St. Lucia

Wir stehen in Kontakt mit Whisper Power um eine Regelung für unser Generator-Problem zu erhalten. Der Kontakt ist zäh und erfordert Geduld. Durch die Zeitverschiebung von fünf Stunden zu Europa, haben wir pro Arbeitstag nur einen gemeinsamen Schnittpunkt von drei Stunden, das ist wahrlich nicht viel! Es soll einen Händler auf St.Lucia geben, also segeln wir dort hin. Eigentlich wollten wir St.Lucia nicht anlaufen, auch hier hatten wir viel Schlechtes gehört. Angeblich sollen die Boatboys sehr penetrant sein und sich an der Reeling festhalten, bis man ihnen etwas abkauft. Die Rodney Bay soll überfüllt sein und die Gefahr ausgeraubt zu werden, soll hier sehr hoch sein. Wir wollen mit dem Händler sprechen, also müssen wir wohl in den sauren Apfel beißen und dorthin segeln!

Zwischen St. Vincent und St. Lucia haben wir perfekte Segelbedingungen und wir rauschen mit 8 Knoten Geschwindigkeit durchs Wasser. Von weitem kommen die beiden Pitons in Sicht, das sind die zwei zuckerhutartigen Vulkankegel, die sich aus dem Meer erheben, das Wahrzeichen von St.Lucia. Es ist ein imposanter Anblick!

die zwei Vulkankegel, die „Piton“
der kleine Vulkankegel „Petit Piton“ 770 m hoch

Wir gelangen in den Windschatten der Insel, der Wind dreht und kommt nun genau von vorne! Also quälen wir uns nun Seemeile für Seemeile langsam mit dem Motor voran und schaffen es vor der Dunkelheit gerade noch bis zur Marigot Bay. Wir haben noch nicht einklariert, also müssen wir an Bord bleiben und dürfen nicht an Land. Einklarieren wollen wir morgen während der Büro-Zeiten in der Rodney Bay.

Am nächsten Tag segeln wir die schöne Küste weiter Richtung Norden, kommen an der Hauptstadt Castries vorbei. Dort liegen vier riesige Kreuzfahrtschiffe, wir mögen uns diese Menschenmassen an Land nicht vorstellen!

Kreuzfahrtschiffe in Castries

Mittags erreichen wir die Rodney Bay und wir sind angenehm überrascht! Es ist sehr viel Platz, eine riesige und schöne Bucht. Es darf nur einer von uns an Land zum Einklarieren. Gerrit schafft es noch gerade vor der Mittagspause. Leider scheinen die Beamten in der Einklarierungsbehörde keine Freude an ihrer Arbeit zu haben. Sie sprechen nur das nötigste und das sehr unverständlich, ein Lächeln können sie nicht über die Lippen bringen. Zoll und Einwanderungsbehörde sind geschafft, wir merken erst beim Ausklarieren, dass wir die Gesundheitsbehörde übersehen haben. Das hat aber keiner gemerkt, wahrscheinlich liest kein Mensch diese ganzen Formulare. Kleiner Trost: es bringt einige Menschen Arbeit und Lohn!

die schöne, große Rodney Bay

Wider Erwarten stellen wir fest: es ist sehr schön hier, die Menschen sind sehr freundlich (mit Ausnahme der Einklarierungsbeamten!), Rodney Bay ist sehr schön, es gibt keine Boatboys, nur ein Gemüsehändler und ein Wäscheservice. Beide drehen sofort ab, wenn man ihnen ein Zeichen gibt, dass man nichts braucht.

der Gemüsehändler in der Rodney Bay

Der Marineservice ist sehr kompetent und bemüht unser Problem abzuwickeln. Er bemüht sich über den Mutterkonzern in den USA um eine Lösung, aber auch das braucht Zeit.

So beschließen wir eine Rundtour über die Insel zu machen und buchen ein Taxi. Leider stehen wir die meiste Zeit im Stau, aufgrund der Massen von Besuchern von den Kreuzfahrtschiffen kollabiert das örtliche Verkehrssystem. Leider fahren wir die gleichen Anlaufpunkte wie die Kreuzfahrttouristen an, und werden dort von zahlreichen Straßenhändlern belagert, die uns immer die gleichen kitschigen Souvenirs verkaufen wollen. Unser Taxifahrer schlägt uns einen Naturtrail vor, mit Blick auf die Pitons, das hört sich gut an. Die Ernüchterung kommt promp, als wir uns inmitten einer großen Gruppe amerikanischer Kreuzfahrttouristen wiederfinden.

zahlreiche Touristenbusse an den Aussichtspunkten
unser Taxifahrer „Kurt-Joseph“ erzählt uns Wissenswertes über St. Lucia
Anse la Raye
Dorfstraße Marigot Bay
Fahrt durch die Dörfer

Ein Amerikaner möchte wissen, ob wir auch auf ihrem Schiff sind. Wir erzählen, dass wir auf einem Segelboot unterwegs sind, und von Europa über den Atlantik und wieder zurück über den Atlantik segeln wollen.

Er kann es nicht fassen und erzählt uns, dass er zusammen mit seiner Frau eine Kreuzfahrt um die Welt macht. Sie sind erst seit einer Woche an Bord, aber er hat bereits jetzt Bedenken, ob sie es in Anbetracht der kleinen Kabine beide überleben werden! Er ist beeindruckt, dass wir als Paar die Atlantiküberquerung überlebt haben! Wer weiss, wir haben ja noch eine vor uns..! 😉

Wir haben genug von den überlaufenen Sightseeing-Punkten und wollen nur noch gerne die Schwefelquellen besuchen. Die „Sulphur Springs“ als Teil des Unesco Weltnaturerbe, sind heiße Vulkanquellen, aus denen es brodelt und dampft und stark nach Schwefel riecht. Wir hatten den Geruch schon weit draußen auf dem Meer wahrgenommen und wollen die Verursacher an Land sehen. Es ist schon eindrucksvoll, aber da ist dieser stechende Geruch nach faulen Eiern. Man kann auch ein Schwefelbad nehmen, danach soll man um Jahre jünger aussehen! Nein danke, der Geruch lädt nicht zum Verweilen ein! Wir haben auch den Eindruck, dass unser Taxifahrer im Stillen gehofft hatte, wir würden nicht dorthin wollen. War wohl ein schlechter Tag für ihn! Er sagt seufzend, sein Auto würde jetzt mindestens ein Tag danach riechen. Dumm gelaufen!

die brodelnden und qualmenden „Sulphur Springs“

 

Eine große Überraschung gibt es als „Rubicon“ mit Lisa und Johan aus Schweden in die Rodney Bay einläuft. Die Freude ist auf beiden Seiten groß, es gibt viel zu erzählen und zu lachen. Wir haben den gleichen Humor, trotz Sprachbarriere verstehen wir uns prächtig. Sie segeln weiter Richtung Süden, sie wollen zum Panamakanal und weiter nach Alaska. Also heißt es am nächsten Tag endgültig Abschied zu nehmen, ein Wiedersehen wird es so schnell nicht geben, das ist sehr traurig! Aber schön ist es, so viele liebenswerte Menschen auf dieser Reise kennen zu lernen, was für ein Geschenk!

Panoramablick von Pigeon Island

Wir bekommen nun Nachricht aus Europa, nach zehn Tagen der Ungewissheit! Die neue Steuerungseinheit für den Generator wird nach Sint Maarten geschickt und dort im Rahmen der Garantie ausgetauscht, eine gute Nachricht. Wir werden Mitte Februar in Sint Maarten sein, also werden wir einen Monat ohne Wassermacher überbrücken müssen, das ist die schlechte Nachricht. Aber die Hauptsache ist, dass wir Ersatz bekommen!

Ausfahrt aus Rodney Bay Marina, Trinkwasser ist getankt, die Fender werden verstaut.

Wir werden nun St.Lucia verlassen und sind froh, dass uns der Zufall hier her gelotst hat!

Unser nächstes Ziel ist Martinique.

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