder Austern und kochen sie. Die gekochten Austern können auch Ann und Johannes überzeugen.

Stadttor von Faro mit vier Storchennester

 

Blick über die Altstadt von Faro auf die Lagune
Bummel durch die schöne, ruhige Innenstadt

 

Unseren zweiten Gasschlauch konnten wir auch in Faro nicht bekommen. Wir haben zwar ein Geschäft gefunden, sie hatten sehr viel Gaszubehör, aber nicht unsere französischen Anschlüsse. In den nächsten Tagen fahren wir nach Portimao- vielleicht haben wir dort mehr Glück!

 

 

2 Antworten auf „Erste Eindrücke von Portugal“

  1. Liebe Pascale,
    Die Vorstellung von dir vor und in diesem portugiesischen Boot hat mich heute während des Tages mehrmals laut auflachen lassen!!! Da wäre ich gerne dabei gewesen, hoffe aber gleichzeitig, dass sich dein Zorn nie so über mich ergießen wird!!

    Ich freue mich immer über euren wirklich tollen Berichte! Bin schon gespannt auf den über portimao, wo wir ja überwintern wollen. Genießt weiterhin eure Freiheit, wir begleiten euch in Gedanken und auf MarineTraffic.

    Übrigens gibt es auch im Atlantik nette Delphine . Auf der Fahrt über die Biscaya haben uns einige Schulen jeweils so eine halbe Stunde begleitet, braune und silberne ( Namen müssen wir noch lernen! ). Immer wieder ein besonderes Erlebnis!

    Liebe Grüße noch aus Bayern, aber in drei Tagen von der Ithaka aus Galizien, Angela

  2. Ich kann Euch poschierte Austern mit einer Porree-Creme Fraiche-Sauce kurz im Backofen überbacken empfehlen, Tipp von unserer Austernverkäuferin auf Oléron.

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