Wir starten von La Palma und haben, wie so oft, keinen Wind – also müssen wir leider die Küste entlang motoren. Nach einer guten Stunde nähern wir uns der Südspitze, Fuencaliente, und bemerken in der Ferne dass die Wasseroberfläche anders erscheint. Gerrit sieht es klar als Indiz, der Wind wird gleich zunehmen! Ich, dagegen, beobachte die entspannten Seevögel und bewerte die Erscheinung als nicht maßgeblich. Wir diskutieren noch lebhaft, da muss ich leider feststellen, Gerrit hatte mal wieder Recht! Es folgt eine Beschleunigung und plötzlich haben wir Windstärke 6 und in Böen 7, wir werden ordentlich mit Salzwasser geduscht.
Wir segeln trotzdem relativ entspannt mit 8 kn Geschwindigkeit La Gomera entgegen. Wir haben im Großsegel das 2. Reff und nur die Fock gesetzt- so werden Crew und Material geschont. Mojito ist ein sehr sicheres Schiff, das zeigt sich immer wieder.
Abends erreichen wir La Gomera und ankern in der ersten Bucht „Valle Gran Rey“ direkt unter einer mächtigen Felswand, sehr imposant! Als wir in die Bucht einfahren, staunen wir, denn da liegt ein fast identisches Schiff vor Anker – eine Privilège, 5 Jahre älter und ein Fuß kürzer, aber sonst baugleich. Das belgische Eigner-Paar, Bernoit und Caroll staunt genauso wie wir. Unsere Schiffe sind so selten, dass weder sie noch wir bislang ein baugleiches Schiff getroffen haben, und nun ankern wir nebeneinander!
Der Ort „Valle Gran Rey“ kann uns dagegen nicht begeistern: er ist fest in deutscher Hand. Die „Carniceria“ heisst hier Fleischerei und die „ Panederia“ heisst hier Bäckerei. Die Bäckerei wirbt für ihr deutsches Brot, die Fleischerei preist Schweinerücken und Grillwürste an. Überall wird Deutsch gesprochen, es ist befremdend. Die ansässigen Deutschen wirken esoterisch angehaucht, alle sind sehr entspannt, wir stellen uns die Frage, ob sie was geraucht haben. 😉
Nach zwei Tagen beschließen wir weiter zu ziehen, eine neue Ankerbucht zu suchen.
Unser Frischwasser ist verbraucht, wir müssen noch neues produzieren. Schwierigkeiten haben wir schon seit der Costa del Sol mit einem erhöhten Algenvorkommen in den Buchten. Immer wieder sammeln sich feinste Algenteppiche, die die Filter unseres Wassermachers verschmutzen. Bisher haben wir noch keine Erklärung für dieses Phänomen gehört, aber auch hier auf den Kanaren ist es ein Problem. Daher bleiben wir am liebsten zum Wassermachen weiter draußen. Auch heute lassen wir uns draussen treiben, lassen den Wassermacher arbeiten. Gerrit nutzt die Zeit zum Angeln und verspricht einen großen Fisch zum Abendessen. Die Fische mögen das Plätschern vom Wassermacher und sammeln sich dabei unterm Rumpf.
Plötzlich nähert sich ein großer Schatten und wir trauen unseren Augen nicht, als wir einen ca. 4 m großen Teufelsrochen direkt neben unserem Boot sehen. Was für ein majestätisches Bild, wie er sich durch das Wasser bewegt. Es scheint als würde er durch das Wasser fliegen – dazu hat er einen großen Putzerfisch auf dem Rücken. Schnell holen wir die Angel rein, denn so einen großen Fisch möchten wir dann doch nicht zum Abendessen! Er bleibt eine ganze Zeit bei uns und wir genießen den Anblick!
Wir machen uns auf die Suche nach einer geeigneten Ankerbucht, doch bei bewölktem Wetter wirkt die Küste unfreundlich und sehr karg. Ganz ehrlich, wir können uns mit dieser Insel noch nicht so recht anfreunden!
Also beschließen wir in der Marina von San Sebastian nach einem Liegeplatz anzufragen. Sie sind sehr freundlich und sagen sie seien schon ziemlich voll, aber ja, wir können noch kommen!
Wir werden von einem sehr kompetenten Marinero empfangen, was leider nicht selbstverständlich ist, wie wir schon in den vergangenen Monaten feststellen durften! Die Marina ist super organisiert und die nahgelegene kleine Stadt San Sebastian ist ganz reizend, die Laune bessert sich.
Auch treffen wir Martina und Daniel aus der Schweiz wieder. Wir haben sie vor zwei Jahren in Cartagena kennen gelernt und seitdem losen email-Kontakt gepflegt. Wir trinken ein Glas Wein zusammen und tauschen Informationen aus. Sie segeln am nächsten Tag weiter nach La Palma.
Wir mieten uns ein Auto und wollen die Insel erkunden. Der freundliche Autovermieter nimmt sich viel Zeit um uns genau zu erklären, wie wir uns den besten Überblick verschaffen können und gibt uns viele Tipps. Das fällt uns hier positiv auf, die Menschen sind extrem freundlich und sehr entspannt. Um das Auto Abends wieder abzugeben, brauchen wir es nur am Straßenrand abzustellen, die Schlüssel unter die Fußmatte zu legen und das Auto nicht abschließen. Auf dieser Insel wird nicht geklaut, versichert uns der Autovermieter! Hier ist die Welt noch in Ordnung, wie schön…! 🙂
Nun zeigt sich La Gomera von seiner schönsten Seite. Zeigte sich die Insel von außen karg und trocken, so ist sie im Innern grün und üppig, abwechselnd mit bizarren Felsformationen. Die Insel ist sehr gepflegt, der Tourismus wird ernst genommen, man fühlt sich willkommen. Wir verbringen einen wunderbaren Tag und sind beeindruckt von dieser wunderschönen Insel! Ein großes Lob an die Tourismusverwaltung: ihr Konzept ist durchdacht und stimmig!
Eine Antwort auf „La Gomera – Liebe auf den zweiten Blick“
Hi ihr Lieben,
das Klingt immer so mega spannend und wir sind echt neidisch 😉
Hi ihr Lieben,
das Klingt immer so mega spannend und wir sind echt neidisch 😉
Sehr cooles Erlebnis und sehr cooler Blog!!
Lieben Gruß, Bauers aus Leer