Dominica – Maria war vor uns da, ein Bild der Verwüstung

Dominica war die grünste und wildeste Insel, eine Naturschönheit, überwuchert von einem dichten Dschungel. War…! Bis Maria im September des letzten Jahres ihr Unwesen auf der Insel trieb, nun ist nichts mehr wie es war. Maria war ein Hurrikan der Kategorie 5, d.h. „absolut zerstörerisch“ und wütete mit einer Windgeschwindigkeit von über 260 Km/h über 9 Stunden über die Insel. Diese Insel wurde im Jahr 2015 bereits hart vom Hurrikan „Erika“ getroffen. Die Menschen waren schon vorher sehr arm, aber danach haben sie das Wenige, das sie besaßen, auch noch verloren!

 

Portsmouth, kaum ein Haus, das nicht beschädigt wurde
eine Hotelanlage kurz vor der Fertigstellung, nun schwer beschädigt
von weitem ist die geschundene Natur zu erkennen

 

Wir hörten schlimme Geschichten, von Überfällen auf Seglern, und waren verunsichert diese Insel überhaupt zu besuchen. Doch dann hörten wir viele positive Berichte von anderen Seglern, die von Dominica kamen und erzählten wie wichtig es für die Menschen auf Dominica ist, dass wenigstens die Segler wiederkommen. Der übrige Tourismus liegt brach, die Kreuzfahrtschiffe sind rar.

Von weitem sehen wir die geschundene Landschaft, aber es ist auch wieder etwas Grün zu sehen.

In der Prince Rupert Bay gibt es seit einigen Jahren eine hervorragende Organisation der Boatboys, die „PAYS“ (Porthmouth Association of Yacht Service/Security). Es gab früher unangenehme Vorkommnisse mit aggressiven Boatboys, die sie zum Umdenken bewegt haben. Sie haben ihr Logo, man kann sie erkennen und sie bieten jeden Service an, der gewünscht wird, ohne aufdringlich zu sein, und jeder Mitarbeiter wird für seine Aufgaben geschult. Sie weisen ausdrücklich darauf hin, dass das „S“ in ihrem Namen sowohl für „service“ als auch für „security“ steht. Wir fühlen uns in der Prince Rupert Bay absolut sicher, wie an vielen anderen Orten der Karibik auch.

Wir ordern über Funk eine Mooring-Boje. Eigentlich ankern wir lieber, aber hier machen wir eine Ausnahme, die Menschen sollen etwas durch uns verdienen. Jerome kommt mit seinem Boot angerauscht und ist uns mit den Leinen behilflich. Wir laden ihn an Bord ein und er erklärt uns die nötigen Gegebenheiten, wie das Einklarieren usw.

Wir können nur zwei Nächte auf Dominica bleiben, unser Sohn Neels kommt auf Guadeloupe zu Besuch, wir müssen rechtzeitig dort sein.Gerne würden wir die Insel besuchen, kein Problem, Jerome organisiert einen Fahrer für den nächsten Tag. Was für ein Service!

Am nächsten Tag treffen wir unseren Fahrer Dilon, er fährt uns mit seinem ramponierten Kleinwagen. Jedes Auto ist durch „Maria“ beschädigt, die Scheiben oft mit Plastikfolien notdürftig zugeklebt, die Karosserie verbeult.Noch schlimmer sind die Häuser: kaum ein Haus hat noch sein Dach, einige sind bereits neu gedeckt. Viele Häuser sind komplett zerstört, es fehlt an Baumaterial für die Reparaturen.

Dilon erklärt uns, dass „Maria“ eine Kombination aus Hurrikan und Tornado war, dadurch wurden die Bäume nicht nur geknickt, sondern auch gedreht und dadurch komplett entlaubt, sogar die Äste sind abgerissen. Nach „Maria“ standen nur noch nackte Baumstämme auf der Insel, nun, vier Monate später, sprießt es wieder zaghaft. Das was nicht weggeflogen ist, wurde von den Flüssen mitgerissen, es ist ein Bild der Zerstörung. Noch immer ist die Stromversorgung unterbrochen, die Telefonleitungen liegen teilweise auf der Straße. Es gibt kein fließendes Wasser, die Menschen waschen sich und ihre Wäsche in den zahlreichen Flüssen.

die Palmen sind entlaubt, von unten sprießt die Natur wieder
es muss noch viel weggeräumt werden
dies war ein kleines Restaurant…
ein trauriger Anblick

Wir besuchen eine kleine Schokoladen-Manufaktur. Sie haben dieses Jahr einen Totalausfall, keine Kakaobohnen, die Plantage ist zerstört, und auch keinen Strom für die Maschinen. Wir kaufen aus Mitleid Schokolade, auch sie müssen so viel wiederaufbauen. Ein Mann erzählt uns, er käme ursprünglich aus Florida, „Maria“ war der 16 Hurrikan in seinem Leben, doch so etwas hat er noch nicht erlebt. Er hat alles verloren, erzählt er, aber er lacht als er sagt: „… aber ich habe überlebt!“ Diese Worte hören wir so häufig an diesem Tag…!

die kleine Schokoladen- Manufaktur wird wieder aufgebaut
die Blumen erholen sich schneller als die Bäume. Sie sind sehr wichtig für die Kolibris.

 

die roten Felsen konnten Maria trotzen
Dilon zeigt uns Blumensamen, die sich zu Schmuck oder Musikinstrumenten verarbeiten lassen
Dilon kennt sich aus in der Natur und zeigt uns die Vielfalt die sie trotz Maria noch bietet

Nachmittags machen wir mit Johannes und Angelika, ein Seglerpaar aus Kiel, eine Bootstour über den Indian River. Jerome fährt uns und lacht sarkastisch als er sagt, wir könnten ja nun den Himmel sehen, das wäre früher bei dieser Tour nicht möglich gewesen. Früher bildeten die Bäume einen grünen Tunnel über den Fluss.

der Indian River und das was davon übrig ist
Jerome fährt uns

die einstige Schönheit lässt sich nur noch erahnen

Im Indian River wurden Teile des Films „Fluch der Karibik 2“ gedreht. Das Hexenhaus, eine Requisite aus dem Film, liegt zerstört am Ufer.

Gruppenbild mit Jerome, Angelika und Johannes

Dominica hat kein reiches Mutterland, sie sind zwar Mitglied des British Commenwealth, doch das bringt ihnen keine Unterstützung aus Groß Britannien. Ihre sozialistische Regierung tut sich schwer mit der Unterstützung, die Menschen sind auf sich gestellt.

Ein deutsches Seglerpaar war so erschüttert über diese Katastrophe und die Machtlosigkeit der Menschen. Sie haben ihre Freunde in Deutschland angeschrieben und um Geldspenden gebeten. Mit dem Geld wird die örtliche Schule wiederaufgebaut, wie lobenswert!

Über Funk kündigt die Organisation „PAYS“ ein Barbecue am Strand für den  Abend an. Diese Veranstaltung gab es vor „Maria“ jeden Sonntag. Heute findet sie zum ersten Mal wieder statt, es soll ein Zeichen sein, sie möchten Maria trotzen.

Es wird Fisch und Huhn gegrillt, es gibt Reis und Salat und natürlich Rumpunch. Der DJ mischt die Musik und anschließend wird ausgelassen zur Reggae-Musik gemeinsam am Strand getanzt. Die Einheimischen strahlen und freuen sich über die Segler, ein Stück Normalität kehrt für sie zurück. Aus der Musikanlage klingt ein Reggae-Song über „Maria“, die Menschen singen lauthals mit. Es klingt trotzig, besonders der Refrain: „we survive!“ Dabei heben sie die Arme kämpferisch in die Luft, die Stimmung ist sehr emotional und gleichzeitig herzlich und familiär.

Dominica und ihre Menschen haben uns sehr beeindruckt und werden noch lange in unserer Erinnerung bleiben und wir wünschen ihnen so sehr, dass so schnell keine weiteren „bad ladies“ die Insel aufsuchen!

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