La Palma ist schon von weitem gut sichtbar. Imposant hebt sich die Insel aus dem Atlantik, die Wolken scheinen mit ihr zu spielen.
Ungewohnt ruhig verlief die zweite Überfahrt, eigentlich war viel zu wenig Wind, aber es war auch mal angenehm. So konnte jeder in der wachfreien Zeit ruhig schlafen und wir haben zum ersten Mal unseren Parasailor über Nacht stehen gelassen.
Der Parasailor ist unser Leichtwindsegel, wir schätzen ihn sehr und perfektionieren stetig den Umgang. Man darf nur nicht versäumen ihn rechtzeitig zu bergen, denn bei starken Windböen ist es ein schwieriges Unternehmen.
Vor La Palma beschleunigt der Wind plötzlich auf 25 bis 30 Knoten, mit dem Parasailor geht dabei ordentlich die Post ab! Genauso plötzlich wie der Wind gekommen ist, so ist er auch wieder weg, der Parasailor fällt ein, wir müssen ihn bergen und motoren. Diese plötzlichen Starkwinde um die nördlichen und südlichen Kaps der Inseln sollen typisch für die Kanaren sein, nun haben wir es auch gespürt!
Leider kann man auf La Palma nicht ankern, es ist zu ruppig und steinig und eignet sich höchstens zum Tagesankern.
Also sind wir dazu „verdonnert“ in der Marina zu liegen, was wir nicht so sehr favorisieren. In der Marina ist es eng, heiß und die Luft steht. Man kann nicht vom Boot aus schwimmen gehen. Dafür ist es kommunikativer, man lernt viele Menschen kennen, es gibt hier sehr viele Deutsche und nicht wenige werden hier sesshaft. Der zweite Vorteil dabei ist, dass wir einfacher und sicherer das Schiff verlassen können. Also mieten wir uns ein Auto und erkunden die Insel!
Wir treffen Anette und Matthias, liebe Freunde aus Ostfriesland, sie verbringen ein paar Tage auf La Palma und kennen die Insel gut.
Wir freuen uns sehr sie zu sehen und verbringen nette Stunden zusammen! Anette und Matthias zeigen uns in die kulinarische Seite von La Palma: wir kosten den guten Weisswein von der Insel und sie zeigen uns nette kleine Restaurants in denen wir vorzüglich essen und dabei das wunderbare Abendpanorama über die Küste genießen können! Ein tolles Erlebnis!
Die Insel lädt aber auch zum Wandern ein, also werden die Wanderschuhe geschnürt und los geht ´s!
Die erste Wanderung führt uns entlang der Wasserläufe, stetig hinauf durch eine wunderschöne, wilde Landschaft. Die steilen Wände sind atemberaubend und manchmal ist es ganz schön abenteuerlich, die Wege sind teilweise weggebrochen oder von Steinschlag zugeschüttet, man muss schon schwindelfrei sein! Dann nach ca. 5 Kilometer stetig bergauf steht plötzlich ein Schild mit dem Hinweis, dass der Weg gesperrt ist! Ein schlechter Scherz, oder??! Wir beschließen das Schild zu ignorieren und wandern weiter, es findet sich auch kein weiteres Schild auf dieser Strecke, auch nicht in der entgegengesetzten Richtung…, gut dass wir mal nicht so „deutsch“ waren und das Schild nicht befolgt haben!
Die Steigungen bringen uns aber doch an unsere Grenze und am Ende der Wanderung spüren wir einzelne Muskeln, die uns bis dahin unbekannt waren!! Für die letzten Meter müssen wir noch einige Treppenstufen bewältigen, die Oberschenkel brennen und wir kriechen zum wunderschönen Dorfplatz von Las Nieves – aber fühlen uns wie Helden!!
Doch es war sehr schön! Und so folgt die zweite Wanderung zwei Tage später oben zum Kraterrand des Vulkans. Dieses Mal sind wir klüger und beginnen die Wanderung weiter oben, so haben wir nicht so viel Steigung zu bewältigen. Haha, wir Ostfriesen sind doch lernfähig! 😉
Abends genießen wir unser verdientes Abendessen, da legt unser Stegnachbar mit seinem Angelboot an. Stolz präsentiert er seinen heutigen Fang: zwei riesige Thunas, einer 90 Kg und der zweite 70 Kg schwer. Es sammeln sich viele Neugierige und der Fang wird mit vielen „ohs“ und „ahs“ kommentiert. Wir trauen unseren Augen nicht, als der Bootseigner ein großes Messer nimmt und damit beginnt, den Thuna direkt hinter unserem Boot auf dem Steg zu zerlegen. Wir sind über das Schlachtfest irritiert, doch ganz selbstverständlich bekommt jeder etwas ab. So bekommen auch wir ein riesiges Stück frischen Thunfisch. Wir sind mal wieder begeistert von der Nettigkeit der Spanier – ganz selbstverständlich teilen sie mit uns, jeder am Steg bekommt etwas vom Fang, den Rest nehmen sie mit nach Hause.
Die Fischabfälle landen direkt ins Hafenbecken und liegen nun unter Mojito, schluck, auch an diese unkonventionelle Art der Abfallentsorgung müssen wir uns gewöhnen!!
Wir fahren mit dem Auto nach Santa Cruz, die Hauptstadt von La Palma, laut Internet gibt es dort einen Yacht-Ausrüster. Ersatzteile zu besorgen bleibt bei unserer Reise eine ständige Herausforderung. Wie einfach ist es doch in Deutschland, jedes beliebige Ersatzteil online zu bestellen und ein oder zwei Tage später wird es geliefert!
Santa Cruz ist ein reizende Stadt, der Besuch hat sich gelohnt. Aber die Marina wirkt ausgestorben, nur wenige Plätze sind belegt. Der Ausrüster hat sein Geschäft geräumt, auch die anderen Geschäfte stehen leer. Die Wirtschaftskrise ist nicht zu übersehen, es ist beklemmend.
Aber auch die andere Seite gibt es, wie z.B. neben unserer Marina in Tazacorte: mit EU-Gelder wurde hier ein riesiges Terminal für Kreuzfahrtschiffe gebaut. Bis heute hat hier kein Kreuzfahrtschiff angelegt, denn sie legen nach wie vor in Santa Cruz an. Somit liegt das gesamte Areal in Tazacorte brach und rottet vor sich hin! Wer genehmigt solch einen nutzlosen Gigantismus?! Wir werden es nicht erfahren.
Für uns ist die schöne Zeit auf La Palma vorbei, und es geht weiter Richtung La Gomera!